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Das Haus des Windes

Das Haus des Windes

Titel: Das Haus des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Erdrich
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Mittagshitze neben Bugger herspazierte, ging es mir allmählich besser, und nach ungefähr einer Meile hatte ich mich ganz erholt. Bugger schien kein Ziel zu haben, das ich hätte nachvollziehen können.
    Kann ich jetzt mein Fahrrad wiederhaben?
    Ich muss ers’ wo hin, sagte er.
    Wohin denn?
    Ich muss sehen, ob’s ’n Traum war.
    Ob was ein Traum war?
    ’n Traum. Was ich gesehen hab.
    Egal, was es war, es war ein Traum, sagte ich. Du hast die Mäuse tanzen sehen. Krieg ich jetzt mein Rad?
    Bugger war schon zu weit aus dem Ort raus, und Cappys Haus lag in der Gegenrichtung. Ich hatte Angst, er könnte gegen eins der vorbeifahrenden Autos prallen. Also überredete ich ihn zur Umkehr, indem ich Grandma Ignatia und ihre großzügigen Almosen erwähnte.
    Has’ ja recht. So viel Fahrerei, da wird man hungrig von, sagte Bugger.
    Sobald wir beim Altenheim angekommen waren, ließ er mir das Fahrrad vor die Füße fallen und torkelte davon wie von einem Magneten angezogen. Ich machte kehrt und fuhr zu Cappy. Wir hatten vorgehabt, Schießübungen zu machen, aber Randall war früh von der Arbeit zurück und reparierte am Küchentisch seinen Federschmuck. Die langen, prachtvollen Adlerfedern waren zu allen Seiten um die Befestigung in der Mitte ausgebreitet, und Randall kümmerte sich um eine, die locker geworden war. Er besaß ein schönes, traditionelles Powwow-Outfit, das er größtenteils von seinem Vater geerbt hatte, bis auf die aus Perlen gestickten Blumenmuster, die seine Tanten nachträglich auf die Armbänder und Schürzen aufgenäht hatten.Wenn er in vollem Ornat war, sah er umwerfend aus. Alle möglichen gewöhnlichen und ungewöhnlichen Kleinigkeiten waren schon Teil seiner Montur geworden. Zwei riesige Steinadler-Schwanzfedern krönten seinen Kopfputz. Sie waren mit Abschnitten von Autoantennen stabilisiert und wippten auf zwei Kugelschreiberfedern. Eine der Tanten hatte die elastischen Strumpfhalter von einem alten Hüftgürtel mit Hirschleder bedeckt und Fußglöckchen drangenäht. Er hatte auch einen Tanzstock, der angeblich einem Dakota-Krieger gehört haben sollte, in Wirklichkeit aber das Ergebnis eines Handarbeitskurses an der Internatsschule war. Egal, wo die jeweiligen Einzelteile herstammten, inzwischen waren sie ihm alle perfekt angepasst – jede Feder war mit Holzsplittern und Elmer’s-Kleber in Form gebracht, die Mokassins immer wieder neu mit Wildleder besohlt. Manchmal gewann Randall Preisgelder, aber er tanzte, weil Doe getanzt hatte, und auch weil an den vielen wippenden Teilen die Blicke der Mädchen hängen blieben. Er bereitete sich gerade auf unser Sommer-Powwow am nächsten Wochenende vor. Doe würde wie üblich hinter dem MC-Mikro sitzen, Witze reißen und, wie er sagte, dafür sorgen, dass alles schön rund lief.
    Komm, wir holen Großväter für Randalls Schwitzhütte, sagte Cappy. Für solche uralten Steine legten wir immer Tabak nieder. Deshalb waren es Großväter. Wir kümmerten uns nicht immer um das Steinesammeln. Lieber waren wir die Hüter des Feuers, aber Randall hatte Cappy versprochen, dass er versuchen dürfe, sein altes rotes Auto zu starten, und damit fahren könne, wenn es klappte.
    Auf den Ländereien gab es eine steinige, tief gelegene Stelle, die sich im Frühjahr mit Wasser füllte und wo man die richtigen Steine finden konnte, wenn man ein bisschen suchte. Randall brauchte immer eine festgelegte Anzahl, je nachdem, welche Art Schwitzhütte er vorhatte. Wir nahmen einen alten Plastiktoboggan mit, um die Steine zu transportieren. Es dauertelange, sie zu finden. Es musste eine ganz bestimmte Sorte sein, die nicht zu leicht rissig wurde oder zersprang, wenn die Steine in der Mitte der Hütte rotglühend mit Wasser übergossen wurden. Und davon eine bestimmte Größe, die Randall mit dem Hirschgeweih von unseren Schaufeln heben konnte. Achtundzwanzig solche Großväter aufzutreiben dauerte einen ganzen Nachmittag, und meistens, besonders wenn Randall es eilig hatte, fuhren wir mit Does Pick-up zu einem der Steinhaufen am Rand der Felder außerhalb des Reservats und bedienten uns dort. Aber diesmal wollten wir allein sein.
    Ich erzählte Cappy, was Linda über das morgendliche Golfen gesagt hatte.
    Cappy wühlte mit der Fußspitze im Gras und beugte sich vor, um einen runden grauen Stein zu lockern.
    Dann musst du handeln, sagte Cappy, bevor Lark seine Gewohnheiten ändert. Du solltest dir Does Gewehr schnappen, wenn wir beim Powwow sind.
    Allein der Gedanke, Doe zu

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