Das Haus der Sonnen
Allerdings war ich hinterher zu geschwächt, als dass ich Ihnen meine Befürchtungen hätte mitteilen können. Später waren die Robots sehr erleichtert darüber, dass Sie mich an den Luftgeist übergeben wollten.«
»Weil sie geglaubt haben, Sie würden das nicht lebend überstehen.«
»Doch da hatten sie sich getäuscht. Als ich wieder auftauchte, war noch Leben in mir. Als wir von Neume starteten, versuchten sie erneut, mich zu töten. Sie bemühten sich nach Kräften, meinen letzten Lebensfunken zu ersticken. Ich musste all meine Kräfte und meinen ganzen Erfindungsreichtum aufbieten, um ihren Angriff abzuwehren und mir gleichzeitig nichts anmerken zu lassen. Das ist mir offenbar gelungen, sonst hätte ich sie nicht überlisten können.« Mein goldener Träger stockte. »Stimmt etwas nicht mit Ihren Augen, Portula?«
»Alles wirkt ein bisschen verschwommen.«
»Ich habe Ihnen einen heftigen Stoß versetzt. Vielleicht sind bei Ihnen im Auge ein paar Gefäße geplatzt. Oder die Netzhaut hat sich abgelöst. Es tut mir leid, dass ich Sie nicht vorwarnen konnte. Es musste alles ganz schnell gehen.«
»Ich begreife noch immer nicht … weshalb sollten die beiden Robots gelogen haben?«
»Als sie mit mir Verbindung aufgenommen haben, wurden mir ein Stück weit ihre Gedankengänge zugänglich. Sie waren froh, dass Sie, Portula, ihrer Bitte nachgekommen sind, aber ich glaube, sie hätten nicht davor zurückgeschreckt, Sie zu töten, wenn Sie sich geweigert oder ihnen Hindernisse in den Weg gelegt hätten. Ihr einziger Trost ist, dass der Tod auf spektakuläre Weise und sehr schnell erfolgt wäre.«
Mir schwirrten so viele Fragen durch den Kopf, dass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte. Mir blieb nichts anderes übrig, als der Reihe nach vorzugehen. »Was ist mit ihnen passiert?«
»Ich habe eingegriffen, bevor Sie das Kommando übergeben konnten. Wenn ich richtig liege, befinden sie sich noch immer am anderen Ende der Flitzverbindung, auf der Brücke.«
»Sie haben Recht. Ohne meine Einwilligung können sie nicht flitzen.«
»Wird das Schiff ihnen erlauben, die Flitzkabinen zu benutzen oder verschlossene Türen zu öffnen?«
»Nein – das halte ich für ausgeschlossen. Sie sind auf der Brücke praktisch gefangen. Sollten sie die Brücke beschädigen oder sich gewaltsam befreien wollen, wird das Schiff sie als Störenfriede behandeln.«
»Es wird sie von Bord entfernen?«
»Nur wenn ich dazu Anweisung gebe. Aber es wird sie mit Fesselfeldern bewegungsunfähig machen.«
»Das wird nicht lange gutgehen – sie sind viel stärker und erfindungsreicher, als Sie meinen.« Hesperus schlug einen ernsteren Ton an. »Sie müssen die Silberschwingen auffordern, sie unverzüglich aus dem Schiff zu werfen, Portula. Wenn das nicht geht, muss das Schiff sie vernichten.«
»So einfach ist das nicht.«
»Sie können die Anweisung doch auch von hier aus geben, oder nicht?«
»Darum geht es nicht. Ich kann die Robots nicht einfach töten oder sie von Bord werfen – so läuft das nicht.«
»Sie sind nicht das, was sie zu sein vorgeben.«
»Das behaupten Sie.« Ich stöhnte vor Frust und Unbehagen. »Nehmen Sie’s mir nicht übel, aber bis vor ein paar Minuten waren Sie tot. Woher soll ich wissen, dass Sie nicht noch immer unter den Nachwirkungen der Vorgänge auf Neume zu leiden haben? Die Robots sind Gäste der Familie. Wie würde ich denn dastehen, wenn ich nach Neume zurückkäme und erklären müsste, ich hätte sie in den Weltraum geworfen?«
»Ich lüge nicht«, sagte er.
»Hesperus, betrachten Sie es mal von meiner Seite. Sie erwarten einen großen Vertrauensvorschuss von mir.«
»Sie haben mir bisher immer vertraut.«
»Es ist nicht so, dass ich Ihnen nicht mehr vertrauen würde, aber ich brauche ein bisschen Zeit zum Nachdenken. Sie sind anders – Ihre Stimme klingt anders, viel menschenähnlicher als früher. Woher soll ich wissen, dass sich nicht noch mehr bei Ihnen verändert hat?«
»Es hat sich mehr verändert, als Sie ahnen – ich bin immer noch Hesperus, aber gleichzeitig auch viel mehr. Und ich sage Ihnen, dass Sie gegen Kadenz und Kaskade vorgehen müssen.«
»Von der Brücke aus können sie nichts unternehmen. Ich werde das weitere Vorgehen mit der Familie beraten.«
»Dafür ist keine Zeit. Die Robots sind nicht darauf angewiesen, dass Sie ihnen das Kommando über das Schiff übergeben – das hätte ihnen lediglich etwas Arbeit erspart. Sie sind vor ein paar Minuten an Bord
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