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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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und unversehrt!
       In Wirklichkeit in einer Sackgasse.
       Mit einem Auto in diesem Zustand käme ich nie über die Grenze …
       Ich fuhr durch eine Ortschaft namens Gondo und entdeckte einen Weg, der schräg abwärts führte – zweifellos zu einem Fluss oder einem Gehölz. Ich tauchte in den Schutz der Tannen ein und spürte, wie der Wind nachließ.
       Ich hielt an, ließ den Motor laufen und drehte die Heizung voll auf. Unbeholfen stieg ich aus und holte die Reisetasche aus dem Kofferraum. Ich zog meinen Trenchcoat aus, streifte zwei Pullover und einen Blouson über und schlüpfte dann wieder in den Regenmantel. Eine Mütze, echte Handschuhe und mehrere Paar Socken. Ich legte mich quer über die Vordersitze, ganz nah an die Heizungsschlitze, die einen warmen Luftstrom ausstießen, der nach Motoröl roch.
       Als ich wieder aufgewärmt war, fand ich in meiner Hosentasche mein Handy und wählte die Nummer von Giovanni Callacciura. Ich hinterließ auf seiner Mailbox eine Nachricht auf Italienisch:
       »Sobald du diese Nachricht abhörst, ruf mich an. Es ist dringend!«
       Dann kuschelte ich mich auf den Sitzen vor dem warmen Luftzug. Mein Kopf war leer. Ich spürte nur noch, wie die Lebenskraft in meinen Adern pulsierte. Ich drückte mein Handy wie ein winziges Kopfkissen an mich und schlief ein.

KAPITEL 54
    Das Tageslicht weckte mich. Ich richtete mich auf, die Augen halb geschlossen. Ein atemberaubender Anblick. Zwischen den Bergen zeichnete sich die Sonnenscheibe ab wie eine blutende Wunde. Darüber steile Grate zwischen Wolken. Um mich herum war der Schnee verschwunden. Verdrängt von grasbewachsenen Hängen, die von welken Blättern übersät waren.
       7.30 Uhr. Ich hatte vier Stunden geschlafen. Callacciura hatte mich nicht angerufen. Ich wählte seine Nummer noch einmal. Mein Telefon hatte sich mittlerweile in ein italienisches Funknetz eingewählt.
       » Pronto? «
       »Mathieu. Ich hab dir in der Nacht eine Nachricht hinterlassen.«
       »Ich bin gerade aufgewacht. Bist du schon in Mailand?«
       Ich erzählte ihm mein Abenteuer und schilderte ihm meine Lage: Mein von Kugeln durchsiebter Wagen, das Aussehen eines Penners, die Unmöglichkeit, in diesem Zustand über die Grenze zu kommen.
       »Wo genau bist du?«
       »Am Ausgang der Ortschaft Gondo. Auf der rechten Seite ist ein Waldweg. Ich stehe am Ende.«
       »Ich ruf dich in ein paar Minuten an. Capito? «
       In meiner Hosentasche fand ich meine Schachtel Camel. Genüsslich zündete ich mir eine an. Allmählich konnte ich wieder klar denken, und damit kehrten die Fragen zurück. Wer waren die Leute, die mich verfolgt hatten? Weshalb hatten sie es auf mich abgesehen? Nur in einem Punkt war ich mir sicher: Meine Verfolger hatten nichts mit dem Mörder von Sylvie Simonis zu tun. Einerseits zwei Profi-Killer, andererseits ein Serienmörder, der ein Gefangener seiner Wahnideen war.
       Mein Handy vibrierte.
       »Folge ganz genau meinen Anweisungen. Du fährst zurück auf die Hauptstraße, die E62. Nach einem Kilometer siehst du eine Zisterne, auf der ›Contozzo‹ steht. Du parkst dahinter und wartest. Zwei Polizisten in Zivil holen dich dort in einer Stunde ab.«
       »Warum Polizisten?«
       »Sie werden dich bis Mailand begleiten. Es bleibt bei unserem Treffen um 11 Uhr.«
       »Und mein Wagen?«
       »Wir kümmern uns darum. Du nimmst deine Sachen und überlässt alles andere uns.«
       »Danke, Giovanni.«
       »Gern geschehen. Ich habe gestern Nacht weitere Informationen über den Fall erhalten, der dich interessiert. Ich muss mit dir sprechen.«
       Ich legte auf. Eine neue Zigarette. Trotz der Böen, die in den Fahrgastraum drangen, lief der Motor noch immer – und mit ihm die Heizung. Ich stieg aus dem Wagen aus, um zu pinkeln. Mein Körper war ganz steif, aber das Leben forderte seinen Tribut. Ich strauchelte in einen Pfad hinein und spürte, wie sich Blut und Muskeln erwärmten. Mir wurde schwindlig. Ich hatte Hunger. Unterhalb erblickte ich einen Fluss. Ich trank das eisige Wasser und genoss das reinste Frühstück der Welt.
       Ich ließ das Auto wieder an und fuhr in Richtung Treffpunkt. Ich stellte den Wagen am Fuß der Zisterne ab und ließ den Motor erneut weiterlaufen. Fast eine Stunde verging, in der ich drei Zigaretten rauchte. Keine Zöllner in Sicht und auch keine neugierigen Bauern. Aber ein Strom von Gedanken, die auf mich

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