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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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Kanals. „Das kannst du ihm sagen, wenn er zuhört. Ich hoffe, er begeht keinen Selbstmord, bevor wir uns seiner annehmen.“
    Das bereitete Valleroy Sorgen. Er hatte noch nie davon gehört, aber er nahm an, daß ein Kanal sein Selyn gründlich genug ausscheiden konnte, so daß es einem Selbstmord gleichkam. Aber momentan war er zu hilflos, um auf Klyd einzuwirken. Das bloße Verlangen, dies zu tun, genügte, den Sime an die Stäbe zwischen ihren Käfigen zu locken. Aber es gab kein Erkennen in seinen Augen.
    Es war gleichermaßen mitleiderregend als auch beängstigend zuzusehen, wie sich das, was ein vernünftiges menschliches Wesen gewesen war, wie ein amoklaufender Orang-Utan aufführte. Hinter drei Reihen unverbiegbarer Stangen sicher, fragte sich Valleroy, ob er dem Wahnsinn des Kanals ohne mit der Wimper zu zucken gegenübertreten konnte. Er schaute in diese wilden Augen, die nicht mehr menschlich wirkten, und war fast froh, daß er keine Gelegenheit bekommen würde, das herauszufinden.
    Valleroy ließ sein Frühstück unberührt.
    Mehrere Male während der Stunden, in denen er dasaß und das beobachtete, was einmal der Sectuib Klyd Farris, der Stolz Zeors, gewesen war, hörte er das Donnern aufbrechender Reiter. Im Hintergrund seines Verstandes registrierte der Teil seiner selbst, den er darauf programmiert hatte, jede Einzelheit ihrer Gefangenschaft zu sammeln, die Aufbrüche und verzeichnete die Tatsache, daß das Lager jetzt nahezu leer war. Aber Valleroy selbst war emotionell zu sehr in die unmittelbare Todesqual seines Freundes verstrickt, um diese Tatsache aufzugreifen und sie als günstige Gelegenheit zu interpretieren. Er schwankte zwischen einer harten Entschlossenheit, Klyd zu helfen, und einem markerschütternden Grauen, das überhaupt kein Teil von ihm zu sein schien, sondern vielmehr eine Art urzeitlicher Rassenerinnerung.
    Als dieser primitive Teil seiner selbst aufkam, verbannte er jegliches rationelle Denken aus seinem Verstand. Er mußte sich daranmachen, all die Gründe dafür, weshalb der Dienst der Gefährten notwendig und weshalb sein Dienst an diesem speziellen Kanal sowohl unumgänglich als auch lebenswichtig war, zusammenzusuchen und wieder aufzubauen. Am Ende war es nicht das kalte, logische Ziel, Zeor, das Tecton und die menschliche Rasse zu retten, was Valleroy in das sichere Gerüst des Verstandes zurückbrachte. Es war die Erinnerung an die Wärme, die er verspürt hatte, als Feleho ihn Naztehr genannt hatte.
    Mit dieser Erinnerung kam die Flut der damit verbundenen Momente. Das spontane Lob, das seine Arbeit auf Hrels Abtrenn-Feier gefunden hatte. Die unvergleichliche Zufriedenheit, einen Teil von sich selbst zu entdecken, der für Zeor empfänglich war, und diese Vision in seinen Arensti-Entwurf einfließen lassen zu können. Das erregende Gefühl, diesen Entwurf von so vielen, deren Lob er zu schätzen gelernt hatte, akzeptiert und verstanden zu finden. Der Ausdruck auf Sectuib Nashmars Gesicht, als dieser die Zeichnung von Enam und Zinter gesehen hatte. Und schließlich die große, überwältigende Freude, die er verspürt hatte, sooft in Imil irgend jemand sein Schaffen wegen seiner Verbundenheit mit Zeor als selbstverständlich hingenommen hatte … Zeor, das Synonym für das Gute an sich.
    All dies war innerhalb eines Zeitraumes von vier Wochen geschehen, während in den fast dreißig Jahren seines vorherigen Lebens nichts annähernd Ähnliches passiert war. Er wußte jetzt, wohin er gehörte. Nach Zeor. Aber Zeor war abhängig von Klyds Können sowohl als Kanal wie auch als ungewöhnlich erfahrener Verwalter. Und, wurde Valleroy klar, daß Klyds Leben jetzt von seinen Fähigkeiten als Gefährte abhing.
    Immer wieder kam er zu dem einen Entschluß: Klyds Leben war wichtiger als sein eigenes, da es ohne Klyd kein Zeor geben würde und damit nichts, zu dem man heimkehren konnte. Deshalb würde er es riskieren, von Klyd getötet zu werden, und wenn er starb, so würde wenigstens Klyd leben. Es war eine emotionale Entscheidung, die aber mit den rationalen Faktoren, die er in Erwägung ziehen mußte, übereinstimmte. Doch jedesmal, wenn er in diesem Entschluß sicher war, stellte er sich vor, wie er tatsächlich die Hände ausstreckte, um den geistlos tobenden Kanal ohne Stangen zwischen sich und ihm zu berühren – und das urzeitliche Grauen stieg wieder auf, ihn zu ersticken.
    Er kämpfte es allein durch die Rückbesinnung darauf nieder, daß er in einem Käfig war und daß

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