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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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Telefon?«
    »Beim Kopf des toten Mannes! Schon wieder falsch verbunden! Ist das zu glauben! Diese verdammten Gummiplantagen-Klatschmäuler! Sie tun nichts anderes als tratschen, tratschen, tratschen und uns Chinesen schlecht machen! Was gibt ihnen das Recht, zu glauben, sie wären etwas Besseres als wir? Bumiputra nennen sie sich! Prinzen der Erde! Ein verdammter Witz! Hum gaa chaan! Verflucht seien sie!«
    »Mr Foo, bitte keine Schimpfwörter.«
    » Sai yun tau«, brummte er leise. »Mein Enkel Bong versteht mich. Er weiß, was ich sagen will.«
    Mit rotem Kopf setzte sich Lu See, die Kaffeetasse in der Hand, neben ihn. Sie sah aus, als hätte sie zu viel Rouge aufgetragen. »Mr Foo, bitte. Wir haben doch schon mehrmals darüber gesprochen. Wir unterlassen es, Bong in der Öffentlichkeit zu erwähnen. Erinnern Sie sich?«
    »Sie kennen ihn schon, seit er ein kleiner Junge war.« Er blinzelte, versuchte sichtlich, seine Gedanken zu sortieren. »Die Briten haben uns damals Orden verliehen, weil wir gegen die Japaner gekämpft haben. Sie haben Chin Peng, den Leiter der Malayan Communist Party einen OBE …«
    »Ja, ja. Das weiß ich doch alles. Aber die Welt war damals eine andere.«
    Old Fishlips Foo grunzte. »Ja, jetzt ist das Einzige, was unsere jungen Leute noch interessiert, das Kino der amerikanischen Imperialisten.«
    Als Lu See ihren Kohlsaft zur Hälfte ausgetrunken hatte, hielt ein Ford-Anglia-Polizeiwagen vor dem Haus. Wenige Sekunden später betrat Stan in einer graubraunen Khakiuniform mit glänzenden Silberknöpfen das Restaurant. Er nahm seine Mütze ab und ließ sich auf den Stuhl neben ihr fallen.
    »Du siehst heute sehr elegant aus«, sagte sie.
    »Tatsächlich? Danke.« Er strich sich mit einem Finger über sein Kinn. »Nach meiner kleinen Begegnung mit dem Tod dachte ich, ich gönne mir bei Cutthroat Chan einen ordentlichen Haarschnitt und eine Rasur. Du siehst übrigens auch nicht schlecht aus. Tatsächlich siehst du heute Morgen sogar umwerfend aus. Ist das ein neues Kleid?«
    Lu See wurde knallrot. »Tut mir leid, ich bin keine Komplimente gewöhnt.« Sie hielt inne. »Eine Tasse Tee?«
    Stan lehnte höflich ab. »Um die Wahrheit zu sagen, dies ist kein Privatbesuch.« Er räusperte sich. »Die 52. Staffel hat letzte Woche Millionen von Flugblättern abgeworfen, um auch wirklich jeden zu informieren, dass der Krieg vorbei ist. Es gibt Gerüchte, dass die Roten mit der neuen malaiischen Regierung einen Waffenstillstand schließen wollen. Natürlich besteht nicht die geringste Hoffnung, dass das tatsächlich passieren wird.«
    »Ich habe es im Radio gehört.«
    »Der Geheimdienst verfügt inzwischen über eine detaillierte Liste, auf der fast alle bekannten kommunistischen Guerillas auf der gesamten Halbinsel verzeichnet sind. Dazu gibt es Fotos von so gut wie jedem dieser Banditen. Denjenigen, die nicht innerhalb der nächsten zehn Tage die Waffen niederlegen, gebe ich nicht die geringste Überlebenschance.«
    »Warum sagst du mir das?«
    »Der Geheimdienst hat Kenntnis davon«, er räusperte sich wieder, »tatsächlich weiß er schon seit geraumer Zeit, dass Mabel bei den Roten und außerdem die Geliebte von Bong Foo ist, der bekannterweise zum harten Kern gehört. Und es ist bekannt, dass du Mabels Mutter bist und Bongs Großvater jeden Tag Tee servierst.« Er wies mit dem Kinn auf den alten Mann.
    »Was willst du damit sagen? Dass jetzt auch ich unter Verdacht stehe?«
    Stan starrte sie an. Sein Schweigen ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    »Wird man mich verhaften und verhören?«
    »Ich hoffe nicht.«
    Lu See beobachtete, wie ihre Mutter durch den Raum schlurfte. Sie sagte kein Wort, aber Lu See konnte ihr ansehen, dass sie das Gespräch genau mitverfolgte.
    »Ist das der Grund, warum du ständig hierherkommst? Um mich im Auge zu behalten? Um herauszufinden, ob ich der Malayan Communist Party irgendwelche Geheimnisse verrate?«
    Stan legte sich eine Hand auf sein Herz. »Nein«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ich komme her, weil mir das Essen hier schmeckt und weil ich dich mag.«
    »Heißt das, dass ich kein Ziel bin?«
    Stan tätschelte ihr sanft die Hand, lächelte sie an und entblößte dabei sein Pferdegebiss. »Ich bin ein ehemaliger Royal-Airforce-Soldat. Wir lügen nie, was unsere Ziele angeht.« Er griff in seine Tasche und holte ein Weingummi heraus. »Mir liegt nur etwas daran, Mabel gesund nach Hause zu bringen.«
    Lu See sah ihn zweifelnd an. »Hat das

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