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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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durchgerüttelt wurden, als die aerodynamischen Kräfte zunahmen. Portula schnitt eine Grimasse und murmelte etwas von wegen, wir hätten in ihr Schiff überwechseln sollen. Die Silberschwingen kreiste im Orbit und überwachten unsere Landung.
    Ateshga flog mit uns hundert Kilometer weit in die Wolken hinein, schaltete den parametrischen Antrieb aus und schwamm mithilfe der sequenzierten Feldmodifizierung durch die Luft. Diesen Trick hatte die Bummelant schon seit fast zehntausend Jahren nicht mehr vollführt. Ich schaltete von Pseudo- auf Realschub um.
    Über uns nahm der Himmel allmählich ein pastellfarbenes Azurblau an, gestreift mit feinen weißen Zirruswolken. Zwei Monde waren als schmale Sicheln zu sehen, doch die im Schatten liegenden Ringe sah man nicht. Unter uns blähten sich ockerfarbene Gewitterwolken, die sich durch den senffarbenen Smog schoben. Durch Risse im Wolkengefüge sah man weitere Wolken und chemische Dämpfe wogen, bis in verschwommene, Hunderte Kilometer weit in die Tiefe reichende Abgründe hinein.
    »Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass Ateshga uns hereinlegen will«, sagte Portula.
    »Warten wir mal ab, was er uns zeigen will.«
    Ateshga führte uns tiefer hinab. Die Bummelant protestierte gegen den zunehmenden Druck – die Impassoren mussten sich anstrengen, um den Schutzschirm aufrechtzuerhalten -, doch ich hatte sie schon stärker beansprucht und hatte daher volles Vertrauen in ihr Durchhaltevermögen. Portula hatte sich neben mich gesetzt und sich angeschnallt, denn der nachhinkende Beschleunigungsdämpfer die Bummelant schlug empfindlich auf den Magen.
    Als wir durch die ockerfarbenen Wolken hindurchstießen, lösten wir in unserem Gefolge eine Reihe von Gewittern aus. Eine Weile waren wir in senffarbenen Smog gehüllt und verloren jede Orientierung. Dann durchstießen wir eine Tasche mit klarer Luft, erfüllt von silbrigem, diffusem Sonnenschein, der die weit oben befindlichen Wolkenschichten durchdrang.
    Dann auf einmal erblickten wir die Raumschiffe, die Ateshga zu verkaufen hatte.
    »Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist«, sagte Portula.
    »Ich wünschte, es wäre so.«
    »Um die Welt der Zentauren sind mehr Schiffe gekreist, als hier zu sehen sind.«
    »Ich habe Sie davor gewarnt, diesem Mann zu vertrauen«, sagte Doktor Meninx. »Von Anfang an war klar, dass wir es mit einem Scharlatan zu tun haben, der nur Ausschuss anzubieten hat.«
    Insgesamt waren es zwölf Raumschiffe.
    Sie schwebten reglos in der Atmosphäre, ein jedes in eine ortsfeste Schutzblase gehüllt. Die kleinsten waren so groß wie die Bummelant , also fünf bis sechs Kilometer lang, die größten gehörten wie die Silberschwingen des Morgens der Medium-Klasse an und maßen vom Bug bis zum Heck zwanzig bis dreißig Kilometer. Ein dolchförmiges Schiff war ganze fünfzig Kilometer lang; die funkelnde rot-weiße Aufschrift machte es als Nadelraumschiff vom Erlöser-Typ kenntlich. Es wirkte beeindruckend, doch den größten Teil des Innenraums nahmen vermutlich der Antrieb und die Feldgeneratoren ein. Irgendwo in der Mitte würde es auch ein paar Kubikmeter Lebensraum geben.
    Fast ebenso lang und noch weit imposanter war die verschwenderisch gemusterte goldene Sphäre eines Mondschiffs aus der Zeit des Zweiten Imperiums. Sie war hohl, mit Öffnungen an beiden Polen. In einem Mondschiff war Platz für eine Stadt mit einer Milliarde Einwohnern oder die Datenschätze von tausend Welten. Mondschiffe waren freilich auch beliebte Ziele weniger ehrbarer Zeitgenossen, und ich wollte mich nicht dauernd über die Schulter umsehen müssen.
    Das andere Ende der Skala nahm Ateshgas kleinstes Raumschiff ein, ein 2,2 Kilometer langer geriffelter Zylinder, der aussah, als sei er aus türkis gemasertem Marmor gemeißelt. Die strengen Linien und der schmucklose Rumpf machten es als Markgräfler-Artefakt kenntlich. Vorausgesetzt, es war gut in Schuss, verfügte ein solches Schiff über eine ausgezeichnete Beschleunigung und eine sehr hohe Reisegeschwindigkeit. Die mentalen Anpassungen, die ich hätte vornehmen müssen, um an Bord auch nur zu überleben, ganz zu schweigen davon, das Schiff zu steuern, waren nach den Familienregeln jedoch streng verboten.
    Somit blieben noch neun Raumschiffe zur Wahl, doch die meisten davon konnte man schon auf den ersten Blick aussondern. Zu langsam, zu alt, zu verwundbar, zu schwierig zu warten, wenn mal eine der nicht-regenerativen Komponenten ausfallen sollte. Ein Randläufer wirkte ganz

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