Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
nicht alles
sagte, was er wusste.
„ Sieh
her.“, sagte der Älteste und legte seinen Teil des
Drachenherzens auf den Boden.
Chiaray und Chochori
legten ihre Hälften daneben. Alessio sah, wie sie zu einem
Ganzen verschmolzen und ihre Farbe änderten. Sie wurden deutlich
erkennbar heller, bis auch sie die Farbe der Schuppen auf den
Drachenpanzern angenommen hatten.
„ Taran.“,
forderte Kuma den jüngsten Drachen auf. Der trat zögernd
vor, doch auch er legte seinen Teil auf den Boden.
Alessio betrachtete
es genauer und erkannte, dass es genau die Form ergab, die Kate vor
einiger Zeit in den Schnee gemalt hatte. Damals an dem Bauernhaus,
als sie darauf gewartet hatten, dass sein Arm verheilen würde.
Es war lange her und er hätte vieles dafür gegeben, jetzt
mit ihr dort zu sein.
„ Warum
sieht es aus wie ein Stern?“, fragte er.
„ Das
ist die Form einer Seele. Für uns Drachen sind Seele und Herz
eins. Ich weiß, ihr Menschen glaubt etwas anderes, aber wir
haben unsere eigenen Vorstellungen von dem Leben.“, erklärte
Kuma. Er deutete auf eine Zeichnung.
Alessio erkannte,
was er meinte. An der Stelle, wo er bei einem Drachen das Herz
vermutete, war ein Stern abgebildet. Die Enden seiner Zacken liefen
wie Adern durch den gezeichneten Körper.
„ Was
ist mit deinem Teil?“, fragte Chiaray auffordernd.
„ Lass
es sein, Chia!“, fuhr Kuma sie an und klang ernsthaft wütend.
„ Du
kannst ihn nicht dazu bringen, bevor er nicht die Wahrheit kennt.“
Alessio drehte sich
gespannt um.
„ Welche
Wahrheit?“, fragte er und war sich sicher, dass er gleich den
Grund erfahren würde, weshalb sie ihn wirklich hatten rufen
lassen und weshalb Tarans Nüstern sich angespannt weiteten.
„ Wenn
wir das Herz verbinden und seine Macht an uns nehmen, wirst du die
Fähigkeit der Eiswandlerin erhalten, die mit dir gekommen ist.“,
erklärte Kuma. Alessio antwortete nicht.
„ Sie
wird auf dich übergehen, damit du die Welt schützen
kannst.“, fügte Chochori leise hinzu.
„ Ich
werde Kates Gabe erhalten?“, fragte er ungläubig.
„ Sag
ihm schon, was noch passieren wird.“, forderte Taran gereizt
und schlug erneut heftig mit dem Schwanz auf. Alessio beobachtete ihn
nachdenklich. Der Drache schien sich sichtlich unwohl in seiner Haut
zu fühlen und auch Chochori wirkte verunsichert. Alessio sah
Kuma an, der ihm den Rücken zugewandt hatte. Unbehagen stieg in
ihm auf.
„ Was
wird mit Kate passieren, wenn ich ihre Fähigkeit bekomme?“,
fragte er.
„ Nun.“,
seufzte der Drache. „Das ist dein Opfer, welches du erbringen
musst.“, antwortete Kuma. Taran schnaubte verächtlich und
schlug seinen Schwanz so feste gegen die Felswand, dass ein Stück
herausbrach.
„ Taran,
es reicht. Beherrsche dich oder geh.“, sagte Kuma streng.
„ Das
Opfer? Du meinst... ?“ Alessio traute sich nicht die Worte
auszusprechen, so sehr brannten sie in seiner Brust.
„ Ja,
sie wird sterben müssen.“, bestätigte Kuma.
„ Sieh
es von der guten Seite. Du wirst der mächtigste Mensch auf
Umbria sein. Du kannst gemeinsam mit uns die Welt bewegen und denk
nur mal an die Flügel.“, schwärmte Chiaray, wie
besessen und starrte durch ihn hindurch, als könnte sie so diese
glorreiche Zukunft sehen, von der sie träumte.
Alessio machte einen
Schritt zurück. Heiße Wut brodelte in seinem Inneren.
„ Das
ist nicht euer Ernst.“, stammelte er fassungslos, über die
Gleichgültigkeit, mit der die Wächterdrachen ein
Menschenleben betrachteten.
„ Glaubt
ihr wirklich, das würde ich tun, für ein Paar lächerlicher
Flügel?“, schrie er Kuma an.
Für einen
Moment sah es ganz so aus, als wollte Chiaray sich auf ihn stürzen,
um ihn zu zwingen, ihr seinen Teil des Drachenherzens zu geben. Ein
Glück hatte er es nicht bei sich. Es war sicher verwahrt bei
Kate. Doch war sie noch sicher? Ohne ein weiteres Wort ließ er
die Wächter stehen und stürmte aus der Höhle. Sie
würden diesen Ort auf der Stelle verlassen. Das Herz war ihm
egal! Sie würden es nicht brauchen, um den Krieg zu gewinnen.
Sie konnten Jill auch ohne die Hilfe der Drachen befreien. Er würde
nicht zulassen, dass sie ihm Kate nahmen.
Der Glaspalast
Stille lag über
dem Drachenland. Kate stapfte allein durch den unberührten
Schnee. So viel hatte es bisher noch nie in so kurzer Zeit geschneit.
Innerhalb von zwei oder drei Stunden war der Schnee bereits ein
halben Meter hoch und es hörte nicht auf. Zu gerne wäre sie
mit zu dem Treffen gegangen,
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