Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
Vom Netzwerk:
sein Ego von den Nichtgetrennten unten bezogen hatte. Er sagte: „Nicht so geehrt wie ich …“
    Klyd kicherte. „Setzt euch, ihr beiden. Derjenige, der am meisten Ehre verdient, hat sich uns noch nicht angeschlossen …“ Der Kanal ging in die Hocke, um sein Gesicht in das Blickfeld des Gen zu bringen. Er wischte mit der Hand vor diesen starr blickenden Augen hin und her. Der Gen blinzelte nicht einmal, als Klyd mit einem Vordertentakel seine Nase berührte.
    „Nun, nach ein paar Wochen in Zeor wird er aufwachen.“
    „Er sieht aus, als würde er unter Drogen stehen“, sagte Valleroy. Das simelische Wort, das er gebrauchte, bedeutete eher ‚unter Medikamenten’, und deshalb setzte er das englische Wort hinzu.
    „Zum Teil“, pflichtete Klyd bei, „aber selbst ohne die Drogen wird es lange brauchen, bis er sich entwickelt. Aber trotzdem gibt es Hoffnung. Ich habe schlimmere Fälle gesehen.“
    „Sectuib“, sagte Heshri, „er gehört Ihnen – für Ihre Dienste.“
    „Heshri, du mußt lernen, daß er niemals Eigentum ist.“ Der Kanal knurrte, als er die Verschlüsse an dem Metallkragen des Jungen in Angriff nahm. „Er ist ein Mensch. Betrachte ihn als krank oder geistig gestört, aber dennoch als einen Menschen.“
    „Ja, Sectuib.“
    Der Kragen löste sich mit einem metallischen Knirschen. Klyd wickelte die Kette darum und legte ihn auf die Frisierkommode. „Wir werden ihn Norbom nennen, bis er sich seinen eigenen Namen wählen kann.“
    „Dann werden Sie mich in Zeor akzeptieren?“
    „Nein. Es ist nicht meine Angelegenheit, dich zu akzeptieren. Vielmehr bist du es, der uns akzeptieren muß. Du wirst viele Monate lang nicht bereit sein, diese Entscheidung zu treffen. Abtrennung ist weder kurz noch angenehm.“
    „Ich fühle mich … jetzt … normal.“
    „Jetzt – ja. Aber nach sechs oder acht Monaten kann es schon wieder anders sein. In der Zwischenzeit wirst du in Zeor willkommen sein. Ich werde deine Beitrittserklärung morgen früh schreiben. Du wirst Norbom mitnehmen und für mich eine Nachricht nach Hause bringen, denn Hugh und ich reiten nach Iburan weiter.“
    „Gern, Sectuib.“
    „Geh nach unten und iß etwas. Ich werde Hughs Dienste hier brauchen. Kannst du die Zimmermiete aufbringen?“
    „Ich denke ja, Sectuib.“
    „Hier.“ Klyd fischte ein paar Münzen aus seiner Tasche und drückte sie in die schmale Hand. „Kopf hoch. Du repräsentierst dort unten Zeor, und sie wissen es alle. Achte auf den Vertreter. Andle bedient sich Burschen seiner Sorte.“
    „Ja, Sectuib.“ Der Junge reckte sich zu seiner vollen Größe auf und ging, sich seines neuen Status sehr eindringlich bewußt.
    Als die Tür geschlossen war, platzte Valleroy heraus: „Meine Hilfe?“
    „Ja. Trotz der Droge könnte Norbom in Panik geraten, wenn ich den Transfer beginne. Ich will, daß du bereit stehst, um zu tun, was immer auch nötig scheint.“
    „Klyd, du weißt, daß ich in so etwas nicht ausgebildet bin!“
    „Du bist mit der Menge da unten recht gut fertig geworden.“
    „Du hast es gehört?“
    „Das war wohl unvermeidbar. Du hast mir da für einen Moment Angst eingejagt.“
    „Ich habe dir gesagt, ich bin nicht …“
    „Auf jeden Fall“, sagte Klyd fest, „brauche ich hierfür die Hilfe meines Gefährten. Deshalb kann ich dich wohl kaum mit Heshri schicken, oder?“
    „Wenn du Hilfe brauchst, tust du es besser nicht.“
    „Ich muß. Ich habe Heshri fast zweitausend Dynopter von Zeors Konten gegeben … Sie müssen von dem Gen erstattet werden, der ihm zugeteilt war. Außerdem kann ich ihn nicht gut mit einem Feldstark-Gen im Schlepptau da hinausschicken, oder?“
    „Wohl kaum. Du bist am Zug. Was soll ich tun?“
    „Halte dich nur bereit.“ Klyd nahm den Gen bei der Hand. Er ging gefügig mit zum Bett. Auf der Tagesdecke ausgestreckt, sah die schmächtige Gestalt so gebrechlich aus, daß Valleroy Mitleid empfand.
    Klyd begann leise zu summen, keine Worte, die Valleroy unterscheiden konnte, sondern ein beruhigendes Geräusch. Langsam setzte sich der Kanal, nahm die Hände des Jungen, tastete nach den Unterarm-Nerven und stellte mit seinen Seitlichen den lebenswichtigen Kontakt her.
    Die Augen des Gens weiteten sich. Klyd zögerte und redete noch immer, um das beginnende Entsetzen zu beschwichtigen. Dann, wie auf ein Signal hin, bückte sich der Kanal und stellte den Lippenkontakt her. Der Junge versteifte sich, da reales Entsetzen seinen Drogennebel durchstach.
    Valleroy war sicher,

Weitere Kostenlose Bücher