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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Stimme. „Das Urteil wurde wegen eines Verfahrensfehlers aufgehoben, ich kam frei und wurde nicht noch einmal angeklagt. Während ich im Knast saß, habe ich mich auf mein Juraexamen vorbereitet, und die wissen genau, dass sie gegen mich keine Chance mehr haben.“
    „Ein Schwerverbrecher bekommt keine Anwaltszulassung.“
    „Du bist ja ganz schön auf dem Laufenden. Aber ich bin kein rechtskräftig verurteilter Schwerverbrecher mehr. Wie gesagt, das Urteil wurde aufgehoben.“
    „Also hast du nur das eine Mädchen umgebracht?“
    „Ich weiß nicht, was ich getan habe, ich hatte in der Nacht einen Blackout, und ich habe mich auch später nie daran erinnert. Deshalb bin ich hergekommen: um herauszufinden, was sich damals wirklich abgespielt hat. Um herauszufinden, ob ich wirklich jemanden ermordet habe.“
    „Und was hast du herausgefunden?“
    „Nicht viel. Wie weit traust du mir noch, Sophie? Nicht sehr weit, schätze ich. Nach allem, was du weißt, könntest du mein nächstes Opfer sein.“
    „Wie beruhigend.“ Ihre Knie wurden etwas weich.
    Sein Lächeln wirkte eigenartigerweise selbstironisch. „Ich kann dir zehn Minuten Vorsprung anbieten. Ich verspreche, dass ich so lange auf der Veranda sitzen bleibe, bis du sicher zu Hause bist.“
    „Und das soll ich dir abnehmen?“
    „Dir bleibt nicht viel anderes übrig. Dieser Plan hat allerdings seine Schwachpunkte. Was, wenn ich nicht der Killer bin? Wenn sich ein anderer da draußen in den Wäldern am Still Lake herumtreibt? Der darauf wartet, dich zu erwischen, sobald du allein bist?“
    „Ich schätze, das Risiko muss ich eingehen.“
    Warum hatte er nur so einen erotischen Mund, vor allem, wenn er dieses traurige Lächeln aufsetzte? „Da ist noch etwas.“
    „Und zwar?“
    „Du möchtest gar nicht nach Hause. Du willst mir vertrauen.“
    Sie lachte ihn aus. „So bescheuert bin ich nun doch nicht.“
    „Nein, du bist kein bisschen bescheuert. Deine Instinkte sagen dir, dass du mir trauen kannst. Dein Gehirn teilt dir jedoch mit, dass du abhauen sollst.“
    „Also unentschieden.“
    Er schüttelte den Kopf. „Beziehe noch deine Hormone in die Rechnung ein, dann ist die Antwort klar. Steig aus dem verdammten Wagen und komm mit nach oben.“
    „Nach oben? Du bist nicht ganz bei Trost“, meinte sie barsch. „Du erzählst mir, dass du mich seit unserer ersten Begegnung nur angelogen hast, du erzählst mir, dass du ein Massenmörder sein könntest, und dann erwartest du, dass ich mit dir schlafe?“
    „Du wusstest die ganze Zeit, dass ich gelogen habe. Und hast trotzdem mit mir geschlafen. Ich begreife zwar nicht recht, wieso, aber du willst mich fast genauso sehr wie ich dich. Also praktisch um jeden Preis. Ich habe hier eine Aufgabe zu erledigen und kann dabei keine Ablenkung gebrauchen, und trotzdem gelingt es mir nicht, an etwas anderes zu denken als an dich. Also komm aus diesem Scheiß-Auto und begleite mich nach oben.“
    „Hast du vorhin nicht erwähnt, ich könnte nach Hause gehen, wenn ich möchte?“
    „Ich glaube nur nicht, dass du das willst.“
    „Warts ab.“ Sie entriegelte die Tür und lauerte darauf, dass er sich auf sie stürzen würde.
    Er blieb seelenruhig im Schaukelstuhl sitzen, seine langen Beine ruhten noch immer auf dem Geländer. Er sah sie einfach aus diesen dunklen, undurchdringlichen Augen an.
    Sie öffnete die Tür und trat auf die unkrautbewachsene Auffahrt. Sie wusste, dass er ihr nicht nachjagen würde. Er würde sie nicht berühren, bezwingen, mit Gewalt nehmen.
    „Weißt du, wenn du wirklich ein Serienmörder bist, machst du deinen Job extrem schlecht“, verkündete sie und schloss die Tür hinter sich. „Du solltest deinen Opfern keine Chance zur Flucht geben.“
    „Vielleicht gefällt mir die Vorstellung einer Hetzjagd. Ich habe dir nur zehn Minuten Vorsprung versprochen.“
    Sie blinzelte. Er klang so gelassen, so sachlich. Sie stand mitten auf einer einsamen Lichtung, mit einem Mann, der verurteilt worden war, weil er eine Frau getötet haben sollte, und er hatte ihr gedroht, sowohl direkt als auch indirekt, und jetzt wartete er auf ihre Antwort.
    „Was wirst du tun, Sophie? Wie eine Irre durch den Wald rennen oder mit mir ins Bett gehen? Was hättest du gern?“
    „Meinen Frieden.“
    „Leck mich“, entgegnete er freundlich. „Komm ins Haus.“
    „Hol mich doch“, gab sie zurück.
    Er schüttelte den Kopf. „Diese Spielchen können Spaß machen, aber das heben wir uns für später auf. Jetzt

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