Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
heißem Wasser und zerrieb sie zu einem Brei, den sie verflüssigte und langsam, Schluck für Schluck aus einer großen Tasse trank. Anschließend nahm sie sich eine Flasche Wermut und zog sich auf ihr Zimmer zurück. Dort breitete sie mehrere Decken und Laken auf dem Bett aus und legte sich nieder. Es gelang ihr sogar einzuschlafen.
    Sie erwachte von der klebrigen Wärme zwischen ihren Schenkeln. Die Schmerzen kamen kurze Zeit später, sie waren ebenso heftig wie bei einer Geburt, und dennoch waren sie nicht eins, so wie sich die Qualen der Liebe von denen des Verlassenwerdens unterscheiden.
    Iolana drückte sich ein Kissen auf das Gesicht. Von Krämpfen geschüttelt, krümmte sich ihr Körper nach allen Seiten. Als sie die Marter nicht mehr aushielt, schleuderte sie das Kissen von sich und griff nach der Flasche. Sie zwang sich, den Wermut zu trinken, erstickte die Schreie mit Bitterkeit.
    Der Alkohol explodierte in ihrer Brust und erzeugte Bilder des Kindes, das sie geboren, und Bilder der beiden Kinder, die sie nicht geboren, sondern ausgeschieden hatte. Sogleich ersetzte er die schmerzlichen, von ihm selbst freigesetzten Erinnerungen durch eine Wolke aus Dunst und Vergessen.
    Dann endlich entspannte sich Iolanas Leib.
    Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie die Nachttischlampe anknipste. Im nächsten Augenblick stieß sie einen hellen Klagelaut aus. Sie zog die Beine näher an den Oberkörper heran, umklammerte sie und weinte in die blutüberströmten Laken.
    Von weit her, dann immer näher hörte sie eine Stimme ihren Namen rufen: » Iolana? Iolana, mach die Tür auf. Was ist passiert? Iolana! «
    Es gab einen dumpfen Knall, Holz splitterte. Die Polynesierin reagierte kaum darauf, so tief hatte sie den Kopf in der Bettdecke vergraben, war weit fort, plötzlich da und wieder weit fort.
    Â» Oh mein Gott! « , entfuhr es Paulette. Einige Sekunden später sagte sie: » Nein, Gung, keinen Arzt … Bringen Sie mir alle Tücher, die Sie auftreiben können, außerdem Seife und warmes Wasser … Lassen Sie mir sämtliche Schlüssel da, auch die für den Geräteschuppen im Garten … Danach gehen Sie in Ihr Zimmer und bleiben dort bis morgen früh … Lüften Sie gut durch … Und Gung, wenn Mister Warwick in einigen Tagen zurückkehrt … Bitte sagen Sie ihm nichts von dem, was Sie hier gesehen haben. «

Das Telegramm
    Elsa und Max beobachteten einen Schwarm von Delphinen, die sich wie so oft am Abend in der Bucht tummelten. Der Wind legte sich kurz vor Sonnenuntergang, der Himmel loderte in Safran- und Rosenfarben, dann blich er aus und ging in jenes seltsame sterbende Blau über, das von innen heraus leuchtete, bevor es sich verdüsterte. Die Nacht in der Südsee kam schnell, und selbst Max, der schon lange in den Tropen lebte, war davon immer wieder verwundert, wie er Elsa gestand. Jeden Tag freute er sich aufs Neue über das Ereignis, das so spektakulär und kurz sein musste, damit man es jeden Tag aufs Neue bewundern konnte.
    Das Zusammensein mit Max war für Elsa eine grundlegend neue Erfahrung. Seine Verwunderung über die Alltäglichkeiten und Phänomene der Südsee unterschied sich erheblich von jener, die Henning an den Tag gelegt hatte. Sie war kindlich, hingebungsvoll und bejahend, während Elsas Ehemann die Schönheiten des Stillen Ozeans entweder wie etwas Selbstverständliches übersehen oder dort, wo sie unübersehbar waren, als oberflächlich diskreditiert hatte. Eine noch größere Anerkennung für Max rang Elsa jedoch die Tatsache ab, dass er seinen Aufenthalt in der Südsee weder mit deren Schönheit begründete noch mit erfolgreichen Geschäften, sondern mit seiner Liebe zu den Einheimischen. Dieser Arzt stellte sich in den Dienst der pazifischen Völker. Er hatte Elsa erzählt, dass er schon auf verschiedenen Atollen Polynesiens und Mikronesiens gearbeitet hatte, bevor er nach Port Rabaul gekommen war.
    Max hatte viel zu tun, und er gönnte sich nur wenig Ruhe, denn die Patienten kamen zu jeder Tageszeit zu ihm. Sie merkte, dass er gerne ausgiebiger mit ihr geredet hätte als immer nur über das Notwendigste, aber angesichts der wenigen Gelegenheiten für ein privates Gespräch war Elsa davor zurückgeschreckt. Sie erklärte sich ihre Scheu damit, dass die Bekanntschaft mit ihm schlecht begonnen hatte, so etwas ließ

Weitere Kostenlose Bücher