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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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mich am besten gleich alle.« Plötzlich lachte sie heiser und krampfhaft. »Allein bring ich das irgendwie nicht fertig, aber wenn mir einer helfen würde…«
    »Hau endlich ab, du bist ja völlig durchgeknallt!« Der Chauffeur beugte sich über sie und öffnete die Beifahrertür. »Lass dich bei mir nicht mehr blicken!«
    »Feigling!«, schrie das Mädchen ihm ins Gesicht, griff nachseiner halbvollen Zigarettenschachtel und sprang aus dem Auto.
    Der Chauffeur fluchte träge, gähnte dann herzhaft, lehnte sich in den weichen Sitz zurück, um gleich darauf laut zu schnarchen.
    Die rothaarige Larissa lief um das Haus herum und verharrte vor einer hohen, ans Dach gelehnten Holzleiter. Im ersten Stock stand ein Fenster weit offen, und von dort drangen gedämpfte Stimmen. Ohne lange zu überlegen, kletterte Larissa leichtfüßig und lautlos wie eine Katze die Leiter hoch.
    »Trotzdem, wem bringt das was?«, hörte sie eine der Zwillinge sagen.
    »Wer zu viel weiß, wird früh alt«, antwortete ein unangenehmer Tenor, der dem Schwarzweißen gehörte. »Also dann, Mädels, wir müssen. Habt ihr alles verstanden?«
    »Was haben wir für Garantien?«, fragte Ira zweifelnd.
    »Ihr selbst seid eure wichtigste Garantie. Eure gute Arbeit und euer Schweigen. Good bye, Schätzchen. Ich komme euch in Pjotrs Klub mal besuchen.«
    Larissa begriff, dass sie über ihrem nutzlosen Geplänkel mit dem Chauffeur das Wichtigste verpasst hatte. Die Tür wurde zugeschlagen. Larissa hoffte, Ira und Sweta würden nun den Besuch von Gulliver und dem unbekannten Schwarzroten erörtern, aber sie schwiegen. Länger auf der Leiter zu bleiben war sinnlos, die beiden hätten sie bemerken können. Larissa kletterte rasch hinunter, ging zur Mauer, holte die Zigaretten aus der Hosentasche und wollte sich eine anzünden, hatte aber kein Feuerzeug.
    »Was machst du denn hier?« Eine der Zwillinge beugte sich aus dem Fenster. Larissa konnte die beiden nicht unterscheiden und rief darum aufs Geratewohl: »He, Ira, sei ein Kumpel, wirf mir ein Feuerzeug runter.«
    Der Kopf verschwand, und kurz darauf landete eine Schachtel Streichhölzer vor Larissas Füßen.
    Sweta schlug das Fenster zu und setzte sich zu Ira aufs Bett.
    »Mir scheint, Larissa hat gelauscht«, flüsterte sie, »draußen steht eine Leiter, ich glaube, sie ist grade erst runtergeklettert.«
    »Na, wenn sie alles gehört hat, wird sie schön die Klappe halten.« Ira bleckte die Zähne. »Schließlich hängt sie am Leben. Und wenn sie nur einen Teil mitgekriegt hat, wird sie daraus nicht schlau.«
    »Meinst du?«
    »Ich bin sicher. Nun mach doch nicht schon vorher Panik! Überleg lieber, wofür wir die Kohle ausgeben wollen!« Ira umarmte ihre Schwester und küsste sie auf die Wange. »Wir könnten Klamotten davon kaufen, wir könnten uns aber auch ein Bankkonto einrichten. He, das ist eine tolle Idee! Wir legen uns Kreditkarten zu.«
    »Hör auf!«, schrie Sweta flüsternd. »Erstmal müssen wir das Geld haben. Und dann denk dran, wofür wir es kriegen. Schöne Träume! Bankkonto! Kreditkarten! Mann, Hauptsache, wir beide kommen da mit heiler Haut raus!«

Siebzehntes Kapitel
    Der Mann, der am Vormittag angerufen hatte, meldete sich nicht wieder. Xenia wählte mehrmals Olegs Mobilnummer, aber das Telefon war abgeschaltet.
    »Na schön«, sagte sie seufzend und legte auf. »Umso besser.«
    Mascha hatte gut gegessen und war sofort eingeschlafen, ohne Tränen und langes Schaukeln. Während ihres Mittagsschlafs las Xenia ein wenig in einem Biologielehrbuch, schlenderte dann durch die leere Wohnung, lauschte auf das Ticken der antiken Uhr und den entfernten Lärm der Twerskaja.
    »Wie schön man hier leben könnte«, sagte sie, vor dem Spiegel stehend, laut. »Wäre ich in einer solchen Wohnung geboren worden, wäre ich bestimmt ein ganz anderer Mensch. Ich hätte mich von klein auf geborgen gefühlt und hätte niemanden geliebt außer mir selbst. Ich wäre ein klassisches eiskaltes Biest geworden. Darauf stehen die Männer. Und Mitja hätte mich nie verlassen, auch er ist ja verrückt nach solchen Frauen.«
    Kaum hatte sie den letzten Satz gesagt, als das unsichere Gefühl von Glück und Ruhe auch schon einen Riss bekam und ein schwarzer, eisiger Wind ihr durchs Gemüt fuhr.
    Mitja und sie waren von der ersten Klasse an befreundet gewesen. Die Mädchen hatten sie beneidet, denn Mitja Kolzow galt als attraktivster Junge der Klasse.
    Die Mädchen waren untereinander dauernd tödlich verzankt, um

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