Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
Opfer in Kauf, aber was bedeutet
die Stelle mit dem ältesten Bruder?“, fragte sie.
„ Das
muss der Drache gewesen sein, der seinen Teil des Herzens an einen
Menschen weitergegeben hat. Warum auch immer er sich dazu entschieden
hat.“, sagte Mai.
„ Es
könnte doch sein, dass er damit eine Verbindung zwischen den
Menschen und Drachen schaffen wollte.“, überlegte Kate.
„ Wenn
das stimmt, dann hat es nicht sonderlich gut geklappt, oder?“,
stellte Mai fest. Kate nickte und ging das Lied weiter durch.
„ Die
Kraft zerfiel... Ist damit die Fähigkeit gemeint? Glaubst du, er
hat es gewusst? Ich meine, dass man zwei Menschen braucht?“,
fragte Kate.
„ Ich
bin mir ziemlich sicher. Die ersten Wächter sollen sehr schlau
gewesen sein. Ich denke, er wollte damit eine Art Prüfung
festlegen. Nur wer es schafft, die zweite Hälfte zu finden,
sollte die Macht haben, dass Herz zu steuern. Das ist mehr als klug.
Die wahre Liebe zu finden ist nicht leicht.“, meinte Mai
nachdenklich.
„ Trotzdem
kann ich mir nicht vorstellen, dass die menschlichen Wächter all
die Jahre versagt haben sollen.“, sagte Kate. „Diese
Geschichte muss viele hundert Jahre her sein.“
Mai nickte. „Es
wundert mich nur, dass nichts über die Zukunft gesagt wird. Ich
war mir so sicher, dass es etwas mit dieser Prophezeiung zu tun hat.“
„ Vielleicht
war es die Prophezeiung und sie ist bereits erfüllt worden.“,
rätselte Kate.
„ Nein,
wenn überhaupt, dann gibt es eine weitere Strophe. Natürlich
mit einem guten Ende.“, entschied Mai.
„ Sicher.“,
sagte Kate wenig überzeugt. Ihr Kopf brummte von dem was sie
gehört hatte.
„ Was
denkst du, werden sie uns helfen?“, fragte sie.
„ Die
Drachen? Ich weiß nicht, nach welchen Regeln sie leben, aber
ist es nicht ihre Pflicht die Welt und die Menschen zu schützen?“,
erwiderte Mai.
„ Ja,
das ist es.“, sprach eine helle Stimme hinter ihnen. Kate
erkannte das rothaarige Mädchen wieder.
„ Wer
seid ihr?“, fragte es.
„ Reisende.“,
antwortete Mai ihr.
„ Normalerweise
dulden sie keine Menschen in ihrem Dorf.“, stellte die
Rothaarige fest und kam näher. Es sah aus, als würde sie
schweben, statt zu gehen.
„ Und
was bist du, wenn ich fragen darf.“, sagte Mai unfreundlich.
„ Ich
bin eine Verstoßene, die unter dem Schutz der Wächterdrachen
lebt.“, antwortete das Mädchen, als hätte sie den
Satz auswendig gelernt.
„ Eine
Verstoßene? Ich hatte die Geschichten über dich irgendwie
anders in Erinnerung.“, gab Mai zu.
„ Es
gibt Geschichten über mich?“, fragte sie interessiert.
„ Das
wusstest du nicht? Ich selbst habe sie als Kind unzählige Male
gehört. Die Prinzessin der Drachen, ewig jung und wunderschön.
Tanzende Flammen erhellen den Schnee. Von weißen Flügeln
umgeben, um für immer zu leben.“, sagte Mai es wie ein
Gedicht auf. Das Mädchen lachte.
„ Ich
wünschte, meine Version der Geschichte wäre nur halb so
schön.“, seufzte sie.
„ Ich
würde sie trotzdem gerne hören.“, sagte Kate. Mai
stimmte ihr zu.
„ Ich
erzähle sie euch gerne, aber zuvor, verratet mir eure Namen,
wenn ihr mir sonst nichts sagen wollt.“, bat sie.
„ Mai
und Kate.“, antwortete Mai und setzte sich auf den Boden. Kate
und das fremde Mädchen folgten ihrem Beispiel. „Was ist
mit dir?“
„ Ich
habe keinen Namen, aber ihr dürft mich Cassy nennen, nach meiner
Mutter Cassandra. Sie ist der einzige Mensch, der mir wirklich gut in
Erinnerung geblieben ist, zwischen all den Gesichtern, die mir über
die Jahre hinweg begegnet sind.“, meinte sie und zupfte das
dünne Kleid zurecht.
Obwohl sie nicht
besonders warm angezogen war, bis auf ihre Stiefel, schien sie nicht
zu frieren und Kate vermutete, dass die Drachen der Grund dafür
waren.
„ Ich
habe als Kind in einem kleinen Dorf, im Wald gelebt, zusammen mit
meinen Eltern. Es war eine Zeit, in der bestimmte Fähigkeiten
als etwas Böses angesehen wurden.
Ich wurde älter
und mit der Zeit hatte ich öfter irgendwelche Vorahnungen, dass
etwas Bestimmtes passieren würde. Es waren kleine Ereignisse,
aber sie wurden jedes Mal wahr. Ich habe es meiner Mutter erzählt
und sie hat mir verboten, weiter zu machen. Ihr zur Liebe habe ich es
versucht, doch dadurch wurde es nur schlimmer. Ich habe immer größere
Geschehnisse gesehen. Nach und nach wurden sie deutlicher und
irgendwann konnte ich kaum noch zwischen Gegenwart und Zukunft
unterscheiden, weil dass was ich sah so real wirkte.
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