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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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waren verschwunden, dem jungen Mann
kamen die Tränen, und Mitgefühl durchströmte den
Ordensbruder.
    »Wer seid
Ihr?« fragte Athelstan leise. »Sagt es mir. Ich
verspreche Euch, Ihr dürft Bartholomews letzte Ruhestätte
sehen.« Parchmeiner schaute zu Boden. »Burghgesh war
nicht mein Vater«, begann er, und seine Stimme klang wie aus
weiter Ferne. »Aber ich wünschte zu Gott, er wäre
es gewesen. Ich war mit ihm auf dem Schiff, als es gekapert wurde.
Ich war ein Waisenjunge, und ich klammerte mich an Sir
Bartholomew.« Geoffrey lächelte matt. »Und er
beschützte mich«, flüsterte er. »Er schob
mich hinter sich und kämpfte wie ein Paladin, bis die Mauren
versprachen, uns beiden das Leben zu schenken, wenn er sich
ergäbe.« Der junge Mann blickte auf und blinzelte.
»Sie hielten Wort, aber Bartholomew wurde mit Riemen
geschlagen, bis seine Fußsohlen rohes Fleisch waren. Dann
verkauften sie uns als Sklaven an einen Kaufmann in Alexandria. Sir
Bartholomew arbeitete im Garten, und ich kam ins Scriptorium, wo
ich Pergament bearbeiten und einlagern mußte. Die Jahre
vergingen. Sir Bartholomew gab die Hoffnung niemals auf. Er
kümmerte sich um mich, sorgte für mich wie für einen
Sohn und beschützte mich vor denen, die mich gern wie eine
Frau behandelt hätten. Und eines Nachts Schnitt er unserem
Herrn die Kehle durch und plünderte seine Schatzkammer. Wir
flohen durch die Wüste nach Damietta, bestachen dort einen
Kaufmann, fuhren zu Schiff nach Zypern und weiter nach Genua; dann
reisten wir quer durch Europa nach Southampton.«
    »Wie lange ist
das her?«
    »Vier Jahre. Sir
Bartholomew hatte mir von Whitton und dem Schatz erzählt,
aber…« Fast brach ihm die Stimme. »Mein Herr war
ein guter, ehrlicher Mensch. Er konnte einfach nicht glauben,
daß seine Kameraden« er spuckte das Wort aus -,
»daß seine Kameraden ihn verraten hatten!« Der
junge Mann schüttelte den Kopf und fluchte leise. »Wir
gingen nach London. Sir Bartholomew hatte noch den Schatz, den er
dem Kaufmann in Alexandria gestohlen hatte, Gold- und
Silbermünzen, und wir lebten wie die Fürsten in einem
Gasthaus an der Barbican Street.« Geoffrey schaute Athelstan
an. »Könnt Ihr das glauben, Bruder? Er wollte sich nicht
damit abfinden, daß er verraten worden war. Er ließ
mich im Gasthaus zurück und reiste nach Woodforde, aber von
dort kam er verzweifelt zurück. Seine Frau und sein Sohn waren
gestorben, das Herrenhaus war verfallen. Wir blieben im Gasthof,
bis Sir Bartholomew sagte, seine Kameraden würden sich, wie
verabredet, zu jedem Advent in der Nähe des Tower
treffen.« Der junge Mann fuhr sich mit der Zunge über
die Lippen. »Er erkundigte sich, was aus seinen Kameraden
geworden war. Zwei waren inzwischen Hospitaliter und einer
Kaufmann.« Geoffrey lachte. »Sir Bartholomew, Gott
segne ihn, freute sich sogar, als er hörte, daß Whitton
jetzt Konstabler des Tower war, und er erzählte von der
Festung, schilderte mir jede Ecke und jeden
Winkel.«
    Parchmeiner stand
rastlos zwischen seinen Bewachern, ganz in seine Erinnerungen
versunken. »Dann ging Bartholomew zu Whitton. Er wollte um
jeden Preis die Wahrheit herausfinden.« Der junge Mann zog
eine Grimasse. »Aber er kam nicht zurück, und mein
Verdacht bestätigte sich. Whitton hatte ihn vor fünfzehn
Jahren verraten, und er hatte auch jetzt seine Stellung benutzt, um
Bartholomew ermorden zu lassen.« Er funkelte Athelstan an.
»Ich bin froh, daß ich sie umgebracht habe! Ich habe
sie gewarnt und dazu das Zeichen benutzt, das Bartholomew und ich
in unserer Gefangenschaft verwandten - das Schiff mit den drei
Masten, das uns zusammenbrachte.«
    »Und ich?«
rief Philippa da. »Was ist mit mir?«
    »Was meinst
du?«
    »Hast du mich
nicht geliebt?«
    Parchmeiner lachte.
»Um jemanden zu lieben, Philippa, braucht man ein Herz. Ich
habe kein Herz, keine Seele. Bartholomew war mein Leben.« Er
warf dem Mädchen einen verächtlichen Blick zu. »Ich
habe dich benutzt«, fuhr er fort, ohne auf ihr lautes
Schluchzen zu achten. »Mit Bartholomews Gold habe ich
Whittons Untergang bewerkstelligt. Ich verstehe etwas von
Manuskripten und Pergament, und so wurde ich Geoffrey Parchmeiner.
Ach, Geoffrey ist übrigens wirklich mein Vorname. Ihr
könnt mich Geoffrey Burghgesh nennen. Ich verkaufte dem Tower
bestes Pergament zu einem lächerlichen Preis; ich freundete
mich mit der Tochter des Konstablers an, erschmeichelte mir ihre
Zuneigung.« Der Mörder
lächelte.        
    »Und Ihr

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