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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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mehr sonderlich nützlich sein. Dann bist du mehr oder weniger auf dich selbst gestellt.“
    „Das Grausamste, was er tun könnte, wäre, mich direkt vor deinen Augen töten zu lassen. Aber nimm an, nimm nur einmal an, ich überlebe es.“
    „Das wäre so ungefähr die schlimmste Möglichkeit. Du wärst am Leben, jedoch unfähig zu dienen.“
    „Nein, das ist nicht die schlimmste Möglichkeit. Denn wenn ich überlebe, beweist es, daß ich ein Gefährte bin. Seine Verrats-Anklage wird vom Gericht verworfen werden.“
    „Tut mir leid, ich kann nicht mehr klar denken.“
    „Das ist in Ordnung. Ich verstehe. Ich wünschte nur, ich könnte helfen.“
    „Dein Bedürfnis zu helfen ist beruhigend.“
    „Aber du brauchst mehr als nur Beruhigung.“
    „Ja.“
    Valleroy rüttelte an den Stangen des Käfigs, wobei er durch die Zähne zischte: „Es muß einen Weg geben!“
    Klyd wich vor diesem Stoß der Verzweiflung zurück, massierte kläglich seine Seitlichen. Die Nachtlichter des Lagers zeigten Valleroy das Ronaplin-Sekret, das aus den seitlichen Öffnungen sickerte. Die geschwollenen Drüsen waren deutlich sichtbare Klumpen, die die Haut bis halb über die Unterarme hinauf dehnten. Valleroy sagte: „Not muß … schmerzhaft sein.“
    „Oh“, sagte Klyd, als er sah, wie Valleroy seine Tentakel betrachtete, „es sind nicht nur die Seitlichen, es ist der ganze Körper. Das Ausmaß des Stoffwechsels nimmt zu, die Empfindsamkeit steigert sich um fünfzig Prozent, das gesamte System ist hochempfindlich und verlangt nach Betätigung. Der Sime ist von Natur aus ein Raubtier, und die Not ist der Jagdzustand. Selbst die Persönlichkeit verändert sich. Wir werden unerträglich aggressiv, handeln unüberlegt …“
    „Habe ich nicht bemerkt.“
    „Danke. Kanäle sind stolz darauf, sich unter Kontrolle halten zu können.“
    „Wenn du Andle richtig abgelesen hast, geraten die Dinge morgen früh in Bewegung. Versuche dich noch so lange zu beherrschen. Zeor braucht deine Führung.“
    Der Kanal erhob sich, wankte vorsichtig in die hinterste Ecke seines Käfigs, wo er sich wieder setzte, behutsam, als würde eine abrupte Bewegung seine Beherrschung zerbröckeln lassen. Auch Valleroy schlich in die andere Ecke seines Käfigs und hatte Angst davor, sich einem Gefühl der Verzweiflung hinzugeben, das Klyds Elend noch vermehren würde.
    Er glaubte, er würde nicht schlafen können, deshalb war er überrascht, als er von hellem Sonnenlicht in den Augen und einem um die Käfigstäbe gedrängten Mob von Simes erwachte. Aber die Besucher waren nicht an ihm interessiert. Es war der Kanal, der sie anzog, und sie zeigten ihre Geringschätzung mit Spott- und Hohnrufen, von denen Valleroy die Hälfte zwar nicht verstehen, ihren Sinn sehr wohl begreifen konnte.
    Klyd stand an den Eckstangen und umklammerte sie mit Händen, deren Knöchel weiß hervortraten, die Greiftentakel peitschten in hemmungsloser Sinnlosigkeit umher. Alle paar Augenblicke stieß er ein unartikuliertes Fauchen zwischen den Lippen hervor. Sein Körper war starr vor Anstrengung. Er steigerte, versuchte die Stangen zu verbiegen! Aber sie bewegten sich nicht einmal unter seinem heftigsten Ansturm.
    Das einzige Ergebnis der rasenden Anstrengung des Kanals war ein Zunehmen der Menge der Simes, die über ihn lachten. Aber nachdem eine ziemlich große Anzahl neuer Gaffer aus der Kaserne herangekommen war, marschierte eine andere, diszipliniertere Gruppe aus der anderen Richtung heran. Sie lehnten eine Leiter an das Dach von Aishas Käfig. Drei von ihnen stiegen hinauf, und einer von diesen dreien rief der Menge unter sich etwas zu. „Auseinander! Befehle sind erlassen, daß Zehn, Zwölf und Achtzehn heute auf Feld-Witterung ausziehen. Überprüft besser eure Dienstpläne!“
    Jedermann drängelte, hastete davon, und innerhalb einer Minute war außer den Wachen, die Aisha in einer Schlinge hochzogen, kein Menschenjäger mehr in Sicht. Valleroy brüllte: „Wo bringt ihr sie hin?“
    Sie antworteten erst, als sie Aisha, die sinnlos biß und trat, die Leiter hinunterschleppten. Dann kam einer der Wächter um den Käfig herum und begutachtete die Anstrengungen des Kanals an den Stangen. Zufrieden, daß der Perverse nicht freikommen konnte, blieb er vor Valleroy stehen und sagte: „Runzi liefert Handelsware immer gereinigt und inspiziert ab … und zum verabredeten Zeitpunkt. Was dich betrifft, so kommen wir später zurück.“ Er neigte den Kopf in Richtung des tobenden

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