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Das Hausbuch der Legenden

Das Hausbuch der Legenden

Titel: Das Hausbuch der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Adolf Narciss
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ausgespien hatte, als ich noch nichts wie die Tefenet ausgespuckt hatte…« Schow und Tefenet brachten den
    Götterkönig Geb hervor und Nut, die Götterkönigin, die Mutter der Sonne. Nut und Geb aber liebten sich heimlich. Als Re, der Götterkönig, merkte, daß Nut schwanger war, verwünschte er seine eigenen Kinder. Er bestimmte, daß sie nicht in einem Monat und nicht in einem Jahr gebären solle. Aber da war noch Thot, der Gehilfe des Re, der Bote der Götter: auch er liebte Nut. Er spielte ein Brettspiel mit Jah, der Göttin des Mondes. Sie verlor an ihn ein Siebzigstel von jedem Tag des Jahres. Toth bildete daraus fünf neue Tage, die Geburtstage der Götter, die Schalttage. Am ersten dieser fünf Tage kam Osiris zur Welt, der Sohn des Re, am vierten Tage Isis, die Tochter des Toth. Schon im Mutterleib hatten Isis und Osiris sich in Liebe verbunden. Aus dieser Vereinigung stammt Horus, der Sonnengott, der Rächer des Osiris. Als Osiris König in Ägypten war und mit seiner Gemahlin Isis regierte,
    unterrichtete er seine Untertanen im Ackerbau, gab ihnen Gesetze und lehrte sie, die Götter zu verehren. Er führte die Menschen mit milder Hand aus einem wilden, ungeordneten, ärmlichen Nomadendasein zu Seßhaftigkeit und Wohlstand. Er übte mit ihnen Gesang und Musik, er redete zu ihnen und lehrte sie alle sieben Künste. Auch als er später durchs Land zog, überwältigte er das Volk mit seinen überzeugenden Worten und mit dem Zauber seiner Künste, nicht mit dem Schwert. Das weckte den Neid seines Bruders Set. Vergeblich erhob sich dieser Feind der Sonne gegen den König, als Osiris durch sein Reich zog. Isis verteidigte die Rechte des geliebten Mannes mit Umsicht und Härte. Da griff Set zu einer List. Er verschaffte sich heimlich die genauen Körpermaße des Osiris und ließ eine prächtige Truhe bauen, die genau nach diesen Maßen gearbeitet war. Zweiundsiebzig Männer und die
    Königin Aso von Äthiopien zog er ins Vertrauen. Als sie Osiris nach der Heimkehr von einer langen Fahrt feierlich begrüßten, ließ er nach dem Festmahl den Schrein in die Halle bringen. Alle bewunderten das Kunstwerk. Da sagte Set wie im Scherz: »Ich schenke den Kasten dem, der genau
    hineinpaßt.« Da legten sich alle Gäste in den Kasten, einer nach dem anderen; aber keiner hatte das rechte Maß.

    Schließlich stieg auch der König in die Truhe und streckte sich aus. Da gab Set den Verschworenen ein Zeichen. Sie stürzten sich auf den Schrein, schlossen den Deckel, vernagelten ihn und versiegelten ihn mit Blei. Sie machten das Kunstwerk zum Sarg, warfen ihn mitten in den Nil und ließen ihn ins Meer treiben. Das geschah am siebzehnten Tag des Monats Hathor, in dem die Sonne den Skorpion durchläuft, im achtundzwanzigsten Jahr der Regierung des Osiris. Satyrn und Pane hörten zuerst von der Untat und verbreiteten die schreckliche Nachricht. Isis war untröstlich. Sie schnitt sich einen ihrer Zöpfe ab und legte Trauerkleider an. Dann irrte sie durch das Land, um Osiris zu suchen. Sie fragte jeden, der ihr begegnete, nach dem Schrein. Kinder erzählten ihr, daß der Nil den Schrein ins Meer getragen habe. Viel später erst hörte Isis, daß der Sarg von den Wellen bei Byblos wieder an den Strand gespült worden sei. Eine Zeder verbarg den Schrein unter ihren Wurzeln. Sie wuchs schnell in die Höhe zu einem mächtigen Baum, dessen Schönheit und Größe der König des Landes bewunderte. Er ließ den Stamm fällen. Er wollte ihn das Dach des königlichen Palastes tragen lassen. Der Schrein blieb ihm verborgen. Auf wunderbare Weise hörte Isis von diesen Vorgängen. Sie ging nach Byblos und setzte sich an die Quelle, aus der das Wasser für den Palast geholt wurde.
    Stumm, armselig und verhärmt saß sie an dem Brunnen. Nur zu den Dienerinnen der Königin war sie freundlich; sie flocht ihnen das Haar und hauchte sie mit dem wunderbaren
    Wohlgeruch an, der sie ständig umgab. Dieser Duft fiel der Königin auf. Sie ließ die fremde Frau zu sich rufen, die diesen einzigartigen Duft verbreitete. So kam es, daß Isis als Amme angestellt wurde.
    Sie aber gab dem königlichen Kind nicht die Brust. Sie ließ es nur an ihrem Finger saugen. In der Nacht verbrannte sie die sterblichen Teile des Kindes, verwandelte sich selbst in eine Schwalbe und flog klagend um die Säule. Als die Königin den Säugling brennen sah, schrie sie laut auf und raubte ihm auf diese Weise die Unsterblichkeit. Nun gab sich die Göttin zu erkennen. Sie bat um die

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