Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
gefallen war.
„ Reg dich
nicht immer so auf, das hilft niemandem.“, sagte Eddy leise.
Mai wandte sich von der Tür ab und sah ihn an.
„ Kate, glaubst
du wirklich, dass du etwas machen kannst?“, fragte sie.
„ Sicher, ich
kann nur nicht versprechen, dass es lang genug anhält.“,
gab Kate zu. Sie wollte niemandem falsche Hoffnungen machen.
„ Eddy, denkst
du es ist ok, wenn wir ein paar Lichter anzünden? Man kann kaum
mehr erkennen, als Umrisse.“, sagte sie an ihn gewandt. Eddy
nickte und Mai holte zwei Kerzen von der anderen Seite des Zimmers
und zündete sie an.
Augenblicklich wurde
es deutlich heller und auch wenn die Flammen nur wenig Licht in den
großen Raum brachten, kniff Eddy für einen Moment die
Augen zu.
Kate wartete, bis er
sie wieder öffnete.
„ Ich werde
gleich Wärme auf dich übertragen. Ich habe es noch nicht
all zu oft probiert, also sag mir, wenn dir irgendetwas merkwürdig
erscheint.“, erklärte sie und versuchte dabei völlig
gelassen zu klingen. Seit dem letzten Mal bereiteten ihr die Folgen
Unbehagen, besonders jetzt, da es so wichtig war, dass es ihr gelang.
„ Schlimmer als
jetzt kann es kaum werden.“, brachte er mühselig hervor.
Erst im Schein der Kerzen, sah Kate wie dünn er in den letzten
Wochen geworden war. Bei jedem seiner flachen Atemzüge sah man
die Rippen hervortreten. Die Arme wirkten schwach und zerbrechlich
und eigentlich erinnerte kaum etwas an ihm, an den Menschen, der er
vorher gewesen war. Selbst seine Haare schienen dünner und
kraftlos geworden zu sein.
„ Hör
gefälligst auf zu sprechen, sonst wirst du nie gesund.“,
meinte Mai streng, doch Kate konnte die Sorge und die Angst hören,
die sie mit ihrer Wut verstecken wollte.
„ Wir wissen
alle, dass es dafür schon zu spät ist.“, sagte Eddy
mit einem schwachen Grinsen, wobei er nur die Decke anstarrte.
Aus den Augenwinkeln
sah Kate, wie Mai sich hastig eine einsame Träne von der Wange
wischte, die sie nicht hatte zurückhalten können.
„ Ich fange
jetzt an.“, sagte Kate und tat so, als hätte sie es nicht
gesehen.
Sie legte ihre
Handflächen auf Eddys Brustkorb. Er fühlte sich kalt an,
doch sie war sich nicht sicher, ob es an ihm lag.
„ Mai? Wie
fühlen sich meine Hände an?“, fragte sie daher. Mai
legte ohne zu zögern eine Hand auf Kates Finger.
„ Ganz
normal.“, stellte sie fest und zog ihren Arm weg. Kate nickte
knapp. Sie atmete tief ein, um sich selbst zu beruhigen und bereitete
sich auf die Wärme vor, die gleich in ihr aufsteigen würde.
Ein Moment des Zögerns störte ihre Konzentration und sie
erschrak selbst, als die Hitze, wie ein Schwall heißes Wasser
ihren Rücken hinauf, in ihre Arme schoss. Ihre Hände zog
sie so rasch zurück, dass sie Eddy schon nicht mehr berührte,
als ihre Finger für eine Sekunde brannten.
„ So ein Mist.
Ich versuche es gleich noch mal.“, sagte sie mehr zu sich
selbst. Dieses Mal schien seine Haut noch um einiges kälter,
aber sie wusste, dass es eine Täuschung war.
Sie blendete alle
Geräusche und Gerüche aus, die sie wahrnahm. Selbst den
Luftzug, von den Fenstern her ignorierte sie. Als sie die Augen
schloss, stellte sie sich die Energie vor, die wie ein Strom bis in
die Spitzen ihrer Finger floss. Dort angekommen, schien sie ihren
Körper zu verlassen.
Ein Husten riss sie
aus ihrer Konzentration. Sie zog ihre Hände weg und öffnete
ihre Augen.
Mai drehte Eddy auf
die Seite und reichte ihm ein weißes Stück Stoff. Er
presste es sich vor den Mund und hustete heftig.
„ Tut mir
leid.“, entschuldigte Kate sich. Ihre Stimme klang verzweifelt
und aufgeregt.
„ Das war nicht
deine Schuld.“, warf Eddy ein und wischte sich mit dem Tuch
über die Lippen.
„ Du hast nicht
nur Wasser in der Lunge.“, bemerkte Mai.
Rotbraune
Blutspritzer zierten den Stoff und auch in seinem Mundwinkel
schimmerte es verdächtig. Seufzend ließ er sich zurück
auf den Rücken fallen.
„ Soll
ich es noch mal versuchen?“, wollte Kate wissen. Eddy zuckte
leicht zusammen, als Mai nach seinem Arm griff. Mit einem nicken, gab
sie Kate zu verstehen, dass seine Temperatur noch immer zu niedrig
war und
zum zweiten Mal legte Kate die Hände auf Eddys Haut. Dieses Mal
dauerte es viel länger bis sie glaubte, die Wärme zu
fühlen. Immer wenn sie meinte etwas zu spüren, verlor sie
das Gefühl wieder und musste von vorne beginnen.
„ Du solltest
eine Pause machen.“, griff Mai ein, nachdem es unzählige
Male nicht funktioniert hatte.
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