Das Haus Zeor
„Ohne Tötung kann ich nicht funktionieren! Ich kann nicht leben!“
„Du kannst keinen Gefährten töten. Sicher weißt du das inzwischen.“
„Laß mich zu ihm. Ich werde dir zeigen …“
„Das kann ich nicht zulassen.“
Finsterer Groll brannte aus dunklen Augen. „Du behältst alle Gens für dich selbst! Ohne sie wäre ich lieber tot!“
„Wenn Zelerod recht hat, dann werden wir bald alle tot sein.“
„Ich muß töten.“ Enam hatte sich einem tieferen Instinkt ergeben, einem Instinkt, der nicht unterdrückt werden konnte.
„Du mußt nicht. Glaub mir, Enam, du würdest nur wenig Befriedigung daraus ziehen, einen ausgebildeten Gefährten anzugreifen. Ein Gefährte gerät beim Transfer nicht in Panik – du kannst ihm nichts anhaben. Und solch ein Transfer kann dir nicht die Ego-Wonne des Auslese-Tötens geben.“
„Ich hatte ihn, Sectuib. Ich weiß es.“
„Phantasie, Naztehr“, versicherte Klyd fest. „Reine … Wunscherfüllungs-Phantasie.“
„Besser als nichts.“
„Du hast nicht die Not. Aber du bist hochempfänglich. Das wird sich wahrscheinlich noch vor deinem nächsten Transfer ändern. Warte noch drei Wochen, dann komm und erzähle mir alles.“
„Du wirst nicht mehr hier sein.“
„Der Sectuib Nashmar wird dir eine so vollständige Befriedigung geben können, wie du nur brauchst. Wenn das nicht der Fall ist, Enam, dann komm nach Zeor.“
„Du glaubst wirklich …“
„Es wird sein, wie ich sage. Für dich wie für alle anderen. Triff diese letzte Entscheidung, dich abzutrennen. Hinterher, wenn du dann noch willst, kannst du jederzeit gehen. Aber versuche nicht, innerhalb dieser Mauern zu töten. Soviel schuldest du uns.“
Zinter war jetzt wieder auf den Füßen und rieb die wachsende Beule an seinem Hinterkopf. „Enam, ich würde dich gern begleiten … wenn du zur Krankenstation gehen willst. Wir haben Beruhigungsmittel und andere Methoden, dir zu helfen, das Schlimmste durchzustehen.“
Mit geballten Fäusten und gesenktem Kopf folgte Enam dem jungen Kanal hinaus, und Klyd half Valleroy auf die Füße. „Hugh“, flüsterte der Kanal, während der Valleroys Verletzungen untersuchte, „gerade ist eine Nachricht aus Zeor eingetroffen … von Hrel. Andles Agent in Imil ist Enam. Hrel glaubt, ihm wurde befohlen, dich zu erledigen. Wenn er dich getötet oder auch nur verletzt hätte …“
„… würden sie wissen, daß ich kein ausgebildeter Gefährte bin – aber Zeor weiß das bereits.“
„Zeor glaubt, daß du talentiert genug bist, ein Gefährte zu werden. Sonst hätte ich keine Erklärung dafür gehabt, dir dies zu geben“, sagte er und berührte den Wappenring von Zeor, den Valleroy trug.
„Aber ich bin nicht talentiert …“
„Ich mußte mich vor Zeor verbürgen, um dich so weit kommen zu lassen. Ich habe mein Ansehen für deine Mission in Gefahr gebracht. Es ist eine Angelegenheit öffentlicher Beurkundung, daß du und ich Selur Nager erreicht haben. Welches mögliche Motiv außer Kollaboration könnte ich haben, um in einer solchen Angelegenheit zu lügen?“
„Ich verstehe.“
„Deine Unzulänglichkeit bei Enams Angriff hätte ihm sämtliche Beweise geben können, die er benötigt, um mich bloßzustellen.“
„Du hast zuviel Vertrauen in mich gesetzt. Enam hätte Erfolg haben können.“
„Hat er aber nicht, obwohl er alle Zeit hatte, die er brauchte, Das beweist, daß ich mich nicht in dir getäuscht habe.“
In diesem Augenblick platzte Nashmar in den Raum herein. „Klyd, was geht hier vor …?“
Sein Blick fiel auf die Zeichnung, die Valleroy gerade beendet hatte. Er versteifte sich, staunte mit offenem Mund. „Naztehr, dies ist … ist … es gibt keine Worte dafür. Es ist eine reine Pracht. Es ist – Wahrheit!“
Klyd ging zu ihm, um zu sehen, was den Sectuib von Imil so ergriffen machte. Sofort war er in den gleichen Bann geschlagen. Als er sich davon freimachte, sagte er: „Was habe ich dir gesagt, Nashmar?“
Nashmar nickte sprachlos.
Klyd warf Valleroy einen doppeldeutigen Blick zu. „Ein sehr seltenes, sehr besonderes, sehr … kostbares Talent.“
„Danke, Sectuib Farris. Danke, Sectuib Nashmar.“ Er hatte kürzlich erfahren, daß ‚Sectuib’ keinen Plural hatte.
„Nashmar“, sagte Klyd eindringlich, „wir würden gerne etwas mit dir in deinem Büro besprechen … vertraulich.“
„Gewiß.“ Er winkte einem der Männer, die sich hinter ihm in den Raum gedrängt hatten. „Bring diese Skizze in Amrans
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