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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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vielversprechend – er wäre jedenfalls schneller gewesen als die Bummelant -, doch dann fiel mir die berüchtigte Unschärfe an der Grenze der Schwebeblase auf, die darauf hindeutete, dass die Impassoren sich dem Ende ihrer Haltbarkeitsdauer näherten. Auch das fünf Kilometer lange Totenschädelschiff der Canopus-Sodalität zog ich kurzzeitig in Betracht, bis mir einfiel, dass diese Schiffe im Ruf standen, ihre Insassen zu ermorden. Ein Trimaran des Ewigen Commonwealth wirkte so gut wie neu, doch aufgrund der Feldstreben, welche die drei Rümpfe miteinander verbanden, war die Maximalbeschleunigung stark eingeschränkt. Eine schnelle Beförderung hatte für die Bürger des Ewigen Commonwealth keine Priorität besessen, denn sie hatten der kühnen Hoffnung angehangen, ihr Reich werde Millionen Jahre unverändert überdauern.
    Damit hatte ich Ateshgas Sammlung auch schon durch. Zwölf Relikte, von denen keines auch nur annähernd meinen Erwartungen entsprach.
    »Lassen Sie sich ruhig Zeit«, sagte Ateshgas Imago. »Wenn Sie möchten, können Sie das Angebot ausgiebig testen. Wie viel möchten Sie denn anlegen, wenn ich fragen darf?«
    »Das spielt keine Rolle, Ateshga. Ich fürchte, für mich ist keines dieser Raumschiffe von Interesse.«
    »Nicht so eilig, Reisender. Wir haben vieles miteinander zu besprechen. Ich weiß nicht einmal, von welcher Zivilisation Sie kommen, und da sprechen Sie bereits vom Abschied.« Er hob den Kopf und legte ihn schief, als sei ihm soeben eine Idee gekommen. »Auch wenn keines der Schiffe bei Ihnen Anklang findet, wäre es nicht vielleicht doch möglich, zu einer Einigung zu kommen, von der wir beide etwas haben? Wie wär’s mit einem Upgrade? Ich kann Ihnen einen Ersatzantrieb, einen neuen Feldgenerator, neue Bewaffnung oder bessere Sensoren anbieten.«
    »Die Sie einem dieser ausgemusterten Schrottkähne entnommen haben?«
    »Keineswegs. Im Mondschiff habe ich eine bescheidene Ersatzteilsammlung. Alle Teile von tadelloser Qualität.« Er verschränkte wieder die Hände und deutete eine Verneigung an. Das weiße Gesicht verschob sich zu einem einladenden Lächeln. »Wie wär’s, wenn Sie mir sagen würden, was Sie anzubieten haben, und dann schauen wir uns meine Waren an?«
    Portula neigte sich zu mir herüber und flüsterte: »Also, ich weiß nicht. Du bist wegen eines neuen Raumschiffs hergekommen, nicht wegen Ersatzteilen. Wär’s nicht besser, du würdest dich an den ursprünglichen Plan halten?«
    »Schauen wir uns mal an, was er anzubieten hat«, meinte ich. »Vielleicht finden wir ja etwas Verwertbares.«
    »Reisender?«
    »Ich werde meinen Datenspeicher erst dann öffnen, wenn wir wissen, dass sich das Feilschen lohnt«, sagte ich zum Imago. »Aber ich kann Ihnen einen Vorgeschmack darauf geben. Wir haben sensorische Epen aus dem Krieg der Lokalen Blase, die noch nicht in Umlauf sind. Technische Dokumente und Anhänge des Maschinenvolks. Sieben logisch konsistente Erklärungen für die Absenz. Meinen Bericht über eine Reise zur Vigilanz und die Zeit, die ich im Verdauungstrakt eines der Kuratoren zugebracht habe. Eine Karte der Handelswelten vor der erzwungenen Migration. Ist irgendetwas davon für Sie von Interesse?«
    »Das meiste«, antwortete Ateshga. »Bitte kommen Sie in mein Mondschiff – ich bin sicher, Sie werden in höchstem Maße angetan sein. Sind Sie vertraut mit den Relikten des Zweiten Imperiums?«
    »Ein wenig.«
    »Dann dürfen Sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Kommen Sie und schauen Sie sich um.«
    Ateshgas Schiff berührte und durchdrang den Schutzschirm des Mondschiffs, einen sich weitenden Kreis aus blauweißer Energie, der die Oberfläche der beiden Felder nachzeichnete. Im Innern des Impassors angelangt, schaltete er seinen Generator aus und nahm eine Position über dem Nordpol ein. Der verschwenderisch geschmückte Rumpf des Mondschiffs krümmte sich in den Pol hinein und schuf die Illusion, die Muster strömten auf die Innenfläche. Mir war das alles neu; bis jetzt war ich einem Mondschiff noch nie so nahe gekommen.
    Ateshgas Schiff passte nur mit Mühe durch die nördliche Öffnung. Als es hindurchflog, waren an beiden Seiten der zehn Kilometer durchmessenden Öffnung allenfalls noch ein paar hundert Meter Platz. Ich folgte ihm ohne Zwischenfall und stoppte unmittelbar hinter dem Heck seines schwarz facettierten Raumschiffs. Aus allen Richtungen umströmte uns goldenes Licht. Zahlreiche Objekte unterschiedlicher Größe und Form

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