Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
hat sie
mit einer Waffe und Ted in den Wald geschickt.“, erklärte
Kate, ganz so als wäre es dasselbe, wie einkaufen zu gehen.
„ Sanny, wie
konntest du nur? Auf Ted können wir nicht verzichten. Hättest
du sie alleine geschickt, dann könnten wir schnell weglaufen.“,
sagte er dramatisch. Kate und Sanny lachten, was unweigerlich dazu
führte, dass Chris und Lee ebenfalls wach wurden.
„ Ich lebe
noch.“, rief Letzterer begeistert und tastete sich ab, so als
suche er nach einem Beweis für das Gegenteil.
„ Herzlichen
Glückwunsch.“, brummte Kate.
„ Jetzt wo alle
wach sind, können wir uns zum Aufbruch bereit machen.“,
stellte Sanny fest.
„ Wo ist Ted?“,
fragte Chris und eine Sekunde später schoss ein Pfeil
blitzschnell durch ihre Mitte. Er verfehlte nur knapp Lees Gesicht
und raste stattdessen in den Baum hinter ihm.
Mit einem
triumphierenden Lächeln auf den Lippen, trat Claire zwischen den
Schatten der Bäume hervor.
„ Willst du
mich umbringen?“, fragte Lee schockiert.
„ Wenn ich das
gewollt hätte, hätte ich wohl kaum daneben geschossen.“
„ Ein guter
Schuss.“, kommentierte Kate. Claires Lächeln verging und
wich der Arroganz.
„ Als ob du
davon auch nur die geringste Ahnung hast.“, spottete sie,
während Ted hinter ihr auftauchte. Er trug etwas über der
Schulter, dass aussah, wie eine Gazelle.
„ Ich wollte
nur nett sein.“, gab Kate unbeeindruckt zurück.
„ Auf einmal
willst du nett sein? Sicher nicht!“, meinte Claire, während
Lee den Pfeil aus der Rinde des Baumes zog. Es bereitete ihm ein paar
Schwierigkeiten, da er sehr tief drin steckte.
„ Claire, lass
gut sein. Nimm nicht alles so ernst.“, fuhr Sanny dazwischen
und rollte ihre Decke auf.
„ Bekomme ich
meinen Pfeil zurück?“, fragte sie schnippisch und streckte
Lee die Hand entgegen. Wortlos gehorchte er und legte ihn in ihre
Handfläche. Claire warf Kate noch einen Blick zu und steckte
Pfeil und Bogen wieder in den Köcher.
Der Besucher
Zwei weitere Tage
flossen dahin. Laufen, Essen, Schlafen und wieder Laufen.
Sie redeten nicht
viel, weil sie ihre Kräfte schonen wollten. Eddy ging es
schlechter und auch wenn Sanny es nicht sagte, spürte Kate ihre
Sorge. Die letzte Nacht hatte sie nicht geschlafen. Zumindest hatte
sie im Morgengrauen noch immer dort gesessen, wo Kate sie zuletzt
gesehen hatte.
Auch Claire hatte
sich in den vergangenen Stunden ruhig verhalten. Kate war froh
darüber, so musste sie sich weder ihre falsche Freundlichkeit,
noch böse Kommentare anhören.
Selbst Lee hatte
sich eine neue Beschäftigung gesucht. Er redete immer noch wie
ein Wasserfall, mit dem Unterschied, dass er weniger unpassende
Bemerkungen zum Besten gab.
Er hatte durch einen
Zufall das Buch gefunden, welches Mai heimlich eingesteckt hatte und
so war er dazu übergegangen es im Laufen zu studieren.
Das Problem war,
dass er nicht lesen konnte. Andauernd fragte er Sanny, was welches
Zeichen zu bedeuten hatte, bis sie sich erbarmte und ihm in aller
Ausführlichkeit das Lesen beibrachte. Kate bemerkte, dass sie
darüber für einen Moment ihre Bedenken wegen Eddy vergaß
und war sich sicher, dass dies der einzige Grund war, aus dem Lee
handelte. Er war furchtbar eingebildet und sein Getue war
anstrengend, aber wenn es darauf ankam, war er da um zu helfen. Das
war das zweite Mal, dass es Kate auffiel.
Sie fand es sehr
interessant zu hören, wie die verschlungene Schrift aus Mais
Buch gelesen wurde, aber sie schaffte es kaum zuzuhören. Ihre
Gedanken wanderten ständig zu Mai. Sie würde bald zurück
sein, doch was sollten sie tun, wenn es anders kam.
Alessio hatte Sannys
und Eddys Aufgabe, die Karten zu lesen, an Ted und Chris
weitergegeben. Er selbst entschied zwar, wo es hingehen sollte, aber
mit den Karten kam er nicht gut zurecht.
Insgesamt war die
Stimmung sehr bedrückend und Kate hoffte inständig, dass
sie das ersehnte Dorf, wie geplant, am nächsten Abend erreichen
würden und dass Mai dort sein würde.
Wie am Abend zuvor,
hatten sie das Zelt aufgeschlagen. Zu fünft mussten Sanny,
Claire, Lee, Ted und Chris sich hineinquetschen. Sie alle waren nicht
sonderlich begeistert gewesen, bei dem Gedanken eine weitere Nacht
unter freiem Himmel zu schlafen.
Kate hingegen gefiel
es recht gut. Sie lag ausgestreckt auf einer Decke, mit hinter dem
Kopf verschränkten Armen und starrte in den Himmel. Besser
gesagt, sie beobachtete die kleinen weißen Schneeflocken, die
auf sie herab fielen. Dabei lauschte
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