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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Herr?«
    »Was zum Teufel
machst du da, Bruder?« rief Cranston. Athelstan warf ihm
einen warnenden Blick zu.
    »Hör zu,
Rothand«, sagte er leise. »Du hast mir doch von Kerkern
erzählt, von Verliesen, die zugemauert
wurden.«
    Rothand wollte sich
losreißen, aber Athelstan hielt seine Hand fest.
    »Bitte«,
drängte er. »Hatte Sir Ralph solche geheimen
Gewölbe? Wenn du es mir sagst, Rothand, dann kann ich den Mann
fangen, der schuld ist am Tod des Bären.«
    Mehr Ermutigung
brauchte der Verrückte nicht. Er drehte sich um. »Warte.
Warte hier«, bat er und verschwand wieder durch die kleine
Pforte im White Tower. Sekunden später war er wieder da und
hielt ein klingendes Glöckchen in der Hand. »Folgt
Rothand!« schrie er. »Folgt
Rothand!«   
    Cranston schaute
Athelstan ungläubig an. Colebrooke winkte
verärgert.
    »Was hat der
kleine Halunke vor?« fragte Cranston leise, als der Narr sie
hüpfend über das Tower Green zu einer völlig
eingerosteten Tür im Wakefield Tower führte. Rothand
blieb davor stehen, verbeugte sich dreimal und ließ sein
Glöckchen klingeln.
    »Was ist da
drin?« fragte Athelstan.
    Colebrooke zuckte die
Achseln. »Irgendwelche Gewölbe tief unter der
Erde.«
    »Aufmachen!«
    »Ich habe keinen
Schlüssel.«
    »Macht uns keine
Schwierigkeiten!« kläffte Cranston.
»Schließt das verdammte Ding auf!«
    Colebrooke stemmte die
Hände in die Hüften, drehte sich um und brüllte
einen Befehl. Soldaten kamen gerannt. Unter Colebrookes Leitung
schoben sie einen mächtigen Rammbock heran und stießen
seinen eisenbeschlagenen Kopf gegen die Pforte, bis diese nachgab
und aus den Angeln flog.
    »Fackeln!«
befahl Cranston.
    Man brachte
Pechfackeln und zündete sie hastig an. Rothand hüpfte die
glitschigen Treppenstufen hinunter in eiskalte
Finsternis.
    Am Fuße der
Treppe begann ein Korridor, schmal, klamm und stinkend. Zur Rechten
waren nur schimmelige Wände, zur Linken zwei Zellentüren
mit eingerosteten Schlössern. Athelstan erstarrte, als er
etwas quieken und rascheln hörte; er fuhr herum und sah ein
braunes, fettglänzendes Etwas, das ins Dunkel glitt und
verschwand.
    »Schlagt die
Türen ein!« rief Cranston.
    Die Soldaten
attackierten das schwere, aber verrottete Holz und schlugen ein
großes Loch hinein. Athelstan nahm eine Fackel und kletterte
hinein. Dahinter war nichts außer ein paar Ratten, die quiekend und
raschelnd in einem vermoderten Strohhaufen in der Ecke
saßen.
    »Bei allen
Zähnen der Hölle!« zischte Cranston.
»Nichts!«
    Sie kletterten durch
das Loch in der Türwieder hinaus. Cranston hielt die Fackel
hoch und untersuchte die Wand zwischen den Türen.
    »Sieh doch,
Athelstan!« rief er.
    Der Ordensbruder
betrachtete die Wand aufmerksam.
    »Da ist noch
eine Tür«, stellte Cranston fest. »Aber sie ist
zugemauert. Hier, sie wölbt sich, und der Putz ist
frischer.«
    »Ihr
habt’s gefunden! Ihr habt’s gefunden! Ihr habt’s
gefunden!« Rothand klatschte in die Hände und
hüpfte wie ein spielendes Kind. »Sie haben die
Geheimtür gefunden!« krähte er. »Sie haben
das Spiel gewonnen!« Der Irre wurde plötzlich still.
»Ich hab das gemacht«, erklärte er dann stolz.
»Sir Ralph Whitton hat es mir befohlen. Die Tür wurde
abgeschlossen, und ich habe den Eingang
zugemauert.«
    »Wann?«
fragte Athelstan.
    »Oh, vor Jahren.
Vor Jahren!«
    Cranston schnippte
gebieterisch mit den Fingern. »Reißt die Mauer
ein!«
    Die Soldaten machten
sich mit eisernen Hämmern und Schlegeln an die Arbeit. Bald
war der Gang voll weißem, modrigem Staub.
    »Da ist eine
Tür!« rief einer.
    »Einschlagen!« befahl
Cranston.
    Wenig später
brach und krachte das verrottete Holz, das hinter der
niedergerissenen Mauer zum Vorschein gekommen war; die Soldaten
schlugen ein Loch hinein, und Cranston und Athelstan krochen
hindurch. Cranston rief nach Fackeln und hielt dann eine in die
Höhe. 
    »Barmherziger
Gott!« wisperte er und starrte das zerfallene Skelett an, das
auf einem verfaulten Strohsack lag. »Wer ist das?
    Und welcher
gräßliche Sohn des Satans hat einen so furchtbaren Tod
befohlen?«
    »Um Eure Fragen
zu beantworten, Sir John: Ich nehme an, dies sind die sterblichen
Überreste des Bartholomew Burghgesh. Und Whitton, ein Mann,
dessen Herz eine Mördergrube ist, hat den Befehl
gegeben.«
    »Sieh
doch!« zischte Sir John und leuchtete mit seiner Fackel an
die Wand, wo der weiße Knochenarm lehnte. Athelstan
spähte genauer hin und sah die grobe Zeichnung eines
Dreimasters

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