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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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sich um ein typisch sizilianisches Verbrechen handelt. Aber mit einem Schlag war alles anders, als wir nämlich herausgefunden haben, wer die Mörderin war.«
       »Das heißt?«
       »Eine lange Geschichte. Eine italienische Geschichte. Find es selbst heraus. In Catania wirst du keine Mühe haben, alle Details in Erfahrung zu bringen.«
       »Sag mir das Wichtigste.«
       Der Italiener trank seinen Kaffee in einem Zug aus:
       »Agostina Gedda war eine unauffällige Krankenschwester, die in Paterno, einem Vorort von Catania, wohnte. Sie hatte einen Jugendfreund, Salvatore, einen Elektriker, geheiratet. Keine besonderen Vorkommnisse. Im letzten Jahr brachte sie ihn dann aus heiterem Himmel um. Auf eine entsetzliche Art und Weise.«
       »Ihr Motiv?«
       »Sie hat sich nie dazu äußern wollen.«
       »Bist du sicher, dass sich die gleichen Elemente wie in meinem Fall darin finden?«
       »Absolut. Die Verwesungsstadien. Die Insekten. Die Bisswunden. Die abgeschnittene Zunge. Angeblich wurden im Brustkorb sogar Flechten gefunden: Sagt dir das was?«
       Ich nickte. Wie konnten zwei so ähnliche Morde von zwei verschiedenen Personen begangen worden sein? Und auch viele andere Details passten nicht zusammen. Ich fuhr fort:
       »Ein solcher Mord erfordert Fachkenntnisse, seltene Substanzen.«
       »Agostina war Krankenschwester. Sie hatte Zugang zu Säuren. Die Insekten hat sie angeblich auf Tierkadavern auf Mülldeponien gesammelt. Schwer zu überprüfen.«
       Ich streckte die Finger nach der Akte aus. Callacciura legte die Hand darauf:
       »Ich muss dich warnen.«
       »Wieso?«
       »Dieser Fall hat einen … wie soll ich sagen … mystischen Aspekt.«
       Ich hätte eher »diabolisch« gesagt. Er fuhr fort:
       »Nicht nur die Polizei interessiert sich für den Fall Agostina, sondern auch die religiöse Obrigkeit.«
       »Was für eine religiöse Obrigkeit?«
        
    »Die eine und einzige: der Vatikan. Der Heilige Stuhl hat Agostina verteidigt. Er hat seine Anwälte geschickt.«
       »Weshalb?«
       Der Staatsanwalt lächelte verhalten:
       »Du wirst es selbst sehen.«
       Er zog ein gefaltetes Papier aus seiner Tasche. Ein Ticket für Catania.
       »Ich hab einen Flugschein in der Business-Klasse für dich besorgt. Du bezahlst am Flughafen. Du hast die Mittel, wenn ich mich recht entsinne.«
       »Du denkst an meinen Komfort?«
       »Ich denke an dein Aussehen. Du hast damit Zugang zur Caravaggio Lounge, dem VIP-Bereich. Dort gibt es Duschen, und du kannst dich ein bisschen schön machen …«
       Er nahm einen Umschlag zur Hand:
       »Das ist ein Brief an Michele Geppu, den Chef der Questura in Catania. Normalerweise öffnet er einem alle Türen.«
       Ich wollte ihm danken, doch Giovanni hob die Hand:
       »Keine Gefühlsausbrüche. Jetzt gehst du zu den Toiletten. Einer meiner Männer erwartet dich dort. Du gibst ihm deine Waffe.«
       »Aber …«
       »Nütze meine Freundlichkeit nicht aus. Du kennst die Regel: Ein Wunder nach dem anderen.«
       Nach diesen Worten stand er auf und blinzelte mir zu:
       »Ich möchte einen ausführlichen Bericht, sobald du etwas Neues herausgefunden hast.« Er tat so, als überliefe ihn ein Schauder. »Ich bin ein Bürohengst. Deine Mordgeschichten finde ich prickelnd!«

KAPITEL 56
    Selbst unter der heißen Dusche wurde mir nicht richtig warm. Es war wie mit den Tiefkühlgerichten, die ich manchmal zuzubereiten versuchte: außen heiß, aber innen nach wie vor gefroren.
       In den Thermen der Caravaggio Lounge rasierte ich mich und zog einen neuen Anzug an. Ich war endlich klar genug im Kopf, um mich meiner neuesten Hypothese zuzuwenden: Die Ermordung von Sylvie Simonis öffnete die Tür zu einer anderen Wirklichkeit, die über den Ritualmord hinausführte. Ein verbotenes Wissen, eine höhere Logik, deren Bewahrung sogar Töten zuließ. Aus diesem Grund hatte man versucht, mich auszuschalten. Luc hatte gesagt: »Ich habe den Schlund gefunden.« Ich war unterwegs zu diesem Schlund. Ich wusste nicht, was das bedeutete, aber die Männer, die mich letzte Nacht verfolgt hatten, wussten es.
       Im Flugzeug blätterte ich die Akte von Callacciura durch. Im Prinzip hatte er mir schon alles erzählt. Die Leiche Salvatores war auf einer verlassenen Baustelle nördlich von Catania gefunden worden. Agostina Gedda war einige Stunden danach in ihrer Wohnung festgenommen worden.

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