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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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wir vorhaben«, sagte Hesperus.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Das Tor beginnt sich zu schließen.«
    Ich blickte hinüber, konnte aber nicht feststellen, ob sich die Öffnung in der Zwischenzeit verengt hatte. Das war auch schwer zu erkennen, da ich einen Slalom um die Raumschiffe herum steuerte und sich der Blickwinkel ständig änderte. »Sind Sie sich sicher, Hesperus?«
    »Ja. Soll ich das Steuer übernehmen?«
    »Es geht schon, danke.«
    »Ich bin schneller. Ich werde nicht durch ein peripheres Nervensystem behindert. Die Rechenkraft meines Daumens entspricht der Ihres gesamten Schädelinhalts.«
    »Danke für das Kompliment.«
    »Das war eine nüchterne Feststellung. Wenn Sie mir die Steuerung überlassen, erreichen wir das Tor eher.«
    Jetzt konnte auch ich erkennen, dass die Öffnung schmaler wurde. Das offene Rechteck war noch immer drei Kilometer breit, aber weniger als zwei Kilometer hoch. Vielleicht waren es auch nur noch anderthalb Kilometer.
    Ich riss die Hände von den Instrumenten zurück und sagte: »Ich übergebe das Kommando bis auf Widerruf an meinen Passagier.« Dann warf ich mich zur Seite und sagte: »Bitte sehr. Sie sind dran. Strengen Sie sich an, denn ich habe uns bis hierher gebracht.«
    Hesperus nahm meinen Platz ein, sein breiter Rücken verdeckte mir die Sicht auf die Konsole. »Danke, Portula. Ich werde mein Bestes tun.«
    Wir wurden schneller. Wir wurden erheblich schneller, schwenkten um Hindernisse herum, rasten durch die Lücken zwischen den Andockvorrichtungen hindurch und fädelten uns im Millimeterabstand an den Hürden vorbei. Hesperus nahm die Kurskorrekturen mit einer solchen Geschwindigkeit vor, dass die Dämpferfelder Mühe hatten, mit ihm Schritt zu halten. Ich spürte die Trägheitskräfte: Phantomfinger trachteten danach, mich zu Brei zu zerquetschen.
    »Das Tor schließt sich immer schneller«, sagte Hesperus erstaunlich gelassen, während seine Hände umherhuschten wie die eines rasenden Zauberkünstlers. »Offenbar haben sie gemerkt, was wir vorhaben, und einen Notfallmechanismus ausgelöst.«
    »Können Sie noch schneller fliegen?«
    »Dann würde ich ein erhöhtes Risiko eingehen. Aber ich glaube, wir haben keine andere Wahl mehr, oder was meinen Sie?«
    »Tun Sie, was Sie tun müssen. Ich ergebe mich in mein Schicksal und schließe die Augen.«
    »Beim nächsten Mal sollten Sie vielleicht etwas näher am Ausgang parken.«
    »Ich habe nur an Sie gedacht. Ich dachte, es wäre praktisch, wenn Kadenz und Kaskade Sie nicht so weit bis zur nächsten Flitzkabine schleppen müssten, denn ich wollte unnötige Beschädigungen vermeiden.«
    »Dann verneige ich mich vor Ihrer weisen Voraussicht und entschuldige mich für die unangebrachte Kritik.«
    Hesperus kurvte um ein paar weitere Ecken, im wortwörtlichen wie im übertragenen Sinn. Das Shuttle streifte ein paar Hindernisse und schrammte daran entlang. Ich weiß nicht, ob es ein Versehen war, oder ob er dies in seine Berechnungen einbezogen hatte. Ich wusste nur, dass wir schneller geworden waren und dass das Tor sich beharrlich schloss, bis nur noch ein dunkler Spalt offen blieb, durch den wir zu entkommen hofften.
    Endlich hatte Hesperus die größten Hindernisse hinter sich gelassen, und wir hatten freie Bahn bis zum nur noch zwei Kilometer entfernten Tor. Die Öffnung verengte sich immer weiter, doch jetzt konnte er stärker beschleunigen. Die Wände des Hangars huschten immer schneller vorbei, und ich hoffte schon, wir würden es schaffen.
    Doch ich täuschte mich. Plötzlich ruckte und schwankte das Shuttle, als hätte es sich in einem unsichtbaren Netz verfangen. Hesperus gab mehr Schub, dennoch wurde das Shuttle langsamer, nicht schneller. Rote Lichter begannen zu blinken, und es ertönte ein monotones Warnsignal.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Feldwechselwirkungen«, antwortete Hesperus und drehte kurz den Kopf zu mir herum. »Das war meine größte Sorge. Die Silberschwingen hat offenbar den parametrischen Antrieb eingeschaltet. Die Felder interferieren mit unserem Antrieb, und das Shuttle dürfte dabei den Kürzeren ziehen.«
    »Können wir denn gar nichts tun?«
    »Sie müssten das eigentlich besser wissen als ich, Portula. Wenn ich mehr Schub gebe, kommt es entweder zu einer Sicherheitsabschaltung, oder der Antrieb explodiert. Ich weiß nicht, welche Möglichkeit ich vorziehen würde.« Hesperus hantierte wieder an der Steuerung, langsamer als zuvor. »Es tut mir leid, Portula, aber ich glaube, das war’s

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