Das Haus in Georgetown
nicht klagen“, meinte Karina, „aber ich habe mehr zu meißeln als die anderen.“
„Vergiss die Linie zwischen Mutters Namen und deinem nicht.“ Die drei Frauen hatten beschlossen, ihre Namen zu verbinden. Sie waren lange genug getrennt gewesen.
„Ich war mir absolut sicher, dass ich diesen Tag noch erleben würde“, seufzte Dottie Lee.
Lydia ging zu ihr hinüber. „Du hast deinen Teil dazu beigetragen, dass er gekommen ist“, räumte sie widerwillig ein.
„Wow, Lyddy, das klang beinahe wie ein Lob.“
„Streich dir den Tag im Kalender an. Wann bist du schon mal von einer Frau gepriesen worden?“ Die alten Freundinnen guckten einander an und lächelten.
Von der Kellertreppe klangen Schritte herüber, und David und Ham traten aus dem Haus. David hatte noch seinen Anzug an, Ham ein Sportsakko und Jeans. „Haben wir den großen Augenblick verpasst?“ fragte David.
„Kommt in zehn Jahren wieder: Dann sind wir vielleicht fertig“, erwiderte Faith. „Es wird ein Weilchen dauern, bis die Rillen tief genug sind. Aber es ist ein Anfang.“
Remy und Alex nahmen ihren Vater in die Mitte, und er legte ihnen je einen Arm auf die Schulter. Die vier Bronsons hatten eine dreimonatige Familientherapie hinter sich, und so anstrengend sie auch gewesen war, sie hatte bei ihnen allen spürbare Erfolge gezeigt.
Remys Verhalten war zwar nicht makellos, aber wenn Faith Probleme mit ihrer Tochter hatte, suchte sie gemeinsam mit David nach einer Lösung. Die Berichte aus der Schule klangen ermutigend, und Remy lernte wieder ernsthaft und mit Freude Klavier spielen.
„Ich danke euch allen, dass ihr heute früh gekommen seid“, sagte David. „Das hat mir viel bedeutet.“
Faith war stolz auf David. Er machte ein Praktikum in einer Kirche in der Innenstadt, und heute hatte er zum ersten Mal auf der Kanzel gestanden. Seine Predigt hatte sich um Vergebung gedrehtund war sowohl inspiriert als auch inspirierend gewesen. David hatte seine Berufung gefunden.
Ihre Blicke trafen sich, und sie lächelte. „Du warst großartig.“ Sie strahlte auch Ham an. „Findest du nicht?“
Ham grinste. „So gut, dass ich in zwanzig Jahren gern noch mal mitkomme, um zu prüfen, ob er es dann noch besser kann.“
„Wir wollten euch von den Kindern erlösen“, meinte David. „Aber wir haben Zeit.“
Karina, die die ganze Zeit gemeißelt hatte, stand auf. „Okay, okay. Es ist schwieriger, als es aussieht. Aber wenn man genau hinschaut, erkennt man schon, dass es mal richtig gut wird. Faith, du bist dran. Und schafft uns diese Kinder vom Hals.“
Faith nahm den Meißel. Wie Lydia hatte Karina nur die Oberfläche etwas angekratzt, aber sie hatten reichlich Zeit, ihr Werk zu vollenden. Faith hatte sich nicht aus Boshaftigkeit für Stein entschieden. Das Medium erschien ihr perfekt. Es war die Mühe wert: Ihre Namen würden auf ewig hier stehen. Auf ewig vereint.
Faith kniete sich hin, fügte ihren Namen hinzu und verband ihn mit Karinas. Wie die anderen plagte sie sich ab und brauchte viel Zeit, aber die hatte sie auch.
Als sie sich schließlich aufrichtete, applaudierten alle. Dann zerstreuten sie sich. David und Ham nahmen Remy und Alex mit. Lydia schloss sich Karina und deren Kindern an. Dottie Lee verschwand durch die Hecke.
Schließlich blieb Faith mit Pavel allein.
„Na, war das nichts?“ fragte sie ihn mit glänzenden Augen. „Ich hätte nie gedacht, dass es einen solchen Tag für uns geben würde.“
„Ein Neuanfang.“
In den Monaten, seit sie Karina gefunden hatten, hatte Pavelgeduldig dazu beigetragen, dass alle in ihre neuen Rollen hineinwuchsen, und seine Medienkontakte spielen lassen, um der Familie eine faire Berichterstattung zu garantieren. Er hatte viel Zeit bei „Scavenger“ verbracht, um dort geordnete Verhältnisse zu hinterlassen und herauszufinden, ob und wie er künftig noch in die Geschäfte eingebunden sein wollte. Wie alle anderen hatte auch Pavel sich durch die Geschehnisse verändert.
Faith wartete, aber er fuhr nicht fort. Pavel hatte alle ihre Vorhaben unterstützt, aber sie waren selten zu zweit, und obwohl er sich sehr einfühlsam verhalten hatte, waren sie die ganze Zeit nicht miteinander im Bett gewesen. Sie hoffte seit Monaten auf ein Zeichen, dass er mehr wollte. Aber offenbar erwartete er dieses Signal von ihr .
„Ja?“ meinte sie schließlich. „Was für ein Neuanfang?“
„Ich schätze, das bestimmst du.“ Er wippte auf seinen Absätzen.
Faith hatte mehr als ein Jahr
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