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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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Kataloges und volle Anerkennung in diesem Druckwerk erhalten.“ Er hob seine Stimme. „Renita, bring die Martesa in Positur. Naztehr Hugh wird die Martesa für die Titelseite zeichnen!“
    Valleroy bemühte sich, nicht zu stöhnen, als die Mädchen im Studio in höchster Freude quietschten. Er konnte an einem weiteren fremdländischen Kostüm wirklich nichts so Aufregendes finden, doch er entschloß sich, sein Bestes zu geben.
    Die folgende Hast ließ die wahnsinnige Eile der letzten paar Tage wie einen gemächlichen Urlaub erscheinen. Heere von Beleuchtungstechnikern mit ihren Linsen und Spiegeln, Berge von Hintergrundmaterial, halbgekleidete Modelle mit hektisch geröteten Wangen – und alle flitzten umher, als bereiteten sie sich auf einen königlichen Besuch vor … alle brodelten rings um Valleroy herum, verwandelten eines der Studios in eine kaiserliche Krönungsszene, und er stand schweigend in der Mitte des Hauptsalons.
    Als Valleroy endlich eintreten durfte, arrangierte Nashmar gerade zwei neue Modelle auf dem schwer behängten Podest. Es waren nicht nur zwei für Valleroy neue Modelle, sondern beide waren auch Männer. Einer von ihnen lehnte sich auf einem kissenbedeckten Sofa zurück, das seltsam geformt war, um dem anderen den Dienst zu erweisen. Nashmar beaufsichtigte den Zusammenschluß ihrer Hände, die Tentakel in der Transferhaltung verschlungen.
    Als Valleroy herankam, sagte Nashmar gerade: „Bist du sicher, daß du das Gefälle stabil halten kannst, Zinter?“
    „Das sollte ich besser können, wenn ich nach Zeor gehe.“
    „Wenn du müde wirst, dann mach eine Pause.“
    „Ja, Sectuib. Aber Enam wird vor mir ermüden.“
    Nashmar wandte sich an die zurückgelehnte Person … eigentlich kaum mehr als ein Junge. „Enam, übernimm dich nicht.“
    „Nein, Sectuib“, erwiderte er, ohne seinen Blick aus dem Zinters zu nehmen.
    „Naztehr Hugh, was meinen Sie?“ fragte Nashmar und nahm Valleroy beiseite.
    „Ein Kunstwerk, Sectuib. Ich werde mein Allerbestes geben.“
    „Achten Sie darauf, die Stellung der Seitlichen exakt zu treffen. Dies wird das erste Titelbild, das wir mit der Abbildung eines Sime-Transfers versehen, und es muß technisch perfekt sein.“
    „Halten Sie es für weise, Sectuib“, fragte Valleroy zögernd, „eine derartige Pose auf dem Umschlag zu zeigen, wo doch der Inhalt des Katalogs so anders ist?“
    „Zeors Kurs des Konservatismus kann von geringeren Haushalten betrieben werden, wissen Sie. Die Leute respektieren Imil als das führende Modehaus, doch sie haben gelernt zu vergessen, was sie sind. Es wir Zeit, sie daran zu erinnern. Und Sie sind der Künstler, der das schaffen kann. Ihre Arbeiten sprechen auf einer tieferen Ebene an, als dies bloße Fotografien tun, einer Ebene, tief genug, um unsere Botschaft so auszudrücken, wie sie nur ein Gefährte verstehen kann.“
    Valleroy schluckte schwer. Er war kein Gefährte. Aber Nashmar gab ihm keine Chance, Zeit zu schinden. „Ich habe nicht vor, Sie zu beleidigen, Naztehr, doch es ist meine Pflicht, Sie daran zu erinnern, daß Sie hinsichtlich Enam auf über Mittfeld sind. Obgleich Zinter ungewöhnlich geschickt ist, ist er jung und weit unterhalb Ihrer Stufe der Vollendung, während Enam mit der Abtrennung kämpft. Natürlich könnte Enam einen Gefährten niemals verletzen …“
    „Natürlich nicht“, pflichtete Valleroy schwach bei. „Es ist nur so, daß Sie nicht möchten, daß ich ihn übermäßig belaste.“
    „Ich wußte, Sie würden es verstehen.“ Nashmar legte eine beruhigende Hand auf Valleroys Schulter. „Zeors Ansehen ist bei Ihnen sicher.“
    Nashmar rauschte aus dem Zimmer, seine Begleitung hinterher.
    Als sich Valleroy an das Zeichenbrett setzte, fand er all seine gewohnten Materialien ordentlich ausgebreitet. Der Tisch war so aufgestellt, daß man die Szene aus dem bestmöglichen Winkel betrachtete. Und er mußte zugeben, daß die beiden Modelle gut gewählt worden waren, nicht nur, daß die klassischen, hageren Gesichtsflächen vollkommen zu ihren Kostümen paßten, auch ihre Körper waren durch eine feine Linie der Harmonie im Einklang, was Valleroys Herz singen ließ. Die losen Gewänder, die sie trugen, waren so arrangiert worden, daß sie diese Harmonie noch hervorhoben.
    Der Künstler in Valleroy wurde von der Aufgabe in den Bann geschlagen. Es war die anspornendste Herausforderung, die ihm in Imil gegeben worden war. Sie reizte sein Bedürfnis, sich auszudrücken, wie es das Portrait von

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