Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
sie nur dazu da, die
Lasten zu tragen, die ihnen selbst zu schwer waren.
„ Was ist das
für eine Parade?“, fragte sie.
„ Es ist
wunderbar. Sie ist jedes Jahr anders, weil einfach jeder mitmachen
kann und deshalb dauert es auch oft Stunden, bist sie durch das
komplette Dorf gezogen ist. Es gibt Künstler und Akrobaten und
Tänzer, manche laufen einfach nur verkleidet hinterher.“,
schwärmte Mai begeistert. Für Kate klang das wie ein
Karnevalszug, doch sicher war selbst das, in dieser Welt, etwas
Besonderes. Schon allein die Drachen faszinierten sie noch immer.
„ Und es wird
noch viele dieser Feste geben.“, brachte Eddy sie rasch zum
Schweigen.
Es war seltsam den
Winter zu sehen, in einer Welt die das ganze Jahr über von einer
Eisschicht bedeckt war. Einige wenige Bäume verloren ihre
Blätter, die jedoch noch genau so grün und lebendig
aussahen, wie vor einigen Wochen. Erst wenn sie bereits ein paar Tage
im Schnee lagen wurden sie langsam braun.
Kate öffnete
ihre Jacke. Zwischendurch war die Wärme kaum auszuhalten. Sie
liefen über einen Weg, grade so breit, dass ein Drache locker
Platz hatte. Leise trotteten sie hinter ihnen her.
Nicht weit von dem
kleinen Dorf lag die Grenze des Waldes. Vielleicht bildete Kate es
sich nur ein, doch irgendwie schienen selbst die Bäume dort
dunkler zu sein.
Gelbe Pfähle
steckten tief im Schnee. Sie wirkten bedrohlich, fast wie eine
Warnung.
Stopp,
geh nicht weiter, wenn dir dein Leben lieb ist ,
schienen sie zu sagen. Der Weg wurde breiter und die Stimmen, die aus
dem Dorf herüberwehten verstummten in genau dem Augenblick, als
sie über die Grenze traten. Ein Schaudern lief Kate über
Arme und Rücken.
„ Eigentlich
ist es hier gar nicht so schlimm.“, flüsterte Claire ihr
zu. „Nachts muss man aufpassen, aber am Tag...“ Sanny
unterbrach sie.
„ Hier
gibt es eine Menge Dinge, denen ich weder am Tag, noch in der Nacht
begegnen will. Also nur weil es dir hier gefällt, ist es noch
längst kein sicherer Ort.“, zischte sie. Claire sah sie
nur spöttisch an.
„ Hör
nicht auf sie. Sanny ist ein Feigling.“, meinte Claire und
zwinkerte Kate zu.
Sanny ignorierte sie
und bevor Kate irgendwas erwidern konnte, war Claire bereits
vorgelaufen.
„ Was
sollte das denn?“, fragte sie. Sanny zuckte nur mit den
Schultern.
„ Keine
Ahnung, das ist eben ihre Art. Entweder sie mag dich, oder sie macht
dich fertig. An deiner Stelle würde ich sie im Auge behalten,
sie hat irgendwas vor.“, flüsterte Sanny und starrte
Claire misstrauisch hinterher. Sie war nach vorne gelaufen, wo Eddy
und Alessio liefen. Sie hatten die Führung übernommen und
Claire hängte sich wie eine Klette an die Beiden.
Was sollte sie schon
groß vorhaben? Kate glaubte nicht daran. Sie wusste nicht mal,
was Claire für einen Grund haben sollte sie zu hassen. Sie hätte
viel lieber gewusst, was in Dana vorging. Sie sprach beinahe noch
seltener als Ted und Chris. Sie schien zu nichts eine eigene Meinung
zu haben und keiner wusste so recht, was sie hier wollte.
Lee hingegen, schien
erst gar nicht in die Gruppe zu passen. Er erzählte irgendwelche
Geschichten, über die nur er lachen konnte und alles was sie
taten, schien ihn zu langweilen. Achtlos kickte er Äste und
Steine aus dem Weg und machte unpassende Bemerkungen. Wenn er zu
irgendwem passte, dann höchstens zu Claire. Nur dass diese um
einiges unauffälliger und cleverer handelte.
Sanny schimpfte noch
immer leise über sie ohne bemerkt zu haben, dass Kate ihr nicht
im Geringsten zugehört hatte.
Auch Mai schien
nicht sonderlich viel von dem mitzukriegen, was um sie herum geschah.
Sie saß auf dem Rücken eines Drachen und schloss, mit
Nadel und Faden, die Nähte ihrer Jacke, die während des
Angriffs aufgerissen waren.
Wenn man genau
hinschaute, sah man dass sie sehr wohl aufmerksam war. Ihr Körper
war angespannt und sie achtete auf die leisesten Geräusche. Ab
und an zuckte sie sogar leicht mit den Augen. Vielleicht glaubt sie,
Jeremie würde erneut auftauchen und sie angreifen, dachte Kate
und sah sich unbehaglich um. Die Bäume standen dichter in diesem
Teil des Waldes. Dunkle Schatten spielten ihren Augen Streiche, doch
es war nichts Bedrohliches zu erkennen.
Stundenlang liefen
sie. Nicht mal zum Essen hielten sie an und so schmerzte ihnen allen
der Magen, als Eddy endlich stehen blieb.
„ Wir
sind weit gekommen für heute. Ich schlage vor wir suchen uns
dort zwischen den Bäumen einen Ort, an dem wir die
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