Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
Berichten zufolge waren Blut, Eingeweide und Leichen über das ganze Stockwerk verteilt!«
»Wir durften nicht sehen, wie Zimmer sieben wirklich aussah, bis unser mysteriöser, verborgener Feind uns gestattete, es zu sehen«, gab Happy zu bedenken. »Vielleicht haben wir da unten nur gesehen, was wir sehen sollten.«
»Okay«, gab JC zu. »Das ist jetzt echt unheimlich. Könnte sich jemand so ernsthaft in unseren Verstand einmischen, ohne dass wir in der Lage wären, das festzustellen?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Happy. »Ich hätte das nicht vermutet, aber die Bedingungen waren auch noch nie so wie an diesem Ort. Das sage ich doch schon die ganze Zeit – wir haben trotz unserer Fähigkeiten hier nichts verloren!«
»Das gehört praktisch zu unserer Jobbeschreibung«, sagte JC. »Keine Panik jetzt, Happy, oder du hast keine mehr übrig, wenn die Dinge wirklich aus dem Ruder laufen. Noch was Wichtiges aus diesen Dateien, Melody?«
»Die letzten Berichte enthalten nur wenige Details. Aber die Leute, die sie verfasst haben, wurden ganz klar traumatisiert von dem, was sie sahen. Da unten herrschte Chaos. Eine Menge Leute starben, und zwar auf brutale und unerfreuliche Weise. Ein Forscher schaffte es, einen Notruf abzusetzen. Wir wissen ja, was dann geschah. Schließlich wurde das gesamte Gebäude versiegelt.« Sie wandte sich halb um. »Dann kamen wir ins Spiel. Buchstäblich.«
JC nickte. Ihnen allen war klar, dass sie ohne anständiges Hintergrundwissen ins Chimera House geschickt worden waren.
»Noch was, Melody?«, fragte er.
Sie richtete den Blick wieder auf den Monitor. »Ach ja. Das ist interessant. Warte mal … ja. Es scheint, als sei einer der Tester hier heraufgekommen und hätte ein kurzes Video gedreht. Schau dir das mal an.«
Alle beugten sich über Melody, als sie den Streifen auf den Schirm holte. Zuerst zeigte das Bild wechselnde Einstellungen, die das Labor abbildeten. Niemand kam vor die Kamera, nur aus dem Hintergrund waren Rufe und Geräusche zu hören, Geschepper und angestrengte menschliche Stimmen. Etwas flitzte vorbei, ganz am Rand des Bildes, und hinterließ eine dicke Blutspur. Es bewegte sich zu schnell, als dass man hätte sehen können, was es war, und obwohl es groß genug war, um ein Mensch zu sein, bewegte es sich nicht so. Jemand weinte, irgendwo außerhalb des Kamerabildes, und schluchzte, als ob es keine Hoffnung mehr gäbe. Nicht weit davon entfernt lachte ein weiterer atemlos. Es war kein schönes Geräusch. Die Rufe im Hintergrund wurden lauter, voller Wut und Schmerz und Schrecken. Dann kreischte jemand auf, greller als eine menschliche Kehle je in der Lage hätte sein sollen.
»Was ist das?«, fragte Happy entsetzt. »Was zum Teufel ist das?«
Plötzlich brach der Ton ab. Als ob alle Kehlen gleichzeitig durchgeschnitten worden seien. Dann saß auf einmal jemand vor der Kamera und starrte hinein. Als ob er schon immer dagewesen wäre und es jetzt erst bemerkt hätte. Das Bild zeigte einen Mann von der Brust aufwärts und blockierte so den Blick auf das, was dahinter geschah. Das Gesicht eines Mannes, hohl vor Schreck und etwas, das keiner von ihnen hätte benennen können – ein seltsamer, beinahe fremdartiger Aspekt. JC erkannte erst nach einigen Sekunden, dass der Mann nicht blinzelte, obwohl Ströme von Tränen seine zitternden Wangen hinabliefen. Als er zu sprechen begann, klang seine Stimme heiser und angestrengt, als ob er sie mit zu langem Geschrei beschädigt hätte. Es tat geradezu weh zuzuhören.
»Die Welt ist am Ende. Die Welt, die wir kennen, gibt es nicht mehr. Winkt ihr noch einmal zu, so etwas werden wir nie wieder sehen. Ich habe Gott gesehen. Oder seine Engel. Und sie sind nicht, was wir dachten, dass sie wären. Der Mensch ist ein unfertig Ding … Ich habe die Zukunft gesehen, und sie ist wunderschön und glorreich, aber wir haben keinen Platz darin. Ich kann sehen, was kommt, und ich ertrage es nicht …«
Seine Hände fuhren zu seinem Gesicht, und ohne das geringste Zögern riss er sich beide Augen heraus. Er warf die Augäpfel fort, und Blut strömte dickflüssig sein Gesicht hinab. Er wandte seinen blutigen Kopf hier- und dorthin, die dunklen, leeren Augenhöhlen waren rot und wirkten zerrissen, denn er hatte sich auch die Augenlider herausgerissen. Und dann lachte er, bitter und schmerzerfüllt, und schrie: »Ich kann noch sehen!«
Etwas traf die Kamera, sie fiel um. Der kreischende Mann verschwand, und alles, was noch zu erkennen war, war
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