Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
Vom Netzwerk:
in den Stein geritzt; es war die gleiche Zeichnung wie
in den Briefen an Sir Ralph und die anderen. Cranstons Augen
rundeten sich
überrascht.       
    »Bruder, du hast
recht!«
    »Ja, Sir John.
Jetzt wollen wir sehen, ob der Rest meiner Theorie ebenfalls
standhält.«
    Sie befahlen
Colebrooke, Wachen vor der Zelle aufzustellen, und kehrten schnell
in die kalte, frische Luft des Tower Green zurück.
    »Was habt Ihr
denn gefunden?« fragte der Lieutenant besorgt hinter
ihnen.
    »Nur Geduld,
Master Lieutenant. Aber kommt, ich muß Euch noch um weitere
Gefälligkeiten bitten.« Athelstan nahm Colebrooke beim
Ellbogen und führte ihn beiseite, und Cranston sah, wie
Ordensmann und Soldat leise miteinander sprachen.
    »Braucht Ihr
Rothand noch?« Plötzlich hüpfte der Bucklige wieder
neben ihnen.
    Cranston lächelte
und wühlte in seiner Börse nach zwei Silberstücken
und drückte sie dem Mann in die Hand. Dann tätschelte er
ihm sanft die Wange.
    »Im Augenblick
nicht, Rothand. Aber ich danke dir, und ebenso der Regent, der
Bürgermeister und die Stadt London.«
    Die Augen des
Buckligen blitzten entzückt. Er rannte davon, machte
Bocksprünge vor Freude, schlug Purzelbäume und lachte den
Raben zu, die lautstark über ihm krächzten.
    »Rothand ist der
Größte! Rothand ist der Beste!« kreischte er.
Athelstan trat zu Sir John. »Der Lieutenant weiß, was
er zu tun hat«, sagte er. »Kommt, Mylord Coroner, das
Drama kann beginnen.«
    Die anderen warteten
in Philippas Gemach. Sir Fulke war sehr elegant in ein dunkles
Gewand in goldgesäumtem Maulbeerrot gekleidet. Philippa trug
Trauerkleidung und einen schwarzen Schleier; sie saß am
Fenster, den Kopf über eine Stickerei gebeugt. Rastani hockte
vor dem Feuer, und der Kaplan saß ihm gegenüber auf
einem Schemel. Alle außer Philippa blickten wütend auf,
als Athelstan und Cranston hereinkamen.
    »Wir warten
schon seit einer Stunde!« schimpfte Sir Fulke.
»Gut«, erwiderte Sir John. »Und in drei Teufels
Namen, wenn ich will, wartet Ihr noch mal eine verdammte Stunde!
Wir sind hier im Auftrag des Königs. Vier Männer sind
tot, und einer von ihnen ist Sir Ralph Whitton, ein hoher
Staatsbeamter, wenn auch ein vollendeter
Dreckskerl!«
    Mistress Philippa
blickte auf, und ihr Gesicht war eine weiße Maske der Wut.
Athelstan schloß die Augen, während Sir John das
Mädchen mit überschwenglichsten Entschuldigungen
überschüttete.
    »So -
können wir jetzt anfangen?« fragte Sir Fulke.
    »Gleich,
gleich«, brummte Athelstan. »Ich glaube, wir warten
noch auf Master Colebrooke und den jungen Geoffrey.« Cranston
ließ sich neben Philippa auf die Fensterbank fallen, aber sie
wandte ihm den Rücken zu. Athelstan trug einen Schemel zum
Tisch und legte Tablett, Tintenfaß und Federkiel bereit.
Colebrooke stieß schwer atmend die Tür auf.
    »Es ist alles
bereit, Sir John.« Der Lieutenant kam zu Athelstan.
»Hier, Bruder.«
    Athelstan nahm, was
der Lieutenant ihm gab, und verbarg es in seinem voluminösen
Ärmel. Er schaute in die schweigende Runde. Hier, dachte er,
werden wir den Mörder fangen.

14. Kapitel
    Cranston drehte Daumen
und schaute strahlend in die Runde. Athelstan sah mit stiller
Belustigung, daß Sir John unter seinem Mantel Wams und Hose
in dunklem Flaschengrün mit silbernen Fransen und dazu
passenden Knöpfen trug. Das war einer der besten Anzüge
des Coroners, ein sicheres Anzeichen dafür, daß er in
bester Verfassung war. Die anderen indessen wirkten
niedergedrückt: Hammond starrte auf den Boden, Rastani ins
Feuer. Sir Fulke nagte an seiner Unterlippe und wippte ungeduldig
mit dem Fuß. Colebrooke zappelte, während Philippa
wütend auf ihre Stickerei einstach. Draußen waren
Schritte zu hören; die Tür ging auf, und Parchmeiner trat
ein. Athelstan sah die Wachen draußen und war froh, daß
Colebrooke so vernünftig gewesen war, bewaffnete Soldaten
herbeizubefehlen. Der junge Mann hatte rote Wangen und war
außer Atem. Er lächelte Philippa zu, ging hinüber
und küßte sie sanft auf den Mund, bevor er sich
erwartungsvoll umsah.
    »Sir John!
Bruder Athelstan! Was soll dieser plötzliche
Aufstand?«
    Der Ordensbruder erhob
sich. »Schalom, Geoffrey!«
    »Friede sei mit
Euch, Bruder.« Plötzlich errötete der junge
Mann.
    Athelstan
lächelte. »Woher kennt Ihr das arabische Wort für
Frieden?«
    Der junge Mann zuckte
die Achseln. »Ich kaufe und verkaufe. Ich kenne mehr als eine
Sprache.«
    »Schlagt Eure
Manschetten zurück, Master Parchmeiner.«

Weitere Kostenlose Bücher