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Das Haus des Windes

Das Haus des Windes

Titel: Das Haus des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Erdrich
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ihm das Geld für eine Gegenleistung geben, und dann hat er gelacht.
    Nein, wird sie nicht, sagte ich. Mein Kopf wurde wieder klar, und ich sah die abgebrochene Flasche auf dem Beistelltisch vor mir. Ich sah Sonjas Gesichtsausdruck, als sie mir ihr Stripper-Outfit vor die Füße geworfen hatte. Lark hatte keine Chance bei ihr.
    Das sind alles Erwachsenenthemen, sagte Linda. Wahrscheinlich verstehst du gar nichts davon. Ich verstehe auch nichts davon.
    Unsere Shrimpskörbe wurden serviert, und sie versuchte Ketchup dazuzugießen. Sie schüttelte die Flasche in beiden Händen wie ein kleines Kind. Ich nahm ihr den Ketchup ab und schlug leicht mit dem Handballen auf den Flaschenboden, wiemein Vater es immer tat, so dass ein einzelner sauberer Blob herauskam.
    Ach, ich würde das nie hinkriegen, sagte Linda.
    So macht man das. Ich tat Ketchup auf meinen eigenen Teller. Linda nickte und probierte es auch.
    Man lernt nie aus, sagte sie, und wir fingen an zu essen und die kleinen plastikartigen Shrimpsschwänze am Rand unserer Körbe aufzureihen.
    Was sie über ihren Bruder gesagt hatte, war so erwachsen und komplex, dass es mich aus dem Konzept brachte. So hatte ich bestimmt nicht zu Linden Lark überleiten wollen. Ich wusste nicht, ob ich überhaupt noch weitere Informationen verkraften könnte. Also sagte ich das Harmloseste, was mir einfiel, um von ihrer Ehrlichkeit abzulenken.
    Wow, ganz schön heiß heute.
    Aber sie wollte mit mir nicht über das Wetter reden. Sie nickte nur, schloss die Augen und sagte Mmmmmh, während sie den nächsten Geburtstagsshrimp aß.
    Immer langsam, Linda, ermahnte sie sich selbst. Sie lachte und tupfte ihren Mund mit der Serviette ab.
    Ich muss es tun, dachte ich.
    Okay, sagte ich. Ich versteh das mit Ihrem Bruder. Er glaubt jetzt, er wird ein reiches Stück Dreck. Ich frage mich nur, also, können Sie mir sagen, wann er Golf spielt? Falls er überhaupt noch spielt?
    Sie erstarrte mit der Serviette vor dem Mund und sah mich über das weiße Papier hinweg nur an.
    Ich meine, sagte ich, ich frage nur, weil … Ich stopfte mir eine Handvoll Pommes in den Mund und dachte fieberhaft nach. … weil, was, wenn mein Vater mal golfen will oder so? Ich hab gedacht, das würde ihm guttun. Ich kann nicht riskieren, dass Lark dann auch gerade da ist.
    Ach herrje, sagte Linda. Sie wirkte richtig panisch. Daran habe ich noch gar nicht gedacht, Joe. Ich weiß nicht, wie oft,aber ja, Linden spielt tatsächlich, und zwar am liebsten gleich früh um sieben, wenn der Platz geöffnet wird. Er schläft nämlich kaum. Nicht, dass ich seine Angewohnheiten noch so genau kennen würde. Ich sollte mal mit deinem …
    Nein!
    Warum nicht?
    Wir erschraken beide. Diesmal nahm ich zwei Shrimps und aß sie nacheinander und pulte noch das Schwanzende auf und aß das kleine Stückchen, das in der Kruste war.
    Weil ich das ganz allein organisieren will. Das ist so ein Vater-und-Sohn-Ding. Eine Überraschung. Onkel Edward hat Schläger, die können wir bestimmt benutzen. Wir gehen zusammen, nur mein Dad und ich. Ich organisiere das selbst. Okay?
    Oh, natürlich. Das ist aber schön, Joe.
    Ich aß vor lauter Erleichterung so gierig, dass ich schon den ganzen Teller leer gegessen hatte und ein paar von Lindas Pommes dazu und den Rest von ihrem Salat, bis mir klar wurde, dass ich alles bekommen hatte, was ich brauchte – die Information und eine Vereinbarung, sie geheim zu halten. Ich war froh darüber, und zugleich kam diese brodelnde Angst wieder hoch.
    Bugger glitt an dem Fenster vorüber. Er saß auf meinem Fahrrad.
    Ich muss los, sagte ich zu Linda. Vielen Dank, aber Bugger klaut gerade mein Fahrrad.
    Ich rannte raus und holte Bugger ein, der gerade erst halb den Parkplatz überquert hatte. Er eierte ganz langsam weiter und stieg nicht ab, als ich kam, sondern stierte mich nur mit seinem wackligen Auge von der Seite an. Ich ging neben ihm her. Zu Fuß zu gehen gefiel mir gar nicht mal schlecht, weil mir flau war. Ich hatte so schnell so viel gegessen, und vielleicht auf einen nervösen Magen, wie es meinem Vater manchmal passierte. Außerdem hatten diese Shrimps schließlich Tausende Meilen zurückgelegt, bis sie auf meinem Teller landeten. Ich hatte den Drang gehabt, ihre aufgetürmten Schwanzflossen mit der Servietteabzudecken, als Linda auf die Rechnung wartete. Jetzt gefiel mir das Laufen besser als ein ruckelndes Fahrrad. Und ich wollte gern außer Sichtweite sein, falls ich kotzen musste.
    Während ich so in der

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