Das Haus Zeor
gekostet. Nur ein bißchen weiter, und du hast es geschafft.“
„Zeor?“ fragte der Sime erstaunt. „Sectuib … Sie …“
„Ich bin es, und ich werde es tun, wenn du mit mir nach oben kommst.“ Als Klyd auf die Treppe zuging, noch immer vorsichtig zwischen dem Sime und dessen potentiellem Opfer, fuhr er fort, in derselben professionell überzeugenden Stimme, die er bei seinen Patienten verwendete, Ermunterungen zu flüstern.
Valleroy brachte den Gen an der Kette. Gerade als er einen Fuß auf die dritte Stufe setzte, schrie die alte Frau, die am Tresen arbeitete: „Nein! Ich lasse in meinen Räumlichkeiten keine dreckigen Perversionen zu!“ Und sie machte Anstalten, hinter ihnen herzukommen.
Plötzlich erzürnt, fauchte Valleroy sie an. „Sie lassen es nicht zu …! Und wie werden Sie den Sectuib Farris aufhalten?“
Valleroy spürte, wie sich die anderen Simes im Raum strafften. Sie konnten ihn innerhalb von fünf Sekunden auslöschen, aber er war schon zu weit gegangen, um jetzt noch zurückweichen zu können. Er wagte einen wilden Vorstoß ins Dunkel und vertraute darauf, daß Klyd nichts Illegales tun würde. „Der Junge hat um die Hilfe des Sectuib gebeten, weil er verhindern will, diesen hier zu töten.“ Für alle sichtbar hielt er die weißbemalte Kette hoch. „Der Sectuib hält sich im Rahmen des Gesetzes, wenn er diese Hilfe gewährt, wo und wann immer sie gesucht wird! Wir haben ein Zimmer gemietet. Was wir darin tun, ist unsere Angelegenheit, solange wir das Gesetz befolgen!“
Die elektrische Spannung im Raum schwoll an, und sie würde ihn vernichten. Trotzig stieß Valleroy das Kinn hoch, marschierte die Stufen hinauf und zog den Gen hinter sich her. Fast konnte er spüren, wie sich die Blicke des Vertreters in seinen Rücken bohrten. Als er am oberen Ende der Treppe ankam, brachen unten die Simes in heftigen Streit aus, der sowohl gegeneinander gerichtet war als auch gegen den arroganten Gen.
Als Valleroy ihr Zimmer erreichte, war schon alles vorbei. Der Sime-Junge lag auf dem Bett, auf der Seite zusammengerollt, und schluchzte stoßweise. Klyd ließ sie eintreten und ging dann wieder zurück, um diese zerbrechlich wirkenden Schultern zu halten, bis das Schluchzen aufhörte.
„Wie heißt du, Junge?“ fragte Klyd sanft.
„Heshri Sikal.“
„Was ist der Grund, daß du deine Mutter so zufriedenstellen willst?“
Heshris Blicke bohrten sich in die Augen des Kanals und forschten dort nach etwas.
„Nein, Heshri, es sollte keine Respektlosigkeit sein. Aber die Entschlossenheit, die du gezeigt hast, wird selten aufgebracht, um jemand anderem eine Freude zu machen. Sie muß von innen kommen. Warum willst du dich abtrennen?“
„Ich habe die Zahlen von Zelerod gelesen. Es ist beängstigend. Wenn er recht hat, werde ich es nicht mehr erleben, den Enkeln meiner Mutter über den Wechsel zu helfen.“
Klyd erhob sich und schritt durch den Raum dorthin, wo sich der Gen in dem einzelnen Sessel zusammenkauerte, die Füße unter sich gezogen, die trüben Augen niedergeschlagen. Als der Kanal auf die erbärmliche Gestalt hinunterblickte, sagte er: „Er hat recht, Heshri. Zelerod hat … erschreckend … recht.“
Die Stille dehnte sich aus, bis Valleroy sagte: „Wer ist Zelerod, und womit hat er recht?“
Klyd schüttelte sich, als erwache er aus einem Traum. „Er ist der Mathematiker, der prophezeit hat, daß die menschliche Rasse innerhalb von hundert Jahren, vielleicht weniger, ausgelöscht sein wird – und zwar wegen der zunehmenden Zahl von Simes, die längere Erwachsenenleben leben und so viele Gens töten, daß es nicht mehr genug geben wird, um uns am Leben zu erhalten. Zelerod beweist anhand mathematischer Berechnungen, daß allein durch den Kanal das Überleben gesichert ist. Wir haben das schon seit Generationen gewußt, aber die Nichtgetrennten wollten es nicht akzeptieren … bis es einer der Ihren voraussagte und bei dem Versuch, sich abzutrennen, starb, weil er zu alt war.“
Klyd drehte sich um und sah den Jungen an, der noch immer auf dem Bett lag. „Jetzt akzeptieren sie es, und ein paar von ihnen, immer wieder einmal einer, kommen zu den Haushalten. Je mehr es akzeptieren, desto verängstigter werden Andle und seine Anhänger … und um so gefährlicher.
Heshri, dies ist mein Gefährte, Naztehr Hugh.“ Heshri sprang auf, als stehe er vor einer Heirat, verbeugte sich und sagte: „Ich bin höchst geehrt …“
Das verblüffte Valleroy nach den Prügeln, die
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