Das Haus der toten Mädchen
hm?“
Darauf fiel ihr keine passende Antwort ein, also saß sie einfach schweigend da. Er sagte ebenfalls nichts, als wolle er den Augenblick nicht zerstören.
Aber sie konnten nicht ewig da herumsitzen, und er würde sie nicht küssen. Sie fummelte am Türgriff herum, und als er die Tür auf seiner Seite öffnete, wurde es in dem makellos sauberen Pick-up taghell. Er stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete ihr die Tür. Er reichte ihr sogar die Hand, um ihr vom hohen Beifahrersitz herunterzuhelfen. Das Außenlicht war an, und sie ertappte ihn dabei, wie er ihre Beine anschaute. Wie er sie bewunderte. Sie hatte alles erreicht, was sie im Augenblick erreichen konnte.
Als sie ausgestiegen war, schloss er die Tür hinter ihr, und zu ihrer Verblüffung hielt er ihre Hand fest und lief den Hügel zur Veranda hinauf.
Hinter einem der Fenster stand jemand und beobachtete sie. Grace würde sich nicht für die Szene interessieren, also musste es wohl Sophie sein, die sichergehen wollte, dass ihre kleine Schwester brav nach Hause kam.
Es gefiel ihr, seine Hand zu halten. Seine Hände waren groß, stark, schwielig und zugleich erstaunlich sanft. Sie mochte alles an ihm.
Sie erreichten die Veranda, in deren leicht orangefarbenem Licht sich winzige Insekten tummelten. „Äh … du kannst nicht mit reinkommen“, meinte sie nervös. „Sophie würde mich umbringen. Wenn du willst, lass uns zu dir fahren …“
Er hatte wirklich das allersüßeste Lächeln. „Ich habe dir doch erklärt, Marthe“, erwiderte er sanft, „dass ich an Sex ohne Liebe nicht interessiert bin.“
„Ach ja“, antwortete sie und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Und keine Knutscherei vor dem dritten Date.“ Er hielt noch immer ihre Hand, und es kostete sie Überwindung, sich aus seinem Griff zu lösen. Sie nahm die Blumen in die Linke und streckte die Rechte aus, um sich mit einem Händedruck zu verabschieden. Das war vielleicht albern, aber ihr fiel keine andere Methode ein, einen Abend zu beenden, der ihretwegen ewig hätte so weitergehen können. „Du hast zu viele Regeln, Patrick. Machst du nie eine Ausnahme?“
„Es gibt nur eine Chance für ein Mädchen, gleich am ersten Abend von mir geküsst zu werden“, erklärte er. „Nämlich wenn ich mich in sie verliebt habe.“
„Tja, ich schätze, da stehen meine Karten nicht so …“ Sie konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, denn er verschloss ihre Lippen mit seinem Mund.
Für so einen wohlerzogenen Jungen küsste er verdammt gut. Seine Hände blieben artig, aber das war in Ordnung: Was er mit Lippen und Zunge anstellte, reichte völlig. So gut war sie wahrscheinlich noch nie geküsst worden. Und dann hörte sie auf, darüber nachzugrübeln, und erwiderte seinen Kuss.
Als er sich von ihr löste, starrte sie ihn an, verwirrt, verzückt und halb von Sinnen. „Bis morgen, Marthe“, sagte er fröhlich und sprang die Verandastufen hinunter.
Ihr fiel auf, dass er grinste, als er in den Pick-up stieg und davonfuhr. Er ist wohl ziemlich zufrieden mit sich selbst, dachte sie. Na ja, sie war ebenfalls ziemlich zufrieden mit ihm.
Sie blieb auf der Veranda stehen, bis seine Rücklichter in der Nacht verschwunden waren, und öffnete dann die Küchentür, bereit, sich ihrer argwöhnischen Schwester zu stellen, die ihr nachspionierte.
Doc saß am Küchentisch, allein, mit einer Tasse Kaffee neben sich und einem liebenswürdigen Ausdruck im Gesicht.
„Hallo, Marty“, begrüßte er sie warmherzig.
Und dann sah sie das Gewehr.
Griffin gefiel der Ausdruck der Empörung auf Sophies fahlem Gesicht. Teufel, er mochte alles an dieser Frau, von den erstaunlich langen, umwerfenden Beinen unter dem zerfetzten Rock bis zu ihren üppigen Brüsten. Er mochte ihren vollen, süßen Mund, er mochte ihre weichen, geschickten Hände, und er wollte sie auf seinem Körper spüren.
Er zog sein T-Shirt aus.
„Was hast du vor?“
„Rate mal“, entgegnete er und griff nach seinem Reißverschluss.
Sie stieß einen Protestschrei aus. „Ich habe nicht gesagt, dass ich will.“
Er löste den Knopf, öffnete den Reißverschluss und griff nach Sophie. „Das war auch nicht nötig“, antwortete er und widmete sich der langen Reihe winziger Knöpfe an der Vorderseite dieses albernen Dings, das sie trug. Sie alle aufzuknöpfen erforderte viel Konzentration und Geduld, und am liebsten hätte er sie alle abgerissen oder mit dem Messer abgeschnitten wie den Saum ihres Rocks, um diese Frau
Weitere Kostenlose Bücher