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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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jungen Birken gesäumter gepflegter grüner Rasen und ein einstöckiger roter Backsteinbau. Ein etwa fünfzehnjähriges Mädchen in einer Trainingshose mit ausgebeulten Knien und einem verwaschenen T-Shirt schloss das Tor und blieb mit auf der Brust gekreuzten Armen vor dem Jeep stehen.
    Flink wie ein Ball hüpfte ein muskelbepackter, kahlgeschorener kurzbeiniger Mann in einem leichten weißen Anzug aus dem Auto, gemächlich gefolgt von einem Mann um die dreißig in hellblauen Jeans, zerknittertem schwarzrot kariertem Hemd und mit dunkler Sonnenbrille.
    »Jemand da?«, wandte sich der Kurzbeinige an das Mädchen.
    »Erstens guten Tag.« Das Mädchen blies sich den roten Pony aus der Stirn. »Zweitens, ihr habt euch nicht vorher angemeldet, also ist keiner da. Nur ich und Ira und Sweta.«
    »Wo sind die anderen?«, erkundigte sich der Schwarzrote und streckte knackend die Glieder.
    »Mama Isa ist in Moskau, bei ihrer Kosmetikerin, wo die anderen sind, weiß ich nicht.«
    »Wann kommt sie zurück?«
    »Heut Abend, hat sie gesagt, gegen sieben.«
    »Und wo ist Ruslan?«
    »Ich hab doch gesagt, das weiß ich nicht. Er legt mir keine Rechenschaft ab.«
    »Werd nicht frech!« Der Kurzbeinige boxte das Mädchen leicht gegen die Schulter. »Wo sind die Zwillinge?«
    »In ihrem Zimmer. Und wer sind Sie?« Das Mädchen maß den Schwarzroten mit einem langen, abschätzigen Blick. »Nehmen Sie mal die Brille ab, ich erkenne Sie gar nicht.«
    Der Schwarzrote wollte etwas sagen, doch der Kurzbeinige kam ihm zuvor. »Wenn du frech wirst, verpass ich dir eine«, sagte er und versetzte dem Mädchen einen heftigen Schlag auf den Rücken, so dass sie aufschrie und husten musste.
    Die Besucher gingen zum Haus, das Mädchen hinterher, doch der Kurzbeinige stoppte sie mit einer Geste. Plötzlich packte sie seinen Arm, riss überraschend so heftig daran, dass er sich gerade noch auf den Beinen halten konnte, und flüsterte ihm hastig ins Ohr: »Bitte red mit ihm, Gulliver, ich flehe dich an, ich tue für dich, was du willst!«
    »Schieb ab!« Der Kurzbeinige riss sich los.
    »He, was ist los, kommst du endlich?«, trieb der Schwarzrote zur Eile.
    Sie schlugen dem Mädchen die Tür vor der Nase zu.
    Langsam, die mageren Hüften schwingend, ging sie zum Jeep. Darin saß ein weiterer Muskelprotz, ebenfalls kahlgeschoren, mit einem glänzenden roten, an rohes Rinderfilet erinnernden Gesicht dösend am Lenkrad.
    Das Mädchen öffnete die Beifahrertür, stieg ins Auto und setzte sich neben den Chauffeur. Der öffnete die geschwollenen kleinen Augen, gähnte herzhaft und fragte: »Was gibts, Larissa?«
    »Sei ein Kumpel, Mitjai, sag Pjotr, er soll mich auch in dem Klub unterbringen, ich bin genauso gut wie Ira und Sweta!« Sie berührte sein mächtiges Knie. Von ihren bis aufs Blut abgekauten Fingernägeln blätterte schwarzer Lack.
    »Keine Ahnung, wovon du redest!« Der Chauffeur grinste schief.
    »Das weißt du ganz genau, stell dich nicht so dumm. Ira und Sweta gehen in ein Bordell, für die fängt endlich daswahre Leben an, mit viel Kohle und schicken Klamotten. Das will ich auch. Ich halts hier nicht mehr aus. Hier, kuck mal!« Sie hob ihr T-Shirt an und entblößte ihren eingefallenen Bauch und die hervortretenden Rippen. Der Chauffeur riskierte einen schrägen Blick und entdeckte drei in die Haut eingeritzte rote, entzündete Sechsen.
    »Haste dir ein Tattoo machen wollen oder was?«, fragte er und schnalzte mit der Zunge.
    »Ich bin doch nicht bescheuert.« Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Das war Ruslan. Tut höllisch weh. Sag mal, Mitjai, hast du eine Freundin?«
    »Zieh dein T-Shirt wieder runter, dumme Gans!« Der Chauffeur verzog angewidert das Gesicht. »Und überhaupt – raus aus dem Wagen!«
    »Gib mir wenigstens was zu rauchen, du mieser Feigling!«, rief das Mädchen, mit Mühe die Tränen zurückhaltend. »Ihr tut bloß alle so cool, aber in Wirklichkeit seid ihr Feiglinge, Waschlappen! Ich möchte dich mal bei unserer Disko sehen! Weißt du, was da los ist? Komm, sei ein Kumpel, nimm mich mit zu dir, ich werde dich lieben wie…« Die letzten Worte flüsterte sie kaum hörbar, an den dumpfen, kahlgeschorenen Hinterkopf gewandt. Ihre runden grünen Augen füllten sich mit Tränen, die spitze kleine Nase voller Sommersprossen färbte sich rot, die Lippen bebten. Der Chauffeur drehte sich abrupt um und fuhr sie an: »Für den Feigling verpass ich dir gleich eine!«
    »Mach doch!« Das Mädchen nickte und schniefte. »Mach

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