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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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glaube nicht, dass du jemanden umgebracht hast“, sagte sie.
    Ihr Bekenntnis beeindruckte ihn überhaupt nicht. „Beweis es.“
    Wie konnte sie nur so ruhig und zugleich so nervös sein? Wie konnte ihr das, was sie gleich tun würde, zugleich so richtig und so beängstigend erscheinen? „Ich kann dir nicht beweisen, dass du es nicht warst“, meinte sie. „Ich kann dir nur beweisen, dass ich dir traue.“ Dann legte sie ihm die Hände auf die Schultern und zog ihn zu sich herunter.
    Er leistete keinen Widerstand, legte einfach die Hände auf den Picknicktisch und ließ es zu, dass ihre Lippen seinen Mund berührten. Sie hatte mit etwas mehr Enthusiasmus gerechnet und ließ irritiert von ihm ab.
    „Herzchen“, verkündete er gedehnt, „das ist kein Vertrauen, und es ist keine wahre Liebe. Das ist pures Verlangen, Sex, weiter nichts.“
    Sie musste nicht lange nachdenken, um dem etwas entgegenzusetzen. „Und? Bin ich wohl die Sorte Frau, die auf Sex mit einem Frauenmörder abfährt? Ich bin nicht gerade als übertrieben risikofreudig bekannt.“
    „Mit mir zusammen zu sein
ist
aber ein Risiko“, murmelte er.
    Sie schaute ihn an, diesen zynischen, wütenden, unwiderstehlichen Mann, und lächelte. Sie konnte nicht anders. „Herzchen“, hub sie in genau dem schleppenden Tonfall an, der für ihn so typisch war, „du gibst dir wirklich alle Mühe, den Finsterling zu mimen. Es fällt mir nur schwer, dir den abzunehmen, trotz all deiner romantischen Düsternis. Also beantworte mit bitte
eine
Frage: Glaubst du, dass du sie getötet hast?“
    Er starrte sie an; wahrscheinlich erstaunte ihn ihre gelassene Heiterkeit. „Nein“, erwiderte er schließlich.
    Sie nickte zufrieden. „Und bringst du mich jetzt zurück in dein Haus, um mit mir zu schlafen?“ Ihr Herz pochte. Sie wusste, dass sie es gesagt hatte, sie wusste, dass sie es wollte, aber diese Worte laut ausgesprochen zu hören, in ihrer Stimme, war ein kleiner Schock.
    Seine Antwort nicht minder. „Nein“, antwortete er.
    Sie spürte, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wich. Sie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so gedemütigt gefühlt und wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Am besten etwas Schlagfertiges, Belustigtes, Schnippisches. Stattdessen kauerte sie auf dem Picknicktisch und sah ihn an wie ein geprügeltes Hündchen.
    „Ich werde dich gleich hier vögeln“, setzte er hinzu.
    Marty versuchte, nicht zu offensichtlich zu schmollen, als Patrick die gewundene Straße am See entlangfuhr. Der Abend war rundum gelungen gewesen, von den Blumen über das Dinner in Stowe bis zur Rückfahrt. Sie hatten sich unterhalten. Sie war nicht daran gewöhnt, mit Jungs viel zu reden, und sie und Patrick Laflamme hatten eigentlich nichts gemeinsam. Er stammte vom Lande, war fleißig und ambitioniert und anständig bis an die Grenze zur Spießigkeit. Sie war ein Großstadt-Kid, das abhängen und Spaß haben wollte, und den konnte er ihr eindeutig nicht bieten. Und dennoch hatte sie ihm Dinge anvertraut, die sie seit Jahren niemandem erzählt hatte.
    Er hielt vor dem Haus, und sie raffte die leicht derangierten Blumen zusammen und griff nach der Tür. Er hatte ihr erklärt, dass es keinen Abschiedskuss geben würde, aber sie zögerte noch zu gehen.
    „Es war …“ Sie war drauf und dran hinzuzufügen „ein fantastischer Abend“, aber das hätte entweder zu schwach oder übertrieben geklungen. „… ganz nett“, ergänzte sie und versuchte dabei einen leicht gelangweilten Tonfall anzuschlagen. „Und danke für die Blumen.“
    „Ich habe sie von Doc“, erwiderte er mit einem schwachen Grinsen. Er hatte wirklich den süßesten Mund auf Erden. Er trug ein Jackett und eine Krawatte – sie war noch nie zuvor mit jemandem ausgegangen, der eine Krawatte umgebunden hatte. Eine durchaus reizvolle Premiere. „Ich wollte es dir eigentlich nicht erzählen, weil Doc dir unheimlich ist, aber er hat mir gesagt, er habe gehört, dass wir ausgehen wollen, und er meinte, mit diesen Blumen würde ich bei dir sicher einen guten Eindruck machen. Ich habe ihm nicht verraten, dass ich dir sowieso welche mitbringen wollte.“
    „Und du hast ihm auch nicht verklickert, dass man mich nicht erst groß beeindrucken muss, oder?“ fragte Marty. „Du hast ihm wahrscheinlich erklärt, dass du dir dieses Miststück bisher eher mit einem Baseballschläger vom Leib halten musstest.“
    „Wenn ich dich mir vom Leib halten wollte, warum sollte ich dann mit dir ausgehen,

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