Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
Vom Netzwerk:
und
Türangeln so gut geölt. Der Rest ist
einfach.«
    »Aber
…« Colebrooke wollte etwas sagen.
    »Noch
nicht«, unterbrach Athelstan ihn und betrachtete Parchmeiner
aufmerksam. »Drinnen handelt Ihr blitzschnell. Die
Fensterläden geöffnet, die kalte Luft hereingelassen.
Dann hinüber zu Whittons Bett, den Kopf zurückgerissen.
Sir Ralph, immer noch schwer benommen, schlägt vielleicht
für einen Moment die Augen auf, als Ihr ihm die Gurgel
durchschneidet. Ihr wischt das Messer am Bettzeug ab,
schließt wieder ab, schiebt die Waffe in den Schutt und
hämmert an die Tür zum Gang.« Athelstan sah leise
Belustigung in Parchmeiners Blick; das Gesicht des jungen Mannes
blieb kalt und unbewegt.
    »Jetzt«,
fuhr Athelstan fort, »macht Ihr den Schlüssel zu Sir
Ralphs Kammer von Eurem Ring los. Ihr geht nach unten, laßt
Euch den falschen Schlüssel geben, steigt die Treppe hinauf
und vertauscht die beiden Schlüssel, während Ihr den
Soldaten den Rücken zukehrt. Dann gebt Ihr den Wachen den
richtigen Schlüssel zurück; ich habe eben bewiesen,
daß zwei Schlüssel sehr ähnlich aussehen
können. Und dann macht Ihr Euch auf die Suche nach
Colebrooke.«
    »O nein!«
Philippa sank bleich und bestürzt gegen Sir Fulke, ohne
Geoffrey aus den Augen zu lassen. »Oh, bitte, lieber Gott,
nein!«
    »Ja, so ist es
gewesen«, verkündete Cranston obenhin. »Mein
Schreiber hat es bewiesen. Die beiden Wachen haben nur gesehen und
gehört, was sie sollten.«
    »Bruder
Athelstan?«
    »Ja, Sir
Fulke?«
    »Der Leichnam
meines Bruders war kalt, als Colebrooke kam.«
    »Ja,
selbstverständlich«, erwiderte Cranston bissig.
»Kohlebecken und Kaminfeuer waren erloschen; das
läßt vermuten, daß Whitton von Drogen berauscht
war. Der Mörder stieß die Fensterläden auf, und die
eiskalte Luft strömte herein. Bedenkt, es war ein frostiger
Morgen. Daß Master Parchmeiner nicht gleich nach Colebrooke
schickte, dürfte mit dazu beigetragen haben.«
    Aus dem Augenwinkel
sah Athelstan plötzlich eine schnelle Bewegung. »Sir
John! Rastani!«
    Trotz seiner
Körpermassen bewegte der Coroner sich flink. Er packte den
Stummen, der sich gerade auf den Mörder seines Herrn
stürzen wollte, am Wams und hob ihn hoch wie ein kleines
Kind.
    »Ihr,
Sir«, sagte er leise, »werdet auf Eurem Platz bleiben,
bis diese Angelegenheit erledigt ist.« Er schüttelte
Rastani wie eine Lumpenpuppe. »Habt Ihr
verstanden?«
    Der Stumme warf
Parchmeiner einen haßerfüllten Blick zu. »Ob Ihr
verstanden habt?« Cranstons Griff wurde
härter.
    Der Stumme klappte den
Mund auf und zu und nickte dann. Cranston ließ ihn sanft zu
Boden gleiten, und zwei von Colebrookes Soldaten postierten sich
rechts und links von dem Mauren.
    »Bewacht ihn
gut!« befahl Cranston knapp. »Zieht eure
Schwerter!«
    Während dieses
Auftritts hatte Parchmeiner nicht mit der Wimper gezuckt, sondern
den Ordensbruder mit kühlem Blick betrachtet; dieser
wußte, daß er einem Mann gegenüberstand, für
den Mord etwas Natürliches war und der die Gelegenheit genutzt
hatte, furchtbare Rache zu üben.
    »Master
Colebrooke!« rief Athelstan, ohne den Mörder aus den
Augen zu lassen. »Ich möchte, daß man Master
Parchmeiner die Hände fesselt und ein Seil um den Leib
bindet.«   
    Colebrooke erteilte
Befehle; einer der Soldaten drehte Parchmeiner die Arme auf den
Rücken und fesselte Handgelenke und Daumen aneinander. Ein
anderer Soldat löste seinen Gürtel, schob das eine Ende
durch Parchmeiners Gürtel und schnallte das andere fest an die
Ledermanschette an seinem Handgelenk. Athelstan entspannte sich und
schaute sich in der kalten Todeskammer um.
    »Wir müssen
nicht hierbleiben«, erklärte er. »Wir können
in Mistress Philippas Gemach zurückkehren.«
    Das junge Mädchen
sprach kaum ein Wort und stöhnte leise, als ihr Onkel sie in
die Arme nahm. Die Gruppe verließ die Nordbastion. Auf dem
Tower Green befahl Colebrooke, dem die Gefahr bewußt geworden
war, einem Wachoffizier, die Trommel zu schlagen und die Garnison
zu den Waffen zu rufen. Befehle erschallten, Tore schlossen sich,
und während sie die Treppe zu Philippas Gemach hinaufgingen,
hörte Athelstan, wie Soldaten und Bogenschützen unten in
Stellung gingen. Er drehte sich um und lächelte Cranston
an.
    »Ich muß
mich entschuldigen. Euer Dolch liegt noch in dem Schutthaufen in
der Nordbastion.«
    »Keine
Sorge«, knurrte Cranston. »Was ich gesehen habe, ist
mehr wert als tausend Dolche.«
    Oben angekommen, blieb
Parchmeiner

Weitere Kostenlose Bücher