Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
das Geräusch also nicht
eingebildet.
Rasch zog sie ihre
Jacke über und kletterte aus dem Zelt, wobei sie darauf achtete
niemanden zu wecken. Ted und Chris hatten sich nach ihrer Schicht
ebenfalls hier schlafen gelegt. Sicher, auch wenn dieses Zelt um
einiges kleiner war, kannte sie niemanden der sich freiwillig im
selben Zelt mit Lee aufhielt.
Die Quelle des
Geräusches war Sanny. Sie hockte am Feuer und starrte in den
kleinen Kessel. Dabei ließ sie immer wieder ungeduldig den
Verschluss ihrer Tasche auf und zuschnappen.
Als sie Kate hörte,
hielt sie inne und wandte sich um.
„ Hey.“,
lächelte sie, auch wenn es nicht ganz so unbekümmert klang,
wie sonst. Kein Wunder, dachte Kate, sie ist wahrscheinlich alles
andere als froh mich zu sehen. Was Alessio auch gesagt hatte, es
änderte nichts an Kates Annahme, dass Sanny und die Anderen sie,
für Mais Verschwinden, verantwortlich machten.
Leicht zögernd
setzte sie sich auf die andere Seite des Feuers und überlegte
angestrengt, was sie sagen könnte, um das unerträgliche
Schweigen zu vertreiben.
„ Wieso sitzt
du alleine hier?“ Kate fiel nichts Besseres ein.
„ Ich habe
Claire und Lee losgeschickt. Sie sollen mir ein paar Pflanzen
besorgen.“, sagte Sanny. „Eddy geht es nicht gut und ich
vermute, dass es nichts mit dem Angriff zu tun hat.“
„ Wie meinst du
das?“, fragte Kate.
„ Er ist schon
seit einigen Tagen so komisch und jetzt werde ich das Gefühl
nicht los, dass ich etwas übersehe, also werde ich ein paar
Tests machen.“, sagte Sanny und deutete auf den Kessel.
„ Kann ich dir
helfen?“, bot Kate an. Sanny schüttelte den Kopf. Auch
wenn sie es erwartet hatte, versetzte es Kate einen Stich. Bisher
waren sie immer gut miteinander ausgekommen und sie wollte nicht,
dass sich das änderte.
„ Zumindest
jetzt noch nicht. Ich kann nur abwarten. Allerdings, falls meine
Vermutung stimmt, was sehr wahrscheinlich ist, dann brauche ich deine
Hilfe.“
Kate spürte den
Anflug von Erleichterung. Scheinbar war es nicht zu spät und so
machte es ihr auch nichts aus, dass Sanny ihr nicht mehr über
diese Vermutung erzählte, die sie hegte.
„ Kann ich dich
etwas fragen, wegen Claire?“, wollte Kate vorsichtig wissen und
wartete auf ein Zeichen von Sanny. Sie nickte.
„ Was hat es
mit diesem Fluch auf sich, über den ihr gesprochen habt? Ich
verstehe es nämlich nicht.“ Sie hatte eigentlich vorgehabt
Mai danach zu fragen.
Sanny seufzte leise.
„ Das ist
wirklich eine schlimme Geschichte. Das Schlimmste daran ist wohl,
dass es nicht nur ihr, sondern uns allen schaden kann.“,
bedauerte Sanny, bevor sie auf Kates eigentliche Frage antwortete.
„ Am Besten ich
erzähle dir einfach alles, was ich darüber weiß.“,
fing sie an.
„ Vor vielen
hundert Jahren lebte eine mächtige Königin. Man nannte sie
Maya, was so viel bedeutet, wie Illusion. Diesen Namen verdankte sie
ihrer Fähigkeit, von der bis zu dieser Zeit niemand gehört
hatte und soweit es bekannt ist, gab es sie auch nie wieder. Sie
konnte mit Hilfe ihrer Gedanken, einen Menschen ändern. Soviel
ich weiß, nutzte sie es nicht aus und ich hoffe wirklich, dass
es eine solche Fähigkeit nie wieder geben wird.“, sagte
Sanny.
„ Was heißt,
sie konnte Menschen ändern?“, fragte Kate, die sich
absolut nichts darunter vorstellen konnte.
„ Du musst es
dir so vorstellen, dass sie einen Charakter beeinflussen konnte, mit
einer einzigen Berührung. Wie viel davon wahr ist, kann keiner
sagen, aber es heißt, dass sie Menschen bekehrte Gutes zu tun,
wenn sie eigentlich auf Böses aus waren. Man sagt auch, sie
hätte die Macht gehabt Kranke zu heilen.
Das Gefährliche
an dieser Fähigkeit war jedoch, dass sie selbst sich von
niemandem beeinflussen ließ. Sie konnte nicht nur Helfen,
sondern auch zerstören. Ihr ganzes Leben lang, hat sie ihrem
Volk nur Gutes getan. Sie war ein Vorbild und jeder liebte sie, bis
zu dem Tag an dem sie Maverick begegnete. Er hatte eine schwarze
Seele und verbreitete Angst und Schrecken, egal wo er auftauchte.
Er hatte von Mayas
Gabe gehört und wollte sie auf die Probe stellen. Er glaubte
nicht daran, dass Menschen sich ändern können und so bot er
ihr an, dass sie ihn zu einem guten Menschen machen sollte. Wenn sie
jedoch versagen würde, müsste sie ihm den Thron überlassen.
Mayas Berater lachten über diesen, in ihren Augen, lächerlichen
Vorschlag. Sie selbst war misstrauisch, gegenüber Maverick und
seinem Vorschlag. Trotzdem wollte sie
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