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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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dann.«
    »Das Tor hat sich fast vollständig geschlossen. Selbst wenn der Antrieb noch arbeiten würde, würde die Zeit nicht mehr reichen.«
    Die Silberschwingen änderte anscheinend den Kurs. Während die Lücke immer schmaler wurde, gelangte Neume in Sicht. Der Planet schrumpfte zusehends. Bei einer Beschleunigung von tausend Ge legte man in der ersten Minute achtzehntausend Kilometer zurück. Nach einer weiteren Minute waren es bereits siebenundzwanzigtausend Kilometer – der doppelte Kreisumfang Neumes. Alle Menschen, die ich kannte, alle, die mir etwas bedeuteten, befanden sich auf dem schrumpfenden Planeten. Während die Beschleunigung ihn mir entriss, musste ich mich beherrschen, sonst hätte ich die Hand ausgestreckt und ihn festzuhalten versucht. Das Tor hatte sich geschlossen. Hesperus schaltete den Antrieb auf Bereitschaft.
    »Ich glaube, jetzt sitzen wir in der Patsche.«
    Der Luftwiderstand des Hangars hatte das Shuttle gestoppt. »Wir können nicht einfach tatenlos hier abwarten«, sagte ich.
    »Rechts von Ihnen ist eine Lücke. Ich werde ein bisschen Schub geben und uns dort reinbugsieren.«
    Trotz der blinkenden Warnlichter und des gellenden Alarms gelang es Hesperus, das Shuttle in die Box zu lenken. Mit einem dumpfen Geräusch schnappten die Feldklammern zu.
    »Offenbar wollen sie das Neume-System verlassen«, sagte er. »Das ist eins der schnellsten Schiffe Ihrer Familie, nicht wahr?«
    »Ja, zumal nur noch einundfünfzig Raumschiffe übrig sind. Deshalb wollten Kaskade und Kadenz es ja unbedingt haben.«
    »Das habe ich befürchtet. Ihre Mitsplitterlinge werden somit Mühe haben, uns einzuholen, zumal das Überraschungsmoment auf Seiten der beiden Robots liegt.«
    »Wir dürfen nicht aufgeben und uns damit abfinden, dass wir mitfliegen. Wir wissen nicht einmal, wohin die Reise geht.«
    »Ich bezweifle sehr, dass die Robots die Absicht haben, uns mitzunehmen. Wenn das System erst einmal hinter ihnen liegt und sie eventuelle Verfolger abgeschüttelt haben, werden sie sich um uns kümmern.«
    »Und dann?«
    »Sie werden eine Möglichkeit finden, uns zu eliminieren. Ich werde mich bemühen, Sie nach Kräften zu schützen, aber ich bin auf mich allein gestellt.«
    »Was haben sie vor?«
    »Irgendwohin zu fliegen.«
    »Aber sie brauchten nicht extra nach Neume zu kommen, um ein Raumschiff zu finden. Wenn Sie Recht haben, dann haben sie das schon lange vor dem Angriff geplant.«
    »So sieht es aus.«
    Er hatte sich von der Konsole abgewandt. Die goldene Maske seines Gesichts wirkte so gelassen und einnehmend wie eh und je, doch ich hatte das Gefühl, etwas übersehen zu haben.
    »Sie wissen mehr, als Sie sagen, Hesperus. Den Eindruck habe ich, seit Sie wieder aufgewacht sind. Was ist auf Neume passiert?«
    »Wir sollten über unsere Lage beratschlagen«, sagte er, ohne auf meine Frage einzugehen. »Verfügt das Shuttle über Stasiskammern?«
    »Nein. Die werden nicht gebraucht.«
    »Das habe ich mir gedacht. Einstweilen macht das nichts, aber wir sollten dennoch in ein großes Raumschiff umziehen, das sich besser verteidigen lässt. Falls wir eins mit Waffen und Realschubantrieb finden, könnten wir gewaltsam einen Ausgang aus dem Hangar öffnen. Gibt es hier ein solches Schiff?«
    »Lassen Sie mich mal nachdenken. Das Tor ist verdammt massiv – es wird mehr als ein, zwei Laser brauchen, um da durchzukommen.«
    »Ich bin gespannt, was Sie anzubieten haben.«
    »Na schön«, sagte ich nervös, denn ich hatte immer noch Mühe, mit den Ereignissen Schritt zu halten. Ich hatte mich vor der Übergabe der Silberschwingen gefürchtet, doch jetzt hätte ich diesen Stress mit Freuden auf mich genommen, wenn ich mein Schiff nur als freier Splitterling hätte verlassen können. »Das kommt alles ein bisschen plötzlich für mich, Hesperus. Das müssen Sie mir nachsehen. Ich besitze ein peripheres Nervensystem und brauche eine Weile, um mich auf einen solch radikalen Paradigmenwechsel einzustellen.«
    »Ihnen sehe ich alles nach, Portula.« Er drehte sich zur Konsole herum und nahm ein paar Einstellungen vor. »Ich lasse den Antrieb in Bereitschaft, für den Fall, dass sich eine Fluchtgelegenheit bieten sollte. Aber darauf sollten wir uns nicht verlassen.«
    »Das tue ich auch nicht. Glauben Sie, die anderen Splitterlinge haben bemerkt, was los ist?«
    »Bestimmt.«
    »Und was werden sie tun?«
    »Sie werden Mühe haben, sich einen Reim darauf zu machen. Vielleicht werden sie annehmen, Sie würden das Schiff

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