Das Haus des Windes
Unterlegscheiben im Wert von fünfzehn Cent pro Stück.
8. Dezember 1976
Vor dem Vorsitzenden Richter Antone Coutts, Richterin Rose Chenois und Beisitzer Mervin »Tubby« Ma’ingan.
Tommy Thomas et al., Kläger
vs.
Vinland Super Mart et al., Beklagte
Tommy Thomas und die anderen Kläger dieses Falles waren Chippewa-Stammesmitglieder, und Vinland war und ist eine von Nicht-Indianern betriebene Tankstelle mit Supermarkt, die zwar hauptsächlich auf Privatgrund (auf verkauften Landzuteilungen) gelegen, aber von Stammesland umgeben ist. Die Kläger erhoben den Vorwurf, dass bei Einkäufen im Vinland Super Mart wiederholt zwanzig Prozent auf den Einkaufspreis aufgeschlagen wurden, wenn die Kunden Stammesmitglieder waren und Anzeichen von Altersdemenz, kindlicher Naivität, Gedankenabwesenheit, Trunkenheit oder Verwirrung aufwiesen.
Die Eigentümer, George und Grace Lark, bestritten nicht, dass gelegentlich zwanzig Prozent auf den Warenwert aufgeschlagen worden waren. Sie verteidigten dieses Vorgehen mit der Begründung, es diene der Kompensation von Verlusten, die durch Ladendiebstahl entstünden. Die Beklagten waren der Ansicht, persönlich nicht der Jurisdiktion des Gerichts zu unterliegen; auch ihre von den Klägern beanstandeten Handlungen fielen demnach nicht in die sächliche Zuständigkeit des Gerichts.
Das Gericht stellte fest, dass sich zwar das Tankstellengebäude auf Flurstück Nr. 122093 befand, dass jedoch der Parkplatz, der Abfallcontainer, der Gehweg, die Zapfsäulen, die Löschwasserhydranten, das Abwassersystem, das Rieselfeld, die Parkschranken, die Außentische und die Blumenkübel auf Stammesland lagen und dass die Kunden somit, um in den Vinland Super Mart zu gelangen, Stammesland durchqueren mussten.
Das Gericht machte seine Zuständigkeit für den vorliegenden Fall geltend. Da keine Beweise vorgelegt wurden, mit denen der Vorwurf der Kläger hätte widerlegt werden können, entschied das Gericht zugunsten der Kläger.
Diesen Fall hatte mein Vater zur Seite gelegt.
Scheint ein ganz normaler Fall zu sein, sagte ich. Ich versuchte mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
Ich habe es damals geschafft, meine Zuständigkeit geltend zumachen, obwohl die Firma nicht-indianisch war. Das Urteil ist vom Berufungsgericht bestätigt worden. Er klang richtig stolz.
Das war sehr befriedigend, sagte er, aber deshalb habe ich den Fall nicht herausgesucht. Ich will ihn mir wegen der Beteiligten noch einmal ansehen.
Ich sah noch einmal in die Akte.
Wegen Tommy Thomas oder den Larks?
Wegen der Larks. Grace und George leben nicht mehr, aber Linda. Und der Sohn, Linden, der hier nicht erwähnt wird, aber in eine andere, ziemlich emotionale und komplexe Geschichte verwickelt war. Die Larks gehörten zu denen, die sich mit ihren paar Freundschaften zu »guten Indianern« schmückten, die sie heimlich verachteten und offen bevormundeten, um sich als Freunde aller Indianer hinzustellen, die sie betrogen, wo es nur ging. Sie waren erfolglose Unternehmer und Kleinkriminelle, aber vor allem auch scheinheilig. An den Rest der Welt hatten sie große moralische Ansprüche und für ihre eigenen Fehler immer die passende Ausrede. Genau solche Leute, sagte mein Vater, solche engstirnigen Heuchler sind es am Ende, die zu monströsen Verbrechen fähig sind, wenn sich die Gelegenheit bietet. Die Larks waren zum Beispiel fanatische Abtreibungsgegner. Aber als sie Zwillinge bekamen, wollten sie das schwächere und angeblich verkrüppelte Mädchen töten lassen. Das ganze Reservat wusste davon, weil eine der Krankenschwestern das kleine Zwillingskind mitgenommen hat. Ein Stammesmitglied, Betty Wishkob, die als Nachtwächterin arbeitete, adoptierte das Mädchen. Und damit kommen wir zum nächsten Fall.
In Sachen Grundbesitz von Albert und Betty Wishkob
Albert und Betty Wishkob, beide eingetragene Chippewa-Stammesmitglieder und Bewohner des Reservats, sind ohne Testament verstorben und haben vier Kinder hinterlassen: Sheryl Wishkob Martin,Cedric Wishkob, Albert Wishkob jr. und Linda Wishkob, geborene Linda Lark. Linda war von den Wishkobs informell adoptiert und im Schoß der Familie als Indianerin großgezogen worden. Beim Tod ihrer Adoptiveltern erlaubten ihr die anderen Kinder, die aus dem Reservat fortgezogen waren, wie bisher auf dem Anwesen von Albert und Betty wohnen zu bleiben. Es handelt sich um Flurstück Nr. 1002874 mit einer Fläche von 65 Hektar, das infolge des Indian Reorganization Act von 1934 in
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