Das Haus des Windes
Cappys Familie stellte ihren Wohnwagen immer am südlichen Rand der Campingfläche ab, an der Grenze zu den ungemähten Feldern. Zu der Jahreszeitstand das Gras meistens hoch genug für eine zweite Heuernte. Ich stellte mich an den Rand und sah das Gras in Wellen eine sanfte Steigung hochlaufen, sah, wie es sich im Wind immer neu scheitelte wie das Haar einer Frau. Die Familie campte immer am liebsten am Rand, weil sie sich so aus dem »Jubel und Trubel« zurückziehen konnten, wie Suzette und Josey sagten. Does Schwestern waren kompakte, gut gelaunte Frauen. Sie tanzten bei den traditionellen Frauentänzen mit, und wenn sie sich in ihrem kleinen Camper umzogen, wackelte der ganze Wagen von ihren heftigen Bewegungen und Lachanfällen. Ihre Ehemänner tanzten nicht, sondern halfen bei der Organisation und im Sicherheitsdienst.
Als wir da waren, holten wir als Allererstes die Campingstühle von der Ladefläche. Wir entschieden, wo wir die Feuerstelle ausheben wollten, und stellten die Stühle rund um die Kuhle auf. Es war wichtig, dass es Plätze gab, wo Besucher sich setzen und auf einen Tee warten oder von dem Kool-Aid trinken konnten, das Suzette und Josey vor der Fahrt in zwei gigantische Plastik-Thermoskannen gefüllt hatten. Sie brachten auch Kühlboxen mit – eine mit Sandwichbrot und Gurkengläsern, Dosenbohnen und Kartoffelsalat, Bannockbrot, Marmelade, Holzäpfeln und Schmelzkäseblöcken. In der anderen waren Würstchen und kalter Kaninchenbraten. Bald fuhren nach und nach Suzettes und Joseys verheiratete Kinder in ihren tiefliegenden alten Autos vor. Sobald sich die Türen öffneten, hüpften die Enkelkinder heraus wie Gummibälle. Sie sammelten weitere Kinder aus den umliegenden Camps ein und fegten über das Gelände wie ein kleiner Tornado aus wehenden Haaren, fliegenden Beinen und pumpenden Ärmchen. Ab und zu kamen Durchsagen über die Lautsprecher, aber nur Testdurchsagen. Doe war erst ab Mittag richtig auf Sendung. Er wiederholte ein paar Mal die Begrüßung und erinnerte die Tänzer daran, dass um eins der Grand Entry beginnen würde.
Werft euch in Schale! Seine Ansagerstimme war so flüssig undgolden wie warmer Ahornsirup. Er sagte gern Sachen wie Eyyyy! und Howah! und erzählte Witze. Seine Witze waren harmlos und ziemlich peinlich.
Da fragt mich doch ein Weißer, ob ich eigentlich ein echter Indianer bin. Nein, sage ich. Columbus hat sich vertan. Echte Indianer gibt es nur in Indien. Ich bin ein echter Chippewa.
Chip-äh-was?, fragt er. Warum hast du keine Zöpfe?
Die hat mir ein Büffel abgebissen, sage ich. Und unser alter Name ist Anishinaabe, weißt du. Meine Frau ist eine echte Anishinaabe-Braut. Neulich sage ich zu ihr: Hör zu, Weib, jetzt erzähl ich dir mal was. Da kriegt sie diesen Blick, und ich erzähle ihr stattdessen alles , eyyyy.
Doe machte auch Durchsagen für verirrte Kinder. Papoose on the loose! Ein kleiner Junge wartet hier vorn auf seine Eltern. Nicht erschrecken, wenn du ihn abholst, Mama, er hat keine Kriegsbemalung drauf. Das ist alles Senf und Ketchup. Der Kleine hat sich am Hotdog-Stand für einen Überfall auf die fünfte Kavallerie zurechtgemacht!
Als er die Trommelgruppen vorstellte, ging er eine nach der anderen durch und hatte zu jeder etwas Nettes zu sagen. Beartail, Enemy Wind, Green River. Langsam füllten sich die Tribünen mit Leuten, und Suzette und Josey schickten ihre Männer los, um südlich der Arena Campingstühle aufzustellen, wo sie dem langen, blendenden Glitzern der Sonne entgehen würden, wenn sie scheinbar endlos in die Abenddämmerung sank. Cappy und ich bauten das Zelt mit dem eckigen Vordach auf, wo Randall sich anziehen und zurechtmachen konnte. Suzette und Josey liebten es, einen männlichen Tänzer in der Familie zu haben, an dem sie herumbessern konnten, und fragten Cappy und mich andauernd, wann wir damit anfangen würden. Cappy hatte mitgetanzt, bis er zehn war.
Dir mach ich ein neues Grass-Dance-Outfit. Josey wedelte mit dem Zeigefinger in seine Richtung.
Cappy lächelte nur. Er sagte nie direkt nein. Er und Randallhatten zu Hause junge Pappeltriebe geschnitten, aus denen wir jetzt eine Laube bauten, in der die Tanten es kühl hatten. Es wurde allmählich heiß, und ihre perlenbestickten Halsbänder und Ledersachen, ihre knöchernen Brustplatten und Wollschals, ihre mit Metall beschlagenen Gürtel und die Ornamente und Lederfransen wogen gut und gern sechzig Pfund. Suzette und Josey waren dick, aber beeindruckend stark; sie
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