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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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irgendetwas mit dem Mordanschlag auf dich zu tun?«
    Das Telefon klingelte.
    »Wai-eeeee!«, brüllte Old Fishlips.
    »Was schlägst du vor? Was soll ich tun?«, fragte Lu See Stan und machte eine hilflose Geste.
    »Beim Kopf des toten Mannes! Sai yun tau! Schon wieder falsch verbunden!«
    »Ich muss Mabel finden, bevor es zu spät ist«, flüsterte er ihr so leise zu, als enthülle er ihr ein Staatsgeheimnis. »Die Roten, die kapitulieren, werden gut behandelt werden. Einige von ihnen wird man vielleicht erst einmal in ein Rehabilitationslager stecken, den meisten jedoch wird man gestatten, in das Alltagsleben zurückzukehren. Diejenigen, die sich nicht ergeben, erwartet nichts anderes als der Tod. Es wird in diesem Fall auch keine Prozesse geben.«
    »Oh, das sind ja wunderbare Neuigkeiten«, antwortete Lu See ihm mit unüberhörbarem Sarkasmus. Sie nahm dabei etwas in ihrer Stimme wahr, das sie von sich nicht kannte: irrationale Bitterkeit. »Und wie soll ich sie deiner Meinung nach finden? Glaubst du, ich sollte durch den Fluss waten und dabei ihren Namen rufen?«
    Laut fluchend wandte Lu See sich ab und rannte aus dem Restaurant in den kleinen Hof. An den zwischen den Bäu men gespannten Wäscheleinen waren Tischtücher zum Trocknen aufgehängt. Waschbretter lehnten an den Mauern. Wo man auch hinsah, standen Töpfe mit Rosmarinbüschen. Dies war Lu Sees privater Rückzugsort. Es war der Ort, wo Mabel als Teenager Handstand geübt hatte. Wo Mabel verkündet hatte, dass sie Krankenschwester werden wolle. Wo sie, im Schatten sitzend, für ihre Senior Cambridge Examinations gelernt hatte. Wo sie an ihrem neunzehnten Geburtstag die Kerzen auf dem Kuchen ausgeblasen hatte – dem letzten Geburtstag, den sie zusammen gefeiert hatten.
    Es war ein Ort, der viele Erinnerungen barg. Aber es war auch ein guter Ort zum Nachdenken.
    Zwanzig Minuten später kam Lu See ins Restaurant zurück. Sie fühlte sich so leer wie ein zusammengefallener Windsack. Sie setzte sich neben Stan und ließ voller Verzweiflung den Kopf hängen.
    »Es tut mir leid. Mein Magen bringt mich noch um. Die Wahrheit ist«, sie hielt inne, »dass ich mich unendlich hilflos fühle.«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich habe schon einen Plan«, antwortete er. Er sprach sehr leise. »Ich möchte aber, dass du das, was ich dir jetzt sage, auf jeden Fall für dich behältst. Versprichst du mir das?« Er warf einen argwöhnischen Blick über die Schulter, dann blickte er Lu See tief in die Augen. »Ich kann Mabel finden, und ich kann sie nach Hause bringen. Aber es wird nicht leicht werden, und ungefährlich ist es auch nicht.«
    Lu See signalisierte ihm fortzufahren.
    »Ich kann jetzt nicht reden.« Er schob ihr eine Karte zu, auf der handschriftlich eine Adresse vermerkt war. »Komm morgen früh um zehn dorthin. Pass auf, dass dir niemand folgt.«
    Die Adresse auf der Karte gehörte zu einem versteckt liegenden Gebäude in der Nähe des Bahnhofs. Lu See ging zu Fuß die Victory Avenue entlang, vorbei an den maurischen Kuppeln und Minaretten, und bog dann unauffällig in eine schmale Gasse ein. An deren Ende befand sich eine Tür. Lu See klopfte drei Mal. Stan öffnete ihr.
    »Tut mir leid wegen dieses ganzen heimlichen Getues«, sagte er und schloss dabei die Tür hinter ihr. In dem Raum, in dem sie jetzt standen, saßen fünf Frauen an Schreibmaschinen. An der Wand hing eine riesige Landkarte von Malaysia. Es roch nach Bohnerwachs und Schreibmaschinentinte.
    »Ist das dein Büro?«
    »Eines von mehreren, die wir benutzen.« Als er sah, dass sie zusammenzuckte, fragte er: »Wie geht es deinem Bauch?«
    »Unverändert.«
    »Könnte ein Magengeschwür sein.«
    Er führte sie durch einen düsteren Korridor in eine Art Nachrichtenzentrale, wo ein Mann in Hemdsärmeln eine Reihe von Telefonen bediente. Sie sah zwei Postamtsuhren, eine davon zeigte die malaiische, die andere die Londoner Zeit an. In diesem Raum gab es rechts und links mehrere Türen. Sie waren geschlossen. Über einigen von ihnen leuchtete ein rotes Licht.
    Eine Malaiin mit Schildpattbrille, die vor einem Aktenschrank kauerte, sah neugierig zu ihnen hoch.
    »Das ist May«, sagte Stan. »May, würden Sie bitte dafür sorgen, dass wir nicht gestört werden?«
    Er ging auf eine der Türen zu und drückte die Türklinke herunter. Der Verhörraum besaß kein Fenster und war lediglich mit einem kleinen Tisch und zwei Stühlen aus Holz ausgestattet. Sie nahmen Platz. Stan holte ein Weingummi aus seiner

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