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Das Haus des Windes

Das Haus des Windes

Titel: Das Haus des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Erdrich
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Und ich weiß, dass ich erst wieder Ruhe habe, wenn ich bei ihr bin.
    * * *
    Wir ließen Zack und Angus in dem Auto von Zacks Cousin sitzen und gingen nach Hause. Bei mir war niemand da. Ich füllte einen Rucksack mit Wechselklamotten und sämtlichem Geld, das ich hatte, insgesamt fast 78 Dollar. Ich hatte noch einiges von Sonja übrig und das Geld von meiner Woche an der Tanke noch nicht ausgegeben – Whitey hatte zu viel bezahlt, vielleicht, damit ich den Mund hielt. Ich nahm eine Jacke mit. Weil Cappy noch nicht da war und weil ich trotz allem, was ich getan hatte, immer noch zu den Menschen gehörte, die vorausschauend Essen einpacken, machte ich ein Dutzend Erdnussbutterbrote mit Essiggurken. Eins davon aß ich und trank Milch dazu. Er kam immer noch nicht. Mir fiel wieder ein, wie schwer es war, Randalls Auto zu starten. Energie!, dachte ich. Pearl folgte mir die ganze Zeit auf den Fersen. Ich ging in das Arbeitszimmer meines Vaters. Ich zog an der Schublade, die er seit einiger Zeit verschlossen hielt, und sie blockierte, aber er hatte den Schlüssel nicht ganz umgedreht, und mit ein bisschen Rütteln kriegte ich sie auf. In der Schublade lag eine Akte. Sie war voller abgegriffener Kopien. Eine davon war ein Antragsformular für die Registrierung als Stammesmitglied. In einem der Felder stand derName Mayla Wolfskin. Ihr Alter war mit siebzehn Jahren angegeben, und ihr Kind hieß Tanya. Als Vater war Curtis W. Yeltow eingetragen, genau wie Linda es gesagt hatte. Ich klappte die Akte zu und legte sie in die Schublade zurück. Mit einer Büroklammer konnte ich das Schloss so weit bewegen, dass es aussah, als hätte ich es nie geöffnet; wozu das gut war, weiß ich selbst nicht mehr. Ich war froh, dass ich nicht mit Bjerke würde reden müssen. Ich nahm ein Blatt Papier aus einer Lederbox. Auf dem Schreibtisch meines Vaters stand ein Becher voller angespitzter Bleistifte. Davon nahm ich einen und schrieb meinen Eltern, dass ich zelten gehen wollte. Sie sollten sich keine Sorgen machen, ich sei mit Cappy unterwegs, und es täte mir leid, so kurzfristig Bescheid zu geben. Ich schrieb, ich werde in drei, vier Tagen wieder da sein. Und dass ich sie anrufen würde. Dann wollte ich noch schreiben: Fragt Bugger Pourier nach seinem Traum. Aber ich tat es nicht. Von draußen waren Geräusche zu hören. Pearl bellte. Es waren Angus und Zack. Sie wollten wissen, warum wir sie versetzt hatten, also erzählte ich ihnen von dem Brief und dass Cappy Randalls Auto holen wollte.
    Ich hätte da was, sagte Angus.
    Er zeigte mir einen Führerschein, den sein Cousin einmal zum Schein verloren und ersetzt hatte. Den alten hatte er Angus verkauft, obwohl das Foto ihm überhaupt nicht ähnlich sah.
    Aber sieht es nicht ein bisschen wie Cappy aus? Dann könnte er für uns einkaufen.
    Sollte reichen, sagte ich. In dem Moment kam Cappy vorgefahren, und wir stiegen alle ein. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz, und Angus und Zack rutschten auf die Rückbank.
    Wo fahren wir hin?, fragte Zack.
    Nach Montana, sagte Cappy.
    Die Jungs auf der Rückbank lachten, aber ich sah zum Fenster raus, zu Pearl. Sie ließ mich einfach nicht aus den Augen.
    * * *
    Ich weiß, dass die Welt über dem Highway 5 und jenseits davon weitergeht, aber wenn man dort entlangfährt – vier Jungs, ein Auto, und alles ist so friedlich und Meile für Meile so leer, und der Radioempfang hört auf, und da sind nur noch Rauschen und der Klang der Stimmen und der Wind, wenn man den Arm zum Fenster rausstreckt –, dann fühlt man sich, als balancierte man auf dem Rand des Universums. Wir hatten beim Losfahren den Tank halbvoll und füllten ihn zweimal auf, bis wir jenseits der Grenze in Plentywood waren. Von dort fuhren wir runter, an Fort Peck vorbei bis nach Wolf Point. Cappy ließ mich ans Steuer, und wir warteten mit laufendem Motor vor einem Getränkeladen, wo er einen Dreiviertelliter Sprit besorgte, eine Kiste Bier und noch einen Dreiviertelliter. Zack hatte seine Gitarre mit. Er sang todtraurige Countrysongs, einen nach dem anderen, und wir mussten jedes Mal lachen. Und wir fuhren weiter und ließen das Gespräch mal da-, mal dorthin laufen; mal wurde es lustig und dann wieder albern, wenn Cappy einen Plan ausheckte, wie er Zelia entführen wollte, sobald wir da waren.
    An einer Tankstelle wurden Zack und Angus nervös und riefen zu Hause an. Zack brannte danach fast das Ohr. Er schlurfte zum Auto zurück, sah mich an und sagte: Oops! Wir aßen die

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