Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
Vom Netzwerk:
daß er etwas tun mußte. Neidisch erinnerte er sich an den ruhigen Sachverstand, mit dem Denrau Klyd geholfen hatte. Aber Valleroy hatte keine Ahnung, was Denraus gut geschulte Bewegungen tatsächlich bewirkten. Er machte einen halben Schritt auf den Kanal zu, aber so schnell, wie es angefangen hatte, war es vorbei.
    Klyd erhob sich und ging erschöpft zum Sessel. „Hugh, kümmere dich um ihn.“ Er schloß die Augen.
    Da Valleroy nicht wußte, was er sonst hätte tun sollen, kleidete er den Jungen in eines seiner eigenen Reserve-Kleidungsstücke, wobei er mehrere aus einer ansonsten leeren Frisiertisch-Schublade organisierte Nadeln benutzte. Während dieses ganzen Unternehmens blieb der Junge passiv. Als Valleroy fertig war, stellte er den Gen vor den Spiegel. „So, jetzt siehst du wie Norbom aus, nicht mehr wie eine Nummer.“
    „Bestimmt tut er das“, sagte Klyd und erhob sich, um den Gen zu begutachten.
    „Ich dachte, du wärst eingeschlafen.“
    „Das sollten wir beide schon sein. Bringen wir ihn in den Baderaum, und waschen wir ihn. Heshri wird wohl bald zurück sein, und wir können alle etwas Schlaf gebrauchen.“
    „Flippen wir um den Sessel?“
    „Was?“
    „Die Kinder bekommen das Bett, oder?“
    Klyd sprach das englische Wort aus. „Flippen? Heißt das – umdrehen?“
    „Ja. Eine Münze flippen. Spielen.“
    „Oh nein. Die Gen-Gesellschaft hat bestimmt ihr kulturellen Vorzüge, aber sie unterscheiden sich radikal von denen der Sime-Gesellschaft. Du wirst nach wie vor das Bett mit mir teilen müssen, und du wirst es wie Routine aussehen lassen müssen.“
    Valleroy schüttelte sich. „Ja, Sectuib. Aber das alte Weib da unten wird den Kindern kein Zimmer vermieten. Sogar Gen-Augen können das sehen.“
    „Stimmt. Wahrscheinlich würde sie uns alle hinauswerfen, wenn ihr Mann damit einverstanden wäre.“
    Während sie den Flur entlang zum Waschraum gingen, Norbom zwischen sich, fragte Valleroy: „Warum sollte ihr Mann nicht damit einverstanden sein?“
    „Er weiß, daß viele seiner Gäste hier wegen der möglichen Chance Station machen, einen von uns perversen Freaks zu sehen. Wenn sie nach Hause kommen, können sie phantasievolle Geschichten um die schrecklichen Dinge schmücken, die diese ‚dreckigen Leute’ tun. Der Vorfall von heute abend wird diesen Winter manche Versammlung am Feuer in den Bann schlagen … und er wird eine Welle neuer Geschäfte hinter sich herziehen.“
    Sie wechselten sich darin ab, Norbom zu beaufsichtigen, und waren auf dem Rückweg in ihr Zimmer, als sich Heshri zu ihnen gesellte. Nachdem sie die Decken ausgeteilt hatten, legten sie sich zur Nachtruhe nieder, und die beiden Simes verfielen sofort in einen tiefen Schlaf, während Valleroy befangen und steif dalag.
    Valleroys Finger suchten das Sternenkreuz, das sich gegen seine Brust schmiegte. Das half. Wenn nur Aisha auch solch eine geheime Waffe hätte!

 
Auswahl-Auktion
     
     
     
    Am Mittag des nächsten Tages ritt Valleroy neben dem Kanal und war vollauf damit beschäftigt, den Karren und Wagen auszuweichen, die die Straßen von Iburan verstopften. Anders als Gen-Städte besaß Iburan weder Mauern noch sichtbare Wehreinrichtungen. Es breitete sich chaotisch in alle Richtungen aus und stank nach den beizenden Düften des Sime-Alltags … eine wahrhaftige Metropole im Vergleich zu Valzor.
    Während dieses langen Ritts die Stadtstraßen entlang wurde Valleroy vom zweiten Stock herunter mit nasser Wäsche an einer Wäscheleine geschlagen, von der Leiter eines Arbeiters getroffen, der Klyd mit unheimlicher Grazie auswich, mit Schlammkugeln und dem unzüchtigen Spott von Straßenbengeln beworfen, die sich augenblicklich verstreuten, wenn Klyd sie nur ansah. Valleroy ertrug es stoisch.
    Als sie sich der Auktion näherten, hörten die Demütigungen auf. Hier waren die Gebäude neuer, die Leute freundlicher und die Straßen ruhiger. Am Ende einer Seitengasse fanden sie einen Stall, in dem die Pferde versorgt werden würden. Von hier machten sie sich zu Fuß auf zu den Tribünen, die bereits mit Zuschauern und Käufern gefüllt waren.
    Die Auktion fand in einem schlüsselförmigen Amphitheater statt, umgeben von hohen Gebäuden, die sich bis zur Mauer herandrängten und in die Arena hinunterzuspähen schienen. Die kreisförmigen Steinsimse, die als Sitze dienten, waren – abgesehen von den üppig ausgestatteten Logen, auf denen die Würdenträger Platz nehmen sollten – ungepolstert. Als sie sich durch die

Weitere Kostenlose Bücher