Das Haus des Windes
Mein Dad kocht für uns.
Mooshum starrte mich mit einem stechenden Glanz in den Augen an, und ich begriff, dass man ihm von den Ereignissen erzählt hatte, irgendetwas zumindest.
Das ist gut, sagte er. Hör mir zu, Oops. Sie muss da raus. Ihr dürft sie nicht einrosten lassen. Lasst sie nicht zu viel allein.
Transparente Frühlingsschatten breiteten sich wie Wasser über den Asphalt. Die Straße runter, hinter dem stillen Tümpel, rumpelten Autos zu dem Drive-In-Fenster des Getränkeladens, stoppten und fuhren wieder an. Aus den unsichtbaren Gärten, hinter Weiden und Traubenkirschen, drangen die singenden Stimmen von Frauen, die ihre Kinder nach Hause riefen. Ein Auto bremste neben mir, und Doe Lafournais wies mit einem Kopfnicken auf den leeren Beifahrersitz. Doe hatte ein ruhiges Gesicht, eine schiefe Nase, freundliche Augen. Er hatte mächtige Arme und hielt sich durch harte Arbeit fit – neben seinen Jobs als Hausmeister und als Vorsitzender hatte er sein Haus von Grund auf selbst gebaut. Und seine Söhne und er hatten es von Grund auf verwüstet. Es bestand nur noch aus Lagen interessanten Mülls. Als ich den Kopf schüttelte, fuhr er weiter und rief, wir würden uns später sehen – ich wollte abends bei Randalls Schwitzhütte mithelfen. Clemence hatte den Pie in einem flachen Karton verstaut. Der Dampf der heißen Äpfel schlängelte sich durch den eingeritzten Teigdeckel. Es wurde nicht kühler, aber mir machte das nichts aus. Ich schwitzte gern für diesen Pie. Als ich in die Auffahrt einbog, sprang Pearl aus dem Flieder hervor.Sie bellte ein einzelnes, kehliges Bellen, als sie mich erkannte, beschnupperte mich prüfend und begleitete mich mit einem Meter Abstand zur Hintertür. Dort wandte sie sich ab und legte sich wieder unter ihren Busch.
Mein Vater öffnete mir. In der stickig warmen Küche roch es nach irgendeinem gewaltsamen Experiment.
Perfektes Timing, sagte er und stellte den Pie auf den Tresen. Den lassen wir als Überraschung hier. Als Pièce de Résistance. Sie kommt jeden Moment runter, Joe. Wasch dir die Hände.
Von der kleinen Toilette neben dem Arbeitszimmer aus hörte ich die Treppe knarren. Ich blieb, wo ich war, und wusch und trocknete ganz langsam meine Hände. Ich wollte meine Mutter nicht wirklich sehen. Es war schrecklich, aber so war es. Obwohl ich genau verstand, warum sie mich geschlagen hatte, regte es mich auf, dass ich tun musste, als sei gar nichts gewesen oder als mache es mir nichts aus. Der Treffer hatte keinen sichtbaren Bluterguss hinterlassen, und mein Wangenknochen fühlte sich nur ein bisschen wund an, aber ich berührte die Stelle immer wieder und spürte der Verletzung nach. Als ich mit dem Händewaschen fertig war, faltete ich vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben das Handtuch ordentlich zusammen und hängte es sorgsam auf den Halter zurück.
In unserer Essecke stand meine Mutter hinter ihrem Stuhl und befühlte nervös seine hölzerne Lehne. Der Ventilator war an und bewegte ihr Kleid. Sie betrachtete den gedeckten Tisch mit der schlichten grünen Tischdecke. Ich sah sie an und schämte mich sofort für meinen Unwillen – ihr Gesicht war immer noch schrecklich verunstaltet. Ich suchte mir eine Beschäftigung. Mein Vater hatte einen Eintopf gekocht. Die widerstreitenden Gerüche, die mir in der Küche entgegengeschlagen waren, kamen von den Zutaten – eingelegten Rüben und Dosentomaten, Zuckerrüben und Mais, verbranntem Knoblauch, undefinierbarem Fleisch und einer fauligen Zwiebel. Das Gemisch gab einen penetranten Gestank von sich.
Mein Vater bat uns zu Tisch. Es gab verkochte, längst abgekühlte, halb zerfallene Kartoffeln in einem nicht abgegossenen Topf. Feierlich schaufelte er unsere flachen Schüsseln voll. Dann saßen wir da und starrten auf das Essen. Wir sprachen kein Tischgebet. Zum ersten Mal fehlte mir irgendein Ritual. Ich konnte nicht einfach so anfangen. Mein Vater spürte das, sah uns beide an und sprach mit gefühlsgeladener Stimme.
Es braucht nur wenig, um ein glückliches Leben zu führen, sagte er.
Meine Mutter sog scharf die Luft ein und runzelte die Stirn. Sie schüttelte seine Worte ab, als ärgere sie sich darüber. Ich dachte, sie hätte dieses Zitat von Marc Aurel schon einmal zu oft gehört, aber im Nachhinein glaube ich, dass sie sich schützen wollte. Nicht zu viel fühlen wollte. Dass sie nicht darüber sprechen wollte, was geschehen war. Seine emotionalen Worte erschütterten sie.
Unvermittelt griff sie nach
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