Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
hängen.«
Happy seufzte tief. »Was, wenn wir in alle möglichen Richtungen gleichzeitig fliehen?«
»Wir können die Chefin nicht allein lassen«, sagte JC. »Der Tote hier würde sie in einer Sekunde umbringen, wenn wir nicht hier wären, um sie zu schützen.«
»Na ja, schon«, erwiderte Happy. »Aber du sagst das, als sei das was Schlechtes.«
»Ich bin immer noch hier!«, mischte sich Latimer ein. »Und ich kann Sie hören! Wir diskutieren das später.«
Happy sah sie von oben herab an. »Ich habe Sie noch nie gemocht. Ich bin nur aus Prinzip hier, also halten Sie Ihr Schnütchen, und lassen Sie uns arbeiten.«
Latimer sah JC an. »Seit wann hat der denn ein Rückgrat?«
»Mein kleiner Junge ist ganz erwachsen geworden«, seufzte JC. »Ich könnte nicht stolzer sein. Und jetzt tun Sie, was der erschrockene, aber immer noch aufrecht stehende Telepath sagt, und beschäftigen Sie den Toten, während Happy und ich uns etwas ausdenken. Sie könnten ihn fragen, warum er uns immer noch nicht getötet hat, eine Frage, die mich in den letzten Minuten doch sehr bewegt.«
»Bring dieses tote Ding da bloß nicht auf Ideen«, knurrte Happy. »Er hat wahrscheinlich einen sehr guten Grund, und ich will nicht, dass er den in Frage stellt.«
Latimer schnaubte laut. »Ich verhandle nicht mit Monstern. Und ich bin nicht hilflos! Ich wäre im Carnacki-Institut nicht da, wo ich bin, ohne dass ich unterwegs ein paar nützliche und wirklich unerfreuliche Tricks gelernt hätte. Wie den hier.« Sie starrte Patterson böse an. »Sie da! Totes Ding! Passen Sie auf! Was auch immer Sie da im toten Körper meines alten Freundes auch sind. Sie glauben doch, Sie seien so hart, dann passen Sie mal auf!«
Sie schlug die verrunzelten Hände zusammen, während sie laut ein Wort der Macht sprach, und der Boden erzitterte unter jedermanns Füßen. Ein lautes, knirschendes Geräusch erfüllte die Nachtluft, und der Boden riss auf. Ein gewaltiger Spalt öffnete sich und verlängerte sich zickzackförmig, bis er zu einem riesigen Abgrund geworden war, der sich weit unter den Füßen des Toten öffnete. Er fiel ohne einen Laut hinein und wurde verschluckt. Latimer klatschte erneut in die Hände, und der Spalt schloss sich mit einem Ruck. Die lauten, knirschenden Geräusche verstummten sofort, der Boden kam zur Ruhe. Die Morgenluft war still. Alles, was von dem Spalt übrig war, war ein langer, gezackter Riss im Asphalt. JC sah Latimer mit neu erwachtem Respekt an.
»Ich wusste gar nicht, dass Sie das können.«
»Das wissen nur wenige«, erklärte Latimer. »Das ist der springende Punkt.«
»Und der Tote ist Toast!«, sagte Happy und tanzte eine kleine, ekstatische Polka auf der Stelle. »Er ist platter als Toast! Er ist tot und ganz definitiv von uns gegangen.«
»Vielleicht bin ich bei zukünftigen Treffen etwas respektvoller. Ich halte das für möglich.«
Dann erzitterte der Boden unter ihnen erneut. Sie alle sahen hinab. Wieder erbebte die Straße, diesmal intensiver, dann stöhnte sie laut, als der gezackte Spalt sich wieder öffnete, Zentimeter um Zentimeter weiter aufriss, bis er wieder ein Abgrund war. Und aus diesem Abgrund, aus dem Dunkel, erhob sich Patterson. Er erhob sich in die Luft wie ein dunkler Vogel, ein übles Omen, das über ihnen hing – getragen von schierer Willenskraft, den Gesetzen der Natur zum Trotz. Beide Seiten des Abgrunds schlugen wieder zusammen, und Patterson sank langsam herab, bis er wieder genau dort stand, wo er vorher gestanden hatte. Unverletzt, unberührt, unerschüttert. Er lächelte Latimer herablassend an.
»Haben Sie wirklich nicht mehr drauf?«
»Sie haben das auf keinen Fall allein getan«, bellte Latimer. »Sie hatten Hilfe. Machtvolle Hilfe. Hilfe von außen. Wer sind Ihre Herren und Meister? «
Patterson nickte langsam. Er sah jetzt schwerer aus, solider. Realer, so als ob da mehrere seiner Art auf einmal wären. Wieder krachte und brach der Boden zu seinen Füßen, diesmal weil seine Gestalt schwerer auf der Welt lastete, als ein reales Ding das tun sollte.
»Ah, Catherine«, sagte er. »Ich habe unsere kleinen Schwätzchen immer genossen. Sie haben ganz recht. Ich bin nicht allein. Sie haben ja keine Ahnung, was und wen Sie da vor sich haben.«
»Happy«, sagte JC leise. »Du musst jetzt in den Geist dieses Dings gucken. Keine Ausreden. Krieg mir wenigstens im Ansatz raus, was da drin vor sich geht.«
Happy seufzte so genervt, wie er nur konnte, und streckte dem Toten seinen
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