Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
Vom Netzwerk:
Parchmeiner
machte ein verblüfftes Gesicht.
»Wieso?«
    »Schlagt sie
zurück.«
    »Ich begreife
nicht…«
    »Schlagt sie
zurück!« befahl Cranston.
»Sofort!«
    Parchmeiner
knöpfte die bestickte Manschette auf, klappte sie zurück,
und Athelstan sah die weißen Streifen, die sich wie Ringe um
die braunen Handgelenke des Mannes zogen.
    »Wie kommt Ihr
an die Spuren von Sklavenketten?« fragte Athelstan.
»Durch Handel?« Mit einer raschen Bewegung zog er dem
Mann das Messer aus dem Gürtel und warf es Cranston zu.
»Und wie geht es Euren Verwandten in Bristol? Habt Ihr wieder
von ihnen gehört?«
    Die Augen des jungen
Mannes wurden schmal, und Athelstan sah den entschlossenen Zug um
Mund und Kinn. Die Maske fiel. In Zukunft, nahm Athelstan sich
insgeheim vor, würde er Gesichter aufmerksamer
betrachten.
    »Lügt jetzt
nicht, Geoffrey. Ihr habt keine Schwester in Bristol. Sie hat Euch
keinen Brief geschickt. Das West Country ist wegen des Schnees
vollkommen abgeschnitten. Wie könnt Ihr mit jemand in Bristol
in Verbindung stehen, wenn die Straßen nach Westen
unpassierbar sind?« Athelstan lächelte Cranston ohne
Heiterkeit zu. »Ist es nicht eigenartig, wie eine so
unschuldige Bemerkung die ganze Sache zum Höhepunkt treiben
kann?« Athelstan trat näher; die Atmosphäre im Raum
hatte sich plötzlich verändert. Philippa war aufgestanden
und preßte die Faust vor den Mund. Die anderen waren
angespannt und regungslos wie Statuen.
    »Euer Name ist
nicht Parchmeiner, stimmt’s?« fragte Cranston.
Athelstan trat noch näher. »Wer seid Ihr?« fragte
er leise. »Seid Ihr Mark Burghgesh?«
    Ein Lächeln
zuckte über Parchmeiners Gesicht, während er versuchte,
sich zu fassen. »Was soll der Unfug?« fauchte er.
»Philippa, wir kennen uns seit drei Jahren. Ich komme aus
Bristol. Meine Schwester wohnt dort. Sie wird in ein paar Tagen
hiersein.«
    Athelstan
schüttelte den Kopf. »Nein, das wird sie nicht, junger
Mann. Aber Ihr habt uns immer noch nichts über die Ringe an
Euren Handgelenken
erzählt.«   
    Der junge Mann wandte
den Blick ab. »Ich habe früher Armbänder
getragen«, antwortete er geschmeidig.
    »Das ist doch
alles Unsinn«, schaltete sich Philippa ein. »Wollt Ihr
Geoffrey beschuldigen, meinen Vater ermordet zu
haben?«
    »Jawohl, das
will ich«, erklärte Athelstan.
    »Aber jemand ist
von außen an der Nordbastion
hinaufgeklettert!«
    »Nein.«
Athelstan sah Colebrooke an. »Master Lieutenant, habt Ihr
alles vorbereitet?«
    Colebrooke blinzelte
nervös und nickte.
    »Dann laßt
uns anfangen!« rief Cranston. »Master Lieutenant, Ihr
habt bewaffnete Wachen und Bogenschützen im Gang und
unten?«
    »Jawohl, Sir
John.«
    »Gut. Sie werden
alle bewachen. Wenn irgendjemand versucht zu fliehen, sollen sie
schießen.«
    Cranston an der
Spitze, verließen sie das Gemach, gingen die Treppe hinunter
und über das Tower Green bis vor die erste Festungsmauer zur
einsamen, trostlosen Nordbastion. Sie traten durch die Tür, im
Vorraum standen zwei Soldaten erwartungsvoll auf ihrem Posten. An
der hinteren Wand hing ein Holzgestell mit verschiedenen
Schlüsseln.
    »So«,
sagte Athelstan zu den beiden Wachen. »Jener Morgen, als Sir
Ralph tot gefunden wurde … Erzählt mir noch einmal, was
da passiert ist.«
    Der eine der beiden
Soldaten zog eine Grimasse. »Na, ich bring den jungen
Parchmeiner rauf«, sagte er. »Nein, erst nehm ich den
Schlüssel vom Haken. Dann bring ich ihn rauf. Ich
schließ die Tür zum Gang auf, laß ihn rein,
schließ die Tür wieder ab und komm
runter.«
    »Und
dann?«
    »Na«,
unterbrach der zweite Soldat, »wir hören Master Geoffrey
nach Sir Ralph rufen.«
    »Und
dann?« fragte Athelstan.
    »Er kommt
zurück und klopft an die Tür.« Der Bursche deutete
die Treppe hinauf. »Wie schließen auf, er kommt runter
und schickt nach dem Lieutenant.«
    »Nein«,
widersprach Athelstan. »Da war noch etwas. Das habt ihr uns
zumindest erzählt.«
    Der eine Soldat
kratzte sich das Stoppelkinn.
    »Ah«,
meldete sich sein Kamerad, »ich weiß schon. Der junge
Geoffrey sagt, er will Sir Ralph selbst wecken, und wir geben ihm
den Schlüssel. Er geht die Treppe rauf, überlegt
sich’s dann anders, kommt wieder runter, gibt uns den
Schlüssel und geht Master Colebrooke holen.«
    »Gut.«
Athelstan lächelte. »Und jetzt, Sir John, werde ich
Parchmeiners Weg zurückverfolgen.« Er warf einen raschen
Blick auf den jungen Mann, der mit bleichem Gesicht und schmalen
Augen wachsam dastand. Philippa starrte

Weitere Kostenlose Bücher