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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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Calidris tot ist. Beim Versuch, den Wolkenpalast zu erreichen, fiel er seinen Gegnern in die Hände.«
    »Calidris lebt, wenn wir unseren Spionen Glauben schenken dürfen. Herrin, wir haben einen fürchterlichen Fehler begangen.«
    Ich legte Spiegel und Bürste weg. Ich hatte mir das Haar gebürstet und saß an einem hübsch gemusterten Buntglasfenster.
    »Ich verstehe nicht, was Ihr meint.«
    »Wie es scheint, war Calidris bereits Mordax’ Gefangener, als Ihr ihn gerufen habt. Er fiel einem Stoßtrupp des Grafen in die Hände, als er mit einer größeren Gruppe von Reisenden unterwegs war. Dies waren Schmiede, fähige Handwerker, die man deshalb verschonte. Mordax pflegt solche Leute zu versklaven und seiner Streitmacht einzugliedern. Calidris hatte sich verkleidet und seine magische Begabung mittels eines Blockadezaubers getarnt. Ein schwieriges, gefährliches Unterfangen – doch es gelang ihm recht gut. Selbst Mordax’ Magier ließen sich hinters Licht führen. Zwar hätte er die List nicht unbegrenzt durchhalten können – sie erforderte eine übermenschliche Anstrengung -, doch zunächst einmal vermochte er sich zu schützen. Später, wenn er zum Dienst in Mordax’ Streitmacht abkommandiert worden wäre, hätte Calidris seine Flucht bewerkstelligt.«
    »Bitte sagt mir, was unsere Spione sonst noch in Erfahrung gebracht haben.«
    »Calidris wurde in dem Moment, als die Nadel eindrang, von einem der Männer beobachtet. Dem Mann war sogleich klar, dass Magie im Spiel war; plötzlich erschien ohne sichtbaren Anlass ein Blutstropfen auf Calidris’ Finger, und er verspürte unangemessen starken Schmerz. Im selben Moment verlor er die Gewalt über seinen Blockadezauber, denn dieser erforderte ständige Konzentration. Der Mann bekam es mit der Angst zu tun. Calidris wurde von den gewöhnlichen Schmieden getrennt und zu Graf Mordax gebracht. Inzwischen hatten Mordax’ Magiere gemerkt, dass in der Schwarzen Burg ein machtvoller Geist zugegen war. Calidris wurde demaskiert. Er wurde in Ketten gelegt und geknebelt, ehe er sich zur Wehr setzen konnte.«
    Ich musterte Daubenton mit geübter Skepsis. »Das alles haben Euch unsere Spione berichtet? Wenn wir über solch fähige Männer verfügen, weshalb haben wir die Schwarze Burg dann nicht schon längst eingenommen?«
    »Da wäre noch etwas«, wich Daubenton meiner Frage aus. Er reichte mir einen Brief. Als ich das schwarze Gittersiegel erblickte, erschauerte ich. Das Schreiben kam von meinem Stiefbruder. Ich öffnete den Brief und las Mordax’ triumphierenden Bericht über Calidris’ Gefangennahme.
    »Du glaubst, ich könnte ihn nicht umdrehen«, las ich, »aber da irrst du dich. Jeder lässt sich umdrehen. Der Palast hat mich umgedreht. Ich dachte, ich wäre stärker als das Spiel und könnte mich in Mordax verwandeln, ohne seine Persönlichkeit anzunehmen und mir seine Vergangenheit zu eigen zu machen. In der Beziehung lag ich ebenso falsch wie du in Bezug auf Calidris. Ich werde ihm sagen, du hättest ihn verraten, um deine Hofdame freizubekommen, nachdem ich dich gebeten hätte, mir seine Identität zu enthüllen. Zunächst wird er mir nicht glauben, doch ich habe schon oft erlebt, dass Männer zerbrochen sind. Mit der Zeit wird seine Loyalität zu dir schwinden, und er wird sich mir unterwerfen. Und dann wird das Königreich von einer magischen Kraft unbekannten Ausmaßes heimgesucht werden.«
    Das Blut gefror mir in den Adern. Ich blickte Daubenton an. »Wir sind gescheitert. Jetzt ist alles aus.«
    Er war so übernächtigt, dass ihm fast die Augen zufielen. Haushofmeister Daubenton, Waffenmeister Cirlus, dessen Soldaten und meine ranghöchsten Minister hatten in den letzten Tagen nur für Calidris Gedanken gehabt.
    »Vielleicht besitzt Calidris ja ausreichend Willenskraft, um sich nicht gegen uns zu wenden.«
    »Niemand vermag dem Bösen auf Dauer zu trotzen. Ihr habt gelesen, was Graf Mordax geschrieben hat, Daubenton – tut nicht so, als hättet Ihr den Brief nicht bereits geöffnet und wieder versiegelt. Der Puppenpalast hat ihn verändert. Ich weiß noch genau, wie er früher war.«
    »Der Puppenpalast, Herrin?«
    Einen Moment lang hatte ich das Gefühl, vor einer umwälzenden Erkenntnis zu stehen und ein Geheimnis zu lüften, das all unsere Probleme in einem neuen, weniger beängstigenden Licht hätte erscheinen lassen. Ich glich einer Schauspielerin auf einer Bühne, die dermaßen in ihrer Rolle aufging, dass sie ganz vergessen hatte, dass alles nur

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