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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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kommt, bin ich sofort weg.«
    Als er ihr Tee eingoss, zitterten seine Hände. Er schielte immer wieder zur Uhr und zum Telefon. Sie wollte ihn zum Reden bringen und stellte Fragen, doch seine Antworten blieben knapp. Es entstanden lange, unerträgliche Pausen,und Xenia wollte eigentlich aufstehen und gehen, konnte sich aber nicht von seinem Anblick lösen und fragte ihn schließlich kurz entschlossen: »Mitja, hast du jemanden?«
    Etwas Dümmeres hätte ihr nicht einfallen können. Er verzog angewidert das Gesicht, wurde rot und sagte mit unangenehmer, hoher Stimme: »Bitte jetzt bloß keine Beziehungsdebatte!«
    Genau in diesem Augenblick schrillte das Telefon. Mitja rannte ins Nebenzimmer, warf unterwegs einen Stuhl um und knallte die Tür zu. Xenia wusste, dass sie nun eigentlich gehen müsste, verschwinden, ohne sich zu verabschieden, blieb aber wie angewurzelt auf der Küchenbank sitzen und trank mit hastigen kleinen Schlucken den dünnen Tee. Mitja kam hereingeschlichen wie ein geprügelter Hund, ließ sich auf einen Hocker fallen und zündete sich eine Zigarette an. Er sah so unglücklich aus, dass Xenia aufstand und ihm über den Kopf strich.
    »Was ist, Mitja, kommt sie nicht?«
    »Nein.«
    »Aber sie hat immerhin angerufen«, versuchte Xenia ihn zu trösten, »sie hat angerufen und Bescheid gesagt. Jedem kann mal was dazwischenkommen.«
    Er legte die Zigarette beiseite, barg sein Gesicht an ihrer Brust und murmelte: »Ach Xenia, warum bist du nur so gut?«
    Sie küsste ihn auf den Kopf, wich zurück, lächelte sanft und sagte: »Schluss jetzt, Mitja. Ich gehe.«
    Er riss sie, ohne aufzustehen, so heftig an sich, dass sie auf seinen Schoß fiel, und kurz darauf lagen sie in seinem Zimmer auf der quietschenden schmalen Liege.
    Sie wünschte sich so sehr, dass er wenigstens ein Wort sagte, aber er schwieg und schien es eilig zu haben. So weit waren sie noch nie gegangen, sie hatten sich sonst nur geküsst und umarmt. Nun aber, als alles zu Ende schien, zoger sie aus, hastig und geschäftig, als wollte er sich an ihr für irgendetwas rächen.
    Hinterher lagen sie nebeneinander, starrten an die Decke, und Xenia hielt das Schweigen nicht mehr aus und fragte: »Ist sie hübsch?«
    »Wer?«, fragte er zurück, drehte sich um und beugte sein gerötetes, schweißnasses Gesicht über Xenia.
    »Na die, die heute nicht gekommen ist.«
    »Ja, sehr. Aber das solltest du lieber nicht fragen. Merk dir, stell einen Mann nie zur Rede, mach ihm niemals Vorwürfe. Das bringt ihn zur Raserei, verstanden?«
    »Mache ich dir denn Vorwürfe, Mitja?«
    Er antwortete mit einem hässlichen Auflachen, sprang federnd vom Bett, verließ das Zimmer und warf die Tür zu. Xenia zog sich hastig und unbeholfen an, strich sich das zerzauste Haar glatt, ging hinaus und sah ihn in einem gestreiften Bademantel in der Küche sitzen und rauchen.
    »Hast du verstanden?«, fragte er, den Blick von ihr abgewandt. »Niemals Vorwürfe oder Anklagen. Sei unbekümmert, heiter und hochmütig, keine traurigen Blicke und kein Klammern. Sei ein kaltes, rätselhaftes Biest. Aber das schaffst du sowieso nicht.«
    Xenia schaute ihn noch ein paar Sekunden lang an und spürte, dass ihr Blick natürlich traurig und flehend war und dass gleich Tränen fließen würden.
    Am nächsten Tag rief er an – sie hätte ihr Buch vergessen. Am Vormittag, als sie nach dem Nachtdienst im Krankenhaus noch schlief, kam er vorbei. Ihre Eltern waren nicht da, und das Ganze wiederholte sich, aber weniger hastig und grob.
    Etwa einen Monat lang trafen sie sich fast jeden Abend. Jedesmal, wenn Xenia Worte auf der Zunge lagen wie: »Mitja, hat sie dich verlassen? Was, wenn sie zurückkommt?«, brach sie in lautes Lachen aus. Lachen ersetzte auch alle anderen,ihr wichtigen Worte: »Mitja, ich liebe dich sehr, verlass mich nicht, ich sterbe ohne dich.«
    »Wir kennen uns seit der ersten Klasse, aber so viel gelacht hast du noch nie«, sagte er erstaunt.
    Wenn sie bei ihm zu Hause waren und das Telefon klingelte, hüpfte ihr das Herz in die Kehle. Mitja rannte hin und warf unterwegs alles um. Anschließend sah sie ihm ins Gesicht und seufzte innerlich erleichtert: Uff, noch einmal gutgegangen.
    Schließlich fand sie, dass man nicht jeden Abend zu Hause hocken konnte, das war langweilig, außerdem machte das verdammte Telefon sie verrückt.
    Sie lieh sich von einer Kollegin Geld und kaufte die teuersten Kinokarten für die Abendvorstellung, für einen amerikanischen Actionfilm mit

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