Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
leichter.
„ Wir haben uns
gestritten und dann habe ich gesagt, ich wolle sie nie wieder sehen.
Daraufhin ist sie gegangen. Sie sagte, ich würde schon sehen,
was ich davon habe und sie würde nicht zurückkommen. Nie
wieder.“, sagte Kate.
Ihre Stimme klang
aufgeregt und leicht hysterisch. Sie spürte, wie langsam die
Tränen in ihr hoch kamen. Es würde den Versuch, ihre Lüge
realistisch wirken zu lassen, nicht gerade unterstützen, wenn
sie anfing zu weinen. Schnell wandte sie ihr Gesicht ab und eilte auf
das leere Zelt zu, um sich dort zu verstecken.
Sie hatte einen Kloß
im Hals. Der heutige Tag war einfach zu viel für sie. Erst
Jeremie, der sie angegriffen hatte und dem Mai jetzt nachlief, im
Bewusstsein, dass sie ihn noch liebte. Dann Dana, die sie alle an
eben Diesen verraten hatte, nur um sich an Mai zu rächen und
natürlich Ilona, mit ihrem entstellten Aussehen und der
Boshaftigkeit in ihren Augen, die Claire verwundet hatte.
Mai hatte Recht
behalten. Ihr war nicht mehr wohl bei dem Plan und Kate konnte nichts
weiter tun, als sich Sorgen zu machen. Warum hatte sie nicht versucht
Mai die Sache auszureden, sie irgendwie zu stoppen? Wenn ihr etwas
passierte, wenn sie starb, dann würde sie es sich nie verzeihen.
Jetzt kamen die
Tränen doch. Stumm rannen sie ihr über das Gesicht. Kate
kroch unter eine Decke und legte sich dicht neben die Zeltwand. Das
Gesicht verbarg sie in ihrer alten Jacke, die sie zu einem Knubbel
zusammengerollt hatte. Sonst nahm Kate sie manchmal als Kissen. Es
war nicht bequem, aber sie erinnerte Kate an ihre Eltern. Sie hatte
sie zu ihrem Geburtstag bekommen, kurz vor dem Unfall.
Draußen wurde
geredet, doch sie verstand nicht ein Wort. Sie war zu sehr damit
beschäftigt ihre Tränen zu unterdrücken. So hörte
sie auch nicht wie jemand ins Zelt kam, was dazu führte, dass
sie einen riesigen Schreck bekam, als Alessio plötzlich ihren
Namen sagte.
Sie unterbrach ihr
stummes Schluchzen, blieb regungslos liegen und lauschte.
„ Kate, sieh
mich mal an.“, sagte er. Sie schüttelte den Kopf.
Vielleicht würde er einfach wieder gehen und sie in Ruhe lassen,
wenn sie sich weigerte. Sie wollte jetzt keine Vorwürfe oder
Anschuldigungen hören, schon gar nicht von ihm.
„ Bitte, sieh
mich an Kate.“, wiederholte er ruhig und legte eine Hand auf
ihren Rücken. „Ich möchte mit dir reden und es ist
leichter, wenn du mir antworten kannst.“ Er schien nicht wütend
oder böse zu sein, was Kate überraschte. Aus irgendeinem
Grund, war sie fest davon ausgegangen, dass er sie dafür
verantwortlich machen würde, dass seine Schwester fort war und
jetzt alleine durch den Wald lief.
Diese Tatsache
brachte sie dazu sich langsam aufzurichten. Er war allein und als sie
ihn kurz ansah, lächelte er sogar. Sie wischte sich mit dem Arm
über das Gesicht, vermied es allerdings ihm ein zweites Mal in
die Augen zu schauen.
„ Geht doch.“,
sagte er sanft und nahm ihre Hände. Entweder waren ihre noch
immer zu kalt, oder seine einfach warm, dachte sie kurz.
„ So und jetzt
erzählst du mir, die wahre Geschichte.“, schlug er vor.
Kate sah ihn mit großen Augen an.
„ War das so
schlecht?“, fragte sie. „Ich hab mir extra Mühe
gegeben, glaubwürdig zu klingen.“, meinte sie verzweifelt.
Er lächelte.
„ Du warst
schon glaubwürdig, aber ich kenne meine Schwester besser, als
jeder Andere und bevor sie in einem Streit wegläuft, muss schon
etwas wirklich, wirklich Schreckliches passieren. Sie hätte
keinen Grund gehabt mit dir zu streiten. Sie ist viel zu froh, dich
zu haben. Sie hat sich immer eine beste Freundin gewünscht.
Außerdem war sie schon die ganze Zeit viel zu ruhig und
nachdenklich.“, erklärte Alessio. Kate überlegte
nicht lang und beschloss ihm zu erzählen, was wirklich passiert
war. Mai war ja ohnehin davon ausgegangen, dass er etwas merken würde
und es tat gut darüber zu reden.
„ Ich habe
geahnt, dass sie irgendwann zu ihm geht.“, sagte er, als sie
geendet hatte.
„ Jeremie kam
mir kein bisschen nett vor. Ich kann es einfach nicht verstehen. Wie
kann sie zu ihm zurückgehen?“, sprach Kate ihren Gedanken
laut aus.
„ Kein Wunder,
dass du so denkst. Schließlich hast du ihn nicht gerade von
seiner besten Seite kennengelernt. Vielleicht ist es für dich
schwer zu glauben, aber er war mal anders. So anders, dass ich ihn
jetzt nicht wiedererkenne. Keiner weiß, was ihn dazu gebracht
hat plötzlich brutal zu werden. Ich bin mir nicht mal sicher, ob
Mai
Weitere Kostenlose Bücher