Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
Vom Netzwerk:
schwebten ringsumher im Raum, gebadet in dem prachtvollen Schein.
    »Haben Sie dergleichen schon einmal gesehen?«, fragte Ateshga. »Dort drüben, zu Ihrer Linken, sehen Sie den Antrieb eines Forger Wolkenhirten. Zu Ihrer Rechten Panzermodule von Sycorax. Die waren schon eine Weile in Gebrauch, sind aber noch immer so gut wie am Tag der Fertigstellung.«
    Ich wollte ihm gerade antworten – ihm sagen, dass ich Zeit bräuchte, um mich umzuschauen, dass ich jedoch zuversichtlich sei, etwas Passendes zu finden -, als das Schiff verschwand.
    »Das war wohl doch keine so gute Idee«, bemerkte Portula.
    Auch Ateshgas Imago war verschwunden: Wir waren auf der Brücke allein. Ich drängte die Bummelant nach vorn, doch sobald mein Schiff sich in Bewegung setzen wollte, meldete es auch schon eine gefährliche Überlastung und löste die Notabschaltung des Antriebs aus.
    »Wir sitzen in der Falle.«
    »Ist mir auch schon aufgefallen.«
    Ich musterte sie mit einem übertrieben liebenswürdigen Lächeln. »Irgendwelche konstruktiven Vorschläge, abgesehen von der Bemerkung, dass wir jetzt nicht in der Patsche sitzen würden, wenn wir dein Schiff genommen hätten?«
    »Wenn die Familie Gentian sich so ihrer Gäste annimmt, dann wäre ich nicht gern ihr Gefangener«, sagte Doktor Meninx.
    »Wie wir mit Gefangenen umspringen«, erwiderte ich, »wollen Sie gar nicht wissen. Haltet durch, ihr beide. Ich steuere das Schiff zur Wand.«
    Der Antrieb sprang an und wurde immer lauter. Er kreischte, obwohl er in Wirklichkeit völlig lautlos arbeitete, selbst bei maximaler Leistung. Was wir hörten, waren alte Tonaufzeichnungen, die zur Brücke übertragen wurden. Portula hatte dieser melodramatische Zug noch nie gefallen, doch ich glaube, selbst sie war in diesem Moment dankbar für den Hinweis darauf, dass der Antrieb sein Äußerstes gab.
    Doch es reichte nicht. Das Schiff begann zu vibrieren, die Konsole warnte mich, der Antrieb sei im Begriff, die Hülle zu durchstoßen.
    Ich wies das Schiff an, seine Bemühungen abzubrechen. Das Antriebsgeräusch schwächte sich zu einem Summen ab, dann setzte dumpfe, vorwurfsvolle Stille ein.
    Nach längerem Schweigen sagte ich: »Ateshga? Hören Sie mich?«
    »Der wird nicht antworten«, sagte Portula. »Er hat schon alles, was er wollte: dein Schiff und alles, was sich darin befindet.«
    »Ich verlange, dass Sie sich den Weg freischießen«, sagte Doktor Meninx.
    Portula wandte sich ihm zu. »Wir befinden uns im Innern eines Mondschiffs und werden von einem Kraftfeld festgehalten. Sie sollten sich mal überlegen, welche Folgen der Einsatz von Waffen in dieser Situation hätte.«
    Der Avatar gab keine Antwort, sondern starrte sie nur gereizt und voller Verachtung an, als wäre sie für die erwähnten Folgen persönlich verantwortlich.
    »Was dagegen, wenn ich mal mit ihm rede?«, fragte Portula.
    »Nur zu, wenn du meinst, er wird dir antworten.«
    Sie zog die Konsole näher an sich heran. »Ateshga? Hier spricht Portula, die Eignerin der Silberschwingen des Morgens . Ich hoffe, Sie hören zu, denn ich habe Ihnen etwas sehr Wichtiges zu sagen. Ich hatte von dem Moment an, da Sie aus der Atmosphäre aufgetaucht sind, meine Zweifel. Die Zweifel waren so groß, dass ich einen Befehl an mein Schiff gesendet habe, bevor ich Campion erlaubt habe, mich in diese Falle zu bringen. Wenn sich das Schiff nicht innerhalb eines gewissen Zeitraums meldet, den zu benennen ich nicht die Absicht habe, wird sich die Silberschwingen mit Notbeschleunigung aus diesem System entfernen.«
    Ich musterte sie mit einem Blick, der die aufrichtige Hoffnung ausdrückte, sie habe die Wahrheit gesagt. Wie ich Portula kannte, lag ich damit wohl richtig.
    »Soll ich Ihnen auch noch die andere Anweisung verraten, die ich dem Schiff gegeben habe, Ateshga?«, fuhr sie fort. »Es soll einen ausführlichen Bericht an das private Netzwerk der Familie Gentian übertragen. Ja, Campion und ich sind beide Splitterlinge. Der Gedanke ist Ihnen noch gar nicht gekommen, nicht wahr? Sonst hätten Sie nämlich nicht wissen wollen, welcher Zivilisation wir angehören.«
    Nach einer Weile tauchte Ateshgas Avatar wieder auf. »Das kann jeder behaupten.«
    »Aber ich behaupte es, und ich bin eine Gentian. Sie hätten vorsichtiger sein sollen, Ateshga. Sie haben zwei Raumschiffe gesehen und sich gedacht: Das können keine Splitterlinge sein, denn die reisen stets allein. In den meisten Fällen trifft das auch zu. Campion und ich aber sind keine

Weitere Kostenlose Bücher