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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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wissen?«
       »Habt Ihr Agostina Gedda über ihre Nahtod-Erfahrung befragt?«
       »Selbstverständlich. Meine Spezialisten führten mehrere Gespräche mit ihr.«
       »Hat sie ihnen erzählt, wen sie am Ende des ›Gangs‹ gesehen hat?«
       Ein kurzes Zögern.
       »Was wollen Sie wissen? Sagen Sie es offen heraus.«
       »Wie sah der Besucher Agostinas aus?«
       »Sie hat von einem sehr großen, blassen jungen Mann gesprochen. Laut ihrer Aussage schwebte er in einem Tunnel, wie ein Engel.« Er wiederholte mit einem Anflug von Bestürzung: »›Ein Engel‹ – das sind ihre eigenen Worte.«
       »Hat sie nicht von einem Greis gesprochen?«
       »Nein.«
       »Hat sie keine elektrischen, leuchtenden Haare erwähnt?«
       »Nein. Ist das die Beschreibung Ihres Lichtlosen?«
       Ich wich der Frage aus.
       »Sah dieser Engel nicht schreckenerregend aus? War er nicht unheimlich?«
       »Sie meinen, ob es ein Monster war? Laut Agostina hatte er keine Brauen und trug einen Mundspreizer, der seine spitzen Zähne, scharfkantig wie Rasierklingen, freilegte. Ich erinnere mich, dass da noch etwas anderes war … Er trug einen riesigen künstlichen Phallus aus Aluminium … Oder eine monströse Penishülle, das konnte sie nicht genau sagen. Sie sind Agostina begegnet, von daher kennen Sie die krankhaften Begierden, die sie umtreiben.«
       »Ist das alles? Keine weiteren grauenhaften Details?«
       »Genügt Ihnen das nicht? Ihre Beschreibung war sehr präzise. Das ist schon etwas Neues.«
       »Etwas Neues?«
       »Erinnern Sie sich: Bis jetzt konnten die Lichtlosen ihren Dämon nicht beschreiben. Heute sind ihre Erinnerungen sehr genau. Das gehört zu den Veränderungen, die stattfinden.«
       Wieder seine Theorie von der Evolution. Die Lichtlosen hatten ein neues Profil, das durch das Ritual der Säuren und Insekten gekennzeichnet war. Aber auch präzisere Erinnerungen an ihre Nahtod-Erfahrung. Ich überlegte mit lauter Stimme:
       »Weshalb sehen diese Besessenen Eurer Meinung nach alle eine andere Teufelsgestalt? Eine Kreatur, die nichts mit der herkömmlichen Darstellung des Teufels mit Hörnern und Gabelschwanz gemein hat?«
       »› Legion heiße ich, denn wir sind viele. ‹ Satan liebt es, unterschiedlichste Erscheinungsformen anzunehmen. Aber es ist immer dieselbe Kraft am Werk.«
       »Jeder Lichtlose sieht ein anderes Wesen, das fast … einen persönlichen Zuschnitt zu haben scheint.«
       »Was meinen Sie damit?«
       »Dieser ›Besucher‹ könnte von einer Gestalt aus ihrer Vergangenheit inspiriert sein. Eine Art psychisches Konstrukt, das auf ihren Erinnerungen beruht.«
       »Daran haben wir auch gedacht. Wir haben in der Biografie Agostinas danach gesucht. Aber keine Spur von einem Engel mit bleichem Gesicht. Kein Hinweis auf einen Mundspreizer oder auf Vampirzähne. Wozu diese Fragen, Mathieu? Sie sind der Polizist. Es ist Ihre Aufgabe, vor Ort zu ermitteln.«
       »Wir sind mitten drin, Eminenz. Ihr hört sehr bald von mir.«
       Ich suchte in meinen Aufzeichnungen. Foucault hatte mir die Telefonnummer des Psychiaters von Raimo Rihiimäki hinterlassen: Juha Valtonen. Der Mann, der ihn befragt hatte, nachdem er aus dem Koma aufgewacht war. Ich wählte die zehn Ziffern, die Ländervorwahl eingeschlossen. Es war eine Handynummer – ich würde den Arzt also erreichen, wo immer er sich gerade aufhielt.
       Der Klingelton hallte nach. Schneite es in Tallinn? Ich wusste nichts über dieses Land, außer, dass es die nördlichste der baltischen Republiken war. Ich stellte mir graue Küsten, schwarze Felsen, ein düsteres, eiskaltes Meer vor.
       »Hallo?«
       Ich stellte mich auf Englisch vor. Der Mann antwortete in der gleichen Sprache. Er hatte bereits mit Foucault gesprochen. Er war über unsere Ermittlungen im Bilde und bereit, mir zu helfen. Die Verbindung war kristallklar, wie gereinigt durch den Seewind. Ohne Umschweife kam ich auf die Nahtod-Erfahrungen Raimos zu sprechen.
       »Er hatte gewisse Erinnerungen daran«, bestätigte der Psychiater.
       »Hat er Ihnen den Besucher beschrieben?«
       »Raimo sprach von einem Kind.«
       »Einem Kind?«
       »Na ja, eher einem Jugendlichen. Eine recht junge, korpulente Person, die im Finstern schwebte.«
       »Hat er Ihnen das Gesicht beschrieben?«
       »Ja, ich erinnere mich. Ein zerschmettertes oder gehäutetes Gesicht. Raimo sprach von

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