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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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geöffnet, in ihn hatte sie all ihre Hoffnungen gesetzt, auf ihn hatte sie sich verlassen.
    Elsa schlug die Decke zur Seite, unter der sie lag. So wie sie mit einer Hand deren Zipfel umklammerte, so klammerte sich ihr Herz an den Wunsch, wieder mit Henning vereint zu sein.
    Â» Ich danke Ihnen, Doktor Richter. Doch nun ist es Zeit für mich zu gehen. «
    Â» Zu den Methodisten? «
    Â» Ich bin dort untergekommen, bis … bis mein Mann zurückkehrt. «
    Er schlug die Augen nieder, verlor jedoch kein Wort über diesen Aspekt ihrer Misere.
    Â» Myrtle Maloy wird Sie so lange beherbergen, wie Sie duckmäusern. Das steht Ihnen nicht. Das sollten Sie ein für alle Mal hinter sich lassen. «
    Er warf einen Blick auf das Telegramm, und Elsa verstand, dass er wirklich alles wusste, zumindest erriet.
    Â» Ich kann jetzt nicht darüber diskutieren. Ich bin müde … «
    Â» Dann bleiben Sie hier. Denken Sie nach. Gönnen Sie sich Abstand und Ruhe. Ich werde Sie nicht bedrängen. Versprochen. «
    Sie zögerte. Noch immer hielt sie den Zipfel der Bettdecke umklammert.
    Â» Nein, ich … Nein, das geht nicht. Es wäre … Ich kann doch nicht … Es ziemt sich nicht, verstehen Sie? Ich bin eine verheiratete Frau … Und nun lassen Sie mich bitte gehen. «
    Max Richter sah sie einen Moment lang an, dann trat er einen Schritt zur Seite. Elsa ging an ihm vorbei in Richtung des Ausgangs.
    Â» Eines noch « , sagte er und deutete auf den Boden. » Es scheint, als müsste ich Sie regelmäßig an Ihr Schuhwerk erinnern. «
    Er schmunzelte, traute sich tatsächlich, sie in dieser an Ernst kaum zu überbietenden Situation anzulächeln, und für einen Augenblick wollte sie sich an seine Schulter werfen und weinen, alles herauslassen, ihre Enttäuschung, die Wut, die Angst. Sie spürte diese Gefühle in sich aufsteigen, sie steckten bereits im Hals, da hörte sie Stimmen.
    Eine Sekunde später trat Myrtle Maloy ein, gefolgt von Fräulein Bleulich.
    Â» Armes Kind, wir haben von Ihrer Malaise gehört « , sagte die Missionarswitwe, ohne zu erklären, welche Malaise sie meinte – den Zusammenbruch oder dessen Ursache. » Wie geht es Ihnen? Sie sehen blass aus … für Ihre Verhältnisse, meine ich natürlich. «
    Â» Es geht mir schon wieder … «
    Â» Guten Tag, Doktor « , unterbrach Mrs. Maloy sie. » Ob Sie uns wohl kurz entschuldigen, wir möchten gerne allein mit unserem Schützling sprechen. «
    Max verließ die Hütte, und Elsa sah ihm nach wie der am Horizont versinkenden Sonne.
    Â» Ziehen Sie Ihre Schuhe an, liebes Kind. Wir sollten wirklich keine Minute zu viel in einer dubiosen Umgebung wie dieser verweilen. Doktor Richter ist kein Umgang für uns, schon gar nicht für Sie, da Sie, nun ja, noch ungefestigt sind. Bitte trödeln Sie nicht. «
    Elsa schlüpfte in ihre Schuhe, wurde nachdenklich, zögerte, gab sich dann jedoch einen Ruck, um eine Frage zu stellen. » Warum halten Sie Doktor Richter für dubios? Nach allem, was ich weiß, behandelt er die Tolai und die Einwanderer aus den anderen Südseeregionen unentgeltlich. Das ist doch lobenswert, oder? «
    Â» Ja, das ist schon richtig « , gab Myrtle Maloy widerwillig zu. » Leider hält er diese Leute aber dazu an, zu ihrer ursprünglichen unsittlichen Kleidung zurückzukehren und einige heidnische Riten wiederaufzunehmen. Damit macht er die Bemühungen unserer Kirche vielfach zunichte. Und was sein eigenes Erscheinungsbild angeht, so gleicht er eher einem Urwaldmenschen als einem Mitglied unserer Zivilisation. Überdies: Wussten Sie, dass er sich den Doktortitel nur anmaßt? Er hat sein Studium in Deutschland nach wenigen Semestern abgebrochen. Die Weißen gehen nur deshalb zu ihm, weil es uns noch nicht gelungen ist, einen richtigen Arzt in unsere Stadt zu holen, und die Fahrt nach Kimbe so beschwerlich ist. «
    Â» Dann sollten die Weißen froh sein, dass es ihn gibt. Ich finde übrigens nichts dabei, die Einheimischen an ihre Herkunft und Kultur zu erinnern. «
    Â» Kultur? Mein liebes Kind. Was ist das denn für eine Kultur, die sich darin erschöpft auszulosen, wen man morgen verspeist und womit man ihn garniert? «
    Elsa atmete tief durch. » Ich finde es seltsam « , antwortete sie in höflichem Tonfall, » dass so viele Weiße derart viel über ein Gebiet wissen,

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