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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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ihr vorarbeitete, und das verfilzte Dickicht fiel wie von Zauberhand in sich zusammen, und dann ragte seine dunkle Silhouette vor ihr auf. Und jetzt erkannte sie auch, wieso er so leicht mit den Ranken fertig wurde.
    Er durchtrennte sie mit dem Jagdmesser, das er in der Hand hielt. Es glitzerte silbrig im Mondlicht und war nicht rostig und blutig wie jenes, das sie in Grace’ Kommode gefunden hatte, sondern offenbar neu. Vielleicht benutzte er es heute zum ersten Mal.
    Sie versuchte nach hinten auszuweichen, aber die Büsche waren überall und ließen keinen Durchschlupf. Der Mond schien hell über ihren Köpfen, und sie konnte Griffin recht gut sehen: die kühle Effizienz, die Entschlossenheit, mit der er die riesige, scharfe Klinge einsetzte, um an sie heranzukommen.
    Und er wiederum musste die absolute Panik in ihrem Blick wahrnehmen können, als er sie schließlich erreichte und das glitzernde Messer durch die Nachtluft sausen ließ. Sie öffnete den Mund zu einem Schrei, aber alles, was sie zustande brachte, war ein atemloses, entsetztes Quietschen.

19. KAPITEL
    „K lingt genau wie das Geräusch, das du beim Sex machst“, sagte er im Plauderton und kappte die Zweige, die sie gefangen hielten. Sie hörte Stoff reißen, als er ihren Rock zerschnitt, aber sie konnte nicht einmal dagegen protestieren. Wie angewurzelt stand sie da, während er das Messer einmal um sie herumführte.
    Und dann war sie von den Ranken befreit. Griffin blockierte jedoch ihren einzigen Fluchtweg; seine Augen funkelten wie die Klinge seines Messers. „Na komm“, forderte er sie auf.
    „Das ist nicht der Weg, über den ich hergekommen bin“, krächzte sie.
    „Nein, du hast einen Umweg genommen. Ich bin von der Laube gekommen.“
    „Welche Laube?“
    Er antwortete nicht, und sie rührte sich nicht vom Fleck. Nach einem Weilchen hob er den Arm, und sie schloss in Erwartung des Messers die Augen. Aber er packte nur ihre Hand und zog Sophie dann hinter sich her, durch die Bresche, die er geschlagen hatte.
    Er ging zügig, und sie hatte Mühe, Schritt zu halten, aber ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Vielleicht könnte sie sich losreißen, sobald sie aus dem Unterholz heraus waren. Doc war nicht weit weg, er konnte ihr helfen. Der Mond würde ihr den Weg weisen.
    Aber der verdammte Mond verbarg sich hinter einer Wolke und ließ alles in Dunkelheit versinken. Sie stolperte hinter Griffin her und prallte gegen ihn, als sie aus dem Dornengestrüpp heraustraten.
    Er fing sie auf, indem er ihr beide Hände auf die Arme legte, und sie fragte sich, wo das Messer abgeblieben war. Er ließ sie nicht los, und sein fester Griff verhinderte nicht nur ihre erneute Flucht, sondern hielt sie auch aufrecht. Sie wusste nicht recht, ob er eine Bedrohung darstellte oder ein Beschützer war.
    Still betete sie um Mondlicht. Nur ein klein wenig Licht, gerade genug, dass sie sich von diesem Furcht erregenden Kerl losmachen und nach Hause laufen konnte. Mehr verlangte sie gar nicht. Bitte, Gott, ein wenig Mondschein.
    Wie auf ein Stichwort kam der Mond wieder zum Vorschein, hell und klar, aber es gab keine Chance, sich Griffins Griff zu entwinden. Sie befanden sich am Rande einer kleinen Lichtung, die sie nicht kannte. In der Mitte der Freifläche stand ein langer Picknicktisch, allerdings ohne Stühle, und die Türmchen eines verspielten Pavillons hoben sich vor dem Nachthimmel ab.
    „Du siehst furchtbar aus“, sagte er und zog sie ins Licht. „Das wird allmählich zur Gewohnheit.“
    „Was wird zur Gewohnheit?“ Ihre Stimme klang ebenso normal wie seine, was ihr irgendwie bizarr vorkam.
    „Dich zu retten.“
    „Ach, ist das eine Rettung? Ich dachte, du hättest versuchst, mich umzubringen. Hast du deine Meinung geändert?“
    „Ich habe nur versucht, dir etwas gesunde Angst einzuflößen“, erwiderte er. Seine Hände schlossen sich plötzlich noch fester um ihre Arme, so dass es fast schmerzte; er hob sie an und setzte sie auf den Picknicktisch. Und dann ließ er sie los, und wenn er sich bewegen würde, ihr nur einen Augenblick den Rücken zukehrte, konnte sie …
    „An deiner Stelle würde ich das nicht versuchen“, meinte er, da er ihren Gedanken sofort erraten hatte. „Von diesem Fleckchen findet man schon am Tag kaum weg, wenn man sich hier nicht sehr gut auskennt. Wenn du wieder wegläufst, muss ich dir am Ende noch den Rest der Kleidung vom Leib schneiden. Was allerdings keine schlechte Idee wäre. Also los.“ Er trat

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